SPIRIT Nr. 46 (Oktober/November 2004)

Top-Stories

Eine rundherum gelungene Veranstaltung

Anfang April hatte ich das Amt der Beauftragten für Internationales übernommen und in den letzten Monaten und Wochen hunderte von e-mail-Anfragen der qualifizierten Teams beantwortet. Und nun war es soweit: Nachdem ich 1998 bereits als Aktive bei einer EM in Schweden war, durfte ich nun das erste Mal als Offizielle dorthin reisen. Ich flog bereits am Donnerstagabend nach Stockholm, da das erste ECA-Meeting bereits für Freitag früh um neun Uhr angesetzt war. In Stockholm angekommen, wurde ich netterweise abgeholt und direkt ins Hotel gebracht, das in unmittelbarer Nähe zur Veranstaltungshalle lag. Kaum angekommen gab es erstmal ein großes Hallo mit den CLL Dancers, die im gleichen Hotel abgestiegen waren. Dann hieß es jedoch ab ins Bett, denn am nächsten morgen mußte ich ja früh raus. Im Meeting am Freitag wurden dann diverse Dinge bezüglich Regelwerksänderungen für die zukünftigen Europameisterschaften besprochen, was sich bis in den Nachmittag hineinzog. Nachmittags konnte ich dann die Zeit nutzen, um mich noch mit einer Bekannten zu treffen, und abends hatte ich sogar noch Zeit für einen kurzen Streifzug durch Stockholm. Die Stadt ist wirklich schön, und was mich so fasziniert hat war, dass es kaum richtig dunkel wurde. Samstag war dann der große Tag für die Seniors. Bereits um 7.30 Uhr war ich am Sportler-Eingang, suchte mir die Kabinennummern der deutschen Teams heraus und wartete auf jedes Team beim Einchecken. Zum Teil brachte ich die Teams zu ihren Kabinen beziehungsweise beschrieb ihnen den Weg dorthin und wies sie nochmal auf Trainings- und Stellprobenzeiten hin. Alles war von den Schweden gut organisiert worden, in jeder Kabine hingen Zeit- und Hallenpläne zur besseren Orientierung. Die Kabinen waren geräumig und mit meistens nur zwei bis drei Teams gefüllt, so dass man sich noch ganz gut bewegen konnte. Auch die Aufwärm-Bereiche und die Halle an sich machten einen großen und guten Eindruck. Man durfte also gespannt sein. Die Stellproben verliefen relativ reibungslos und im Vergleich zu früheren Jahren gab es kaum »Beschwerden« von der Jury, und so mussten die deutschen Teams meist gar nichts oder nur Kleinigkeiten ändern. Auffallend war, dass die Jury sehr bemüht war und meist auch noch freundliche Tipps gab. Ich hatte mich in der Kabine der CLL Dancers mit einquartiert, schaute jedoch auch immer mal bei den anderen Teams vorbei. Dann kam die Probe für den Einmarsch. Ähnlich wie bei einer Olympiade marschieren alle Sportler/innen zuerst ein, und dann gibt es eine Eröffnungszeremonie bevor die eigentlichen Wettkämpfe beginnen. Ich also mit dem »Germany«-Schild vorneweg und alle deutschen Teilnehmer hinterher. Aber das war ja nur die Probe. Als es dann gegen Mittag so richtig losging, war das schon ein tolles Gefühl, vor allem weil die Halle endlich mal bei einer EM so richtig gut gefüllt war. Immerhin waren circa 1.600 Zuschauer in die Hovet Arena gekommen, um sich europäisches Spitzen-Cheerleading anzusehen. Darunter waren auch zahlreiche Fans aus Deutschland, die für gute Stimmung sorgten. Die Teilnehmer im Partner- und Group-Stunt waren die ersten, die an diesem Tag auf die Matte mussten. Im großen und ganzen verliefen die Routines gut, nur leider hatten Sven und Didi von ALBA Berlin Xtreme etwas Pech bei ihrem Programm. Bei CLL klappte es dafür umso besser, was dann letztlich verdient mit dem Europameister-Titel belohnt wurde ...

