SPIRIT Nr. 23 (November/Dezember/Januar 2000/2001)

Top-Stories

Die Geschichte der NCA (Teil 1)

In den USA gibt es mehrere Cheerleader­Organisationen, auf die die Cheerleader zurückgreifen können. Die älteste und größte dieser Organisationen ist die NCA (National Cheerleader Association). Seit über 50 Jahren dreht sich hier alles um den Sport Cheerleading. Angefangen hat alles kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges im texanischen Dallas. Ein junger Mann Namens Lawrence Herkimer besaß gute gymnastische Fähigkeiten. Einer sportlichen Karriere stand eigentlich nichts im Wege. Jedoch hatte Herkimer ein Problem. Er stotterte. Diese Tatsache wirkte sich stark auf sein Auftreten in der Öffentlichkeit aus, Die Teilnahme an einem Sprachtraining schaffte Abhilfe. Herkimer erkannte, dass er durch das intensive Training mit seinem Sprachtrainer nicht nur sein Stottern einschränken konnte, sondern sich auch sein Selbstbewusstsein immens gesteigert hatte. Hiervon beflügelt, nahm er an einem Tryout seiner High School für das Cheerleaderteam teil. Der damalige Trainer war äußerst erfreut, einen guten Sportler in das Team zu bekommen, und so schaffte Herkimer den Sprung in das Squad. Bereits nach kurzer Zeit machte er eine erstaunliche Entdeckung. Er stotterte nicht, wenn er cheerte. In dieser Zeit wählte er seinen persönlichen Lebensgrundsatz, der ihn auch heute noch begleitet: »Ich glaube daran, alles schaffen zu können...« Nach seiner College-Zeit erkannte Herkimer, dass die damaligen Cheerleadersquads alle für sich trainierten und sich das Leistungsbild der Cheerleader in den letzten Jahren kaum gesteigert oder gar geändert hatte. Es gab keine Anlaufstelle, die Cheerleader-Interessen vertrat und keinen Informationsfluss für Trainer. Das änderte sich, als Lawrence Herkimer 1948 in Dallas (Texas) die National Cheerleader Association (NCA) gründete. 1949 hielt er sein erstes Cheerleadercamp an der Sam Houston State University in Huntsville (Texas) ab. Neben seiner Person waren auch ein Sprechtrainer und ein Englischlehrer anwesend. Der Sprechtrainer lehrte die Mädchen die Fähigkeit, blockadefrei vor einer großen Zahl von Personen zu sprechen. Der Englischlehrer arbeite mit den Teilnehmerinnen an Rhythmen der englischen Sprache, um die Cheers einfacher verständlich zu machen. Obwohl beide Personen eine hervorragende Arbeit taten, kam Herkimer mit Abstand am besten an. Er vermittelte eine neue Art des Cheerleadings. Er nutzte zur Unterstützung der Cheers Armbewegungen, die besonders gespannt ausgeführt extrem synchron waren. Diese nannte er »Motions«. Des Weiteren baute er seine gymnastischen Fähigkeiten in die Cheers ein und kreierte Sprünge, die ebenfalls in den Cheers eingebunden werden konnten. Einer dieser Sprünge trägt noch heute seinen Namen, der »Herkie Jump«...

 

Erstes deutsches Dance Camp

Am 16. und 17. September fand das erste NCA Dance Camp dieser Art statt. Insgesamt 98 ausschließlich weibliche Cheerleader aus 13 Teams fanden sich in der Turnhalle am Müngersdorfer Stadion in Köln ein, um sich Tipps und Tricks aus dem Bereich Dance zeigen zu lassen. Zwei volle Tage lang wurde zusammen mit den NCA-Instruktoren Paul Holtum, Simone Schwarz und Miriam Cremer an den verschieden Techniken gearbeitet und gefeilt. Und genau auf das Erlernen und die Verbesserung eben dieser Techniken wurde besonders viel Wert gelegt. So wurden neben den Jumps auch hauptsächlich Dance Skills wie Drehungen, Pirouetten und Kicks aller Art sowie die richtige Körper - oder Fußhaltung geübt. Schließlich muss erst mal eine gute Basis geschaffen werden, auf die der Trainer dann mit seiner eigenen Choreographie zurückgreifen kann. Nur so kann eine saubere und ansprechende Ausführung bei Wettkämpfen und Auftritten gewährleistet werden. Ebenfalls wurden Stretch-Techniken gezeigt, so dass sich jeder optimal auf sein Training vorbereiten kann oder vielleicht bald einen Spagat schafft. Natürlich wurden neben der reinen Tanztechnik auch noch ganze Tänze erlernt. Extra für dieses Camp gab es einen eigenen Spirit-Dance, den alle Teilnehmer einstudierten. Auf Wunsch der Tänzerinnen hin wurde dann noch der diesjährige Spirit-Dance der Cheer Camps gelernt. In den Optional Classes konnten sich die Cheerleader für einen »basic«, einen »intermediate« oder einen »advanced dance« entscheiden. So lernte die »basic class« einen Rom Dance, die »intermediate class« einen Funk Dance und die »advanced class« einen Jazz Dance. Größere Squads konnten sich aufteilen, um alle Tänze beigebracht zu bekommen. Natürlich gab es auch wieder die bekannten Spirit Books, in denen man alles noch mal nachlesen kann, wenn bei dem einen oder anderen vielleicht im Nachhinein noch ein Schritt fehlen sollte. Wie bei den Cheer Camps wurden auch hier einzelne Cheerleader zum All American nominiert. Diese mussten am Sonntag den Spirit vortanzen, um den begehrten Titel zu erhalten. Außerdem wurden auch die Evaluations durchgeführt. Nach der Beurteilung der Gruppen, die ebenfalls den Spirit vortanzen mussten, wurden diesmal allerdings keine Ribbons sondern goldene, silberne und bronzene Pokale vergeben. Traute Lauterbach, die Camp-Leiterin, hält das Dance Camp für einen vollen Erfolg. Gerade bei der heutigen Entwicklung im Bereich Cheer Dance sei es wichtig, eine gute tänzerische Grundlage zu schaffen. Deshalb ist sie auch nicht überrascht darüber, dass die Hälfte der Teams an diesem Wochenende reine Dance Teams waren. Aufgrund der großen Nachfrage soll jedoch beim nächsten Mal auf jeden Fall eine größere Halle gefunden werden. Nächstes Jahr wird nämlich auf jeden Fall wieder ein Dance Camp in Köln stattfinden. Eine Hoffnung gibt Traute Lauterbach allen Interessierten mit auf den Weg: Wer aufgrund des großen Erfolges der Kölner Veranstaltung jetzt vielleicht doch Interesse an einem Dance Camp hat, muss nicht allzu lange warten. Am zweiten Januar-Wochenende wird noch eines mit dem gleichen Lehrmaterial durchgeführt; diesmal in Berlin!

 

Back to the Roots

Für Amber Wisneski hat sich der Kreis geschlossen. Im Juli führte die Cheerleader-Koordinatorin von Berlin Thunder acht ihrer Mädchen ins sonnige Kalifornien, genauer nach Santa Barbara, dort, wo für sie alles begann. Sechs Jahre ist es her, dass ihre Trainerin an der University of Missouri Amber einen Sommerjob bei der U.S.A. (United Spirit Association) verschaffte, dem Mekka für all jene Cheerleader, die sich verbessern und weiterbilden wollen, ganz gleich, in welcher Sportart sie tätig sind. Man lernt nie aus, und nirgendwo wird das deutlicher als in den Sommer-Camps der U.S.A., wo sich bisweilen bis zu 300 Mädchen tummeln und sich den letzten Schliff holen oder die angesagtesten Tänze mitnehmen wollen. Vom High-School-Level bis zu den Profis aus NFL und NBA ist dort alles vertreten. Es versteht sich von selbst, dass diese Bandbreite an Lernwilligen nur mit Trainern gemeistert werden kann, denen ihr erstklassiger Ruf vorauseilt. Selbst Choreographen für Welttourneen von Superstars wie Michael Jackson finden den Weg nach Santa Barbara und geben ihre Erfahrung weiter. Wer hätte solche Juwelen nicht gerne länger als nur ein paar Tage zur Verfügung, dachte sich auch die ehemalige Cheerleader-Koordinatorin von Rhein Fire, Barbara-Jo Valentine. Die schon einiges gesehen hatte, bevor sie das erste Mal das Sommercamp besuchte, und doch überwältigt war von der professionellen Arbeit, begeistert auch von Amber Wisneski. So kam es, dass Amber über die Vermittlung von Barbara-Jo Valentine den Weg nach Berlin fand, und so kam es, dass Amber wiederum auch den Weg zurückfand nach Santa Barbara, acht ihrer Mädchen im Gepäck. Und während Amber zu ihren Wurzeln zurückkehrte, betraten viele der Mädchen Neuland, weil sie nicht nur das erste Mal im Camp, sondern auch das erste Mal überhaupt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten waren. Vier Tage unter professionellen Bedingungen zu arbeiten und zu lernen, das war allerdings nur einem Drittel des Squads, unter ihnen Stefanie Ader und Melanie Lehmann, beschieden gewesen. Trotz der von Amber Wisneski ausgehandelten Rabatte blieb die Reise für einige unerschwinglich, andere bekamen keinen Urlaub. Nach den Erlebnisberichten der acht Verbliebenen aber stehen die Chancen gut, dass es im nächsten Jahr deutlich mehr sein werden, die sich das Camp im Juli dick im Kalender anstreichen, rechtzeitig den Urlaub anmelden, um sich in vier Tagen einer Sache zu widmen: das Tanzen leben. Konkret kann man sich das so vorstellen: »Um 7.30 Uhr gab's Frühstück. Ab 8.00 Uhr fing das Aufwärmen an, das war ein gutes Gefühl, auf den Körper bedacht, langsam in den Tag zu kommen. Dann wurden einige Tanzelemente vorgeführt, um uns einen ersten Eindruck zu vermitteln. Von da ab an waren wir eigentlich nur noch am Tanzen«, schildert Melanie Lehmann den Tagesablauf. Eine intensive Erfahrung, die Stefanie Ader in bleibender Erinnerung geblieben ist: »Die Arbeit und die Atmosphäre, in der das Camp ablief, das hat mich schwer beeindruckt. Alles gute Tänzer und Tänzerinnen. Das merkt man, was es bedeutet, wenn man schon in der Schule damit anfängt.« Genau das war die professionelle Atmosphäre aus Disziplin und Intensität, mit der Amber Wisnewski die acht Mädchen konfrontieren wollte. Eine Atmosphäre, die man sich nur schwer vorstellen kann und die nicht ohne weiteres in eine Sporthalle in Europa verpflanzt werden kann. Ein Umfeld, das man selbst erlebt haben muss, das abfärben soll. Begegnung mit einer Kultur, in der das Cheerleading so selbstverständlich ist wie bei uns der Gummi-Twist auf dem Schulhof oder die Ballett-Schule. Mehr noch: Eine Begegnung mit den absoluten Trendsettern der Branche. Was hier gelehrt wurde, bekommen die amerikanischen Fans im Herbst zu sehen, und im Frühjahr kommen die deutschen Fans in den Genuss. Ähnlich wie in der Modebranche, in der im Sommer längst feststeht, was im kommenden Frühjahr getragen wird, welche Farben