 

Verzauberte Cheerleader

Nicht erst seit Harry Potter ist die Menschheit fasziniert von der Zauberei. Gott sei Dank sind die fragwürdigen Methoden aus dem Mittelalter schon lange Schnee von gestern. Und so erfreut sich auch die Cheerleader-Szene seit zwei Jahren an einer neuen Bereicherung aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Teams der Little Pepper Witches (Junior Cheer, Junior Dance) und Lazy Wizards (Senior All Girl, Senior Co-Ed und Senior Dance) aus Neustrelitz ließen besonders im Dance in dieser Saison aufhorchen. Ein Grund mehr, die Teams einmal genauer vorzustellen. Das »Hexenhaus« gibt es erst seit Mai 2002. Allerdings gibt es eine kleine Vorgeschichte. Aufgrund der Altersregelung mussten sich die ehemaligen Little Witches, Jugend-Cheerleader bei den Tollense Sharks, mal wieder neu formieren. Die Coaches Ulrike Strachardt und Tina Eberhardt steckten alle Energie in den Aufbau dieses Teams. Insgesamt 30 Mädchen trainierten zweimal wöchentlich für Auftritte. Lediglich vier dieser Mädchen waren »alte Hasen«. Es gab Sondertrainingseinheiten, Trainingslager etc. Die Gruppe wuchs zu einer Einheit zusammen und wurde auch leistungstechnisch stärker. Es lief bestens, im Gegensatz zum dazugehörigen Damen-Team. Dort gab es schon seit Längerem Unstimmigkeiten, und das Jugend-Team sollte mit in den Twist hineingezogen werden. Durch die anhaltenden Streitereien nahmen einige Eltern ihre Kinder sogar aus dem Verein. Nichtsdestotrotz traten die Little Witches bei der Landesmeisterschaft 2001 in Berlin an und schafften die Qualifikation für die Deutsche Jugend-Meisterschaft in Marburg 2002. Bereits in der Vorbereitung entstand der Kontakt zum Fußballverein TSG Neustrelitz. Die damalige Verbandsligamannschaft stand auf dem ersten Platz und wollte in die Amateuroberliga aufsteigen. Dort wollten sie ihren Zuschauern neben Fußball, Bratwurst und Bier auch noch etwas Nettes fürs Auge bieten ...

 

Warm-Up - Schikane des Coaches?

Höher, schneller, weiter... Seit Urzeiten symbolisieren diese drei Begriffe die Motivation von Leistungssportlern aller Art. Auch für die Sportart Cheerleading haben diese Worte ihre Gültigkeit. In den letzten Jahren ist das Leistungsniveau regelrecht explodiert, und nach den ersten zaghaften Anfängen mit einfachen Pyramiden und Motions müssen deutsche Top-Teams durchaus auch den Vergleich mit amerikanischen oder japanischen Teams nicht mehr scheuen. Die Leistungsdifferenz schrumpft immer weiter. Level-4-Pyramiden oder spektakuläres Tumblen gehört auch hier zu Lande schon bei vielen Teams zum guten Ton. Dass modernes Cheerleading ein Hochleistungssport ist, muss hier nicht extra erwähnt werden. Doch der Weg zu guten Leistungen setzt auch eine höhere Risikobereitschaft bei Coaches und Teams voraus, und leider ist damit auch ein erhöhtes Verletzungsrisiko verbunden. Es gibt zwar leider keine aktuellen Zahlen in diesem Zusammenhang, aber jeder kennt die Problematik, und es ist einfach wichtig, dass sich gerade jüngere Cheerleader möglicher Risiken bewusst sind und natürlich wissen, was sie selbst dazu beitragen können, um Verletzungen zu vermeiden. Eine ältere Studie aus den USA belegt eindrucksvoll, dass im High-School-Bereich 49,1 Prozent und im College-Bereich 64 Prozent aller schweren Verletzungen beim Cheerleading passieren; wie Kopfverletzungen mit Schädelbrüchen (in zwei Fällen sogar mit Todesfolge), Frakturen und Bänderverletzungen im gesamten Wirbelsäulenbereich, teilweise mit bleibenden Schäden. Aber soweit muss es ja gar nicht erst kommen. Keine Sportart sollte leichtfertig ausgeführt werden und nur unter der Anleitung eines ausgebildeten Trainers. Spaß gehört beim Cheerleading dazu, aber es darf nicht leichtsinnig machen. Zum Glück sind die häufigsten Verletzungen eher »leichterer« Natur und die schweren Verletzungen die absoluten Ausnahmen. Bei einer nicht repräsentativen Befragung wurden als häufigste Verletzungen Bänderdehnungen, -anrisse, -risse, Gelenkprobleme, Muskelzerrungen und Muskelfaserrisse sowie Rückenprobleme genannt. Der erste und wichtigste Schritt zur Verletzungsvermeidung ist das Warm-up, das leider von vielen nicht so richtig ernst genommen wird. Es handelt sich hierbei nicht um Schikane des Coaches, und Ihr solltet die Übungen auch nicht einfach nur so »abreißen«. Das ist nicht Sinn und Zweck der Warm-up-Übungen ...

 

It's raining again...

Auch wenn es das Wetter anfangs in diesem Sommer nicht so furchtbar gut mit uns gemeint hat, hatten wir dann ja doch noch ein paar schöne Sonnentage. »Wetterfest« müssen auch Cheerleader sein, zumindest die, die bei Outdoor-Sportarten cheeren oder bei Auftritten ihr Bestes geben. Im www.cheerforum.de habt Ihr uns ein wenig daran teilhaben lassen, wie Ihr am besten mit Wetterbedingungen umgeht. Für Lizzz aus Koblenz ist es nicht immer »Singing In The Rain«: »Wir mussten bei einem Auftritt zwei Stunden bei einem Kirmeszug hinter einem stinkenden Laster, auf dem ein paar Musikboxen angebracht waren, hinterherlaufen. Zu der Abgas-Vergiftung kam dann noch der Nieselregen. Wir versuchten trotzdem, tapfer weiter zu lächeln und unsere Motions und Jumps zu machen, aber irgendwann war das auch auf der super rutschigen Straße nicht mehr so einfach. Im Anschluss kam dann der Kirmesvorstand zu uns und meinte, dass es ja wieder toll war, dass wir mitgegangen wären, aber dass wir ja nicht gerade motiviert gewesen wären. Vielleicht hätten wir doch mit den Kirmesjungen während des ganzen Zuges ihren Wein trinken sollen, dann wäre uns vielleicht wärmer gewesen, aber der Auftritt danach wäre wahrscheinlich in die Hose gegangen.« Dass man buchstäblich vom Regen in die Traufe kommen kann, weiß Coach Tanja aus Kassel zu berichten: »Vor dem Spiel hat es nur geregnet, aber wir sind trotzdem rausgegangen. Dann schien plötzlich die Sonne und wir dachten, es wird doch noch alles gut. Es wurde aber immer wärmer und wärmer und einige bekamen einen Sonnenbrand. Und da es vorher die ganze Zeit geregnet hatte, hatte auch keiner Sonnencreme dabei. Dann plötzlich fing es wieder an zu regnen. Wir haben uns dann mit Jumps und Cheers warmgehalten. Dann kam wieder die Sonne. Das war schon ein komisches Wetter. Dann aber kam es richtig dick. Es regnete nicht nur, es schüttete wie aus Eimern und zwar richtig dicke Tropfen. Zu allem Überfluss kam dann auch noch ein Sturm auf. Es wurde plötzlich saukalt, aber wir sind stehen geblieben. Wir dachten, es geht gleich wieder vorbei, wie vorher auch, aber es wurde nicht besser. Dann wurde das Spiel aber abgebrochen und wir konnten uns zum Aufwärmen verabschieden.« Dass es besonders im Regen schon mal eine »glitschige« und auch nicht ganz ungefährliche Angelegenheit werden kann, davon kann auch Dani aus Koblenz ein Lied singen: »Wir hatten gerade vor kurzem einen Auftritt im strömenden Regen. Eigentlich habe ich ja nichts gegen Regen, aber das es dazu noch ziemlich kalt war, hätte nicht sein müssen. Es war außerdem eine sehr glitschige Angelegenheit. Ich bin froh, dass wir für Handball cheeren und somit nicht vom Wetter abhängig sind. Allerdings haben wir momentan ziemlich viele Auftritte unter freiem Himmel, da wünscht man sich doch manchmal den Jahrhundertsommer vom letzten Jahr zurück.« ...

 

Inhalt

Meisterschaften I

Rückblick auf die EM

 

Meisterschaften II

BWO 2004/2005 - Das ist neu!

 

Deutschland

Cheeren in Schleswig-Holstein

 

Aus aller welt

BCA Championships in Nottingham

 

Rundblick

Von Hamburg bis nach Frankfurt

 

Poster

Streaks aus Berlin

 

Team-Porträt

Little Pepper Witches

Norderstedt, Hamburg, Braunschweig

 

Comic

Spirit World

 

Just Married

Hazan und Dirk

 

Medizin-Check

Coaches Schikane

 

Technik

Tipps zum Warm up

 

Multimedia

www.greenlightning.ch

 

Hot Stuff

Träumen von Brasilien

 

Cheer Talk

Vom Regen ...

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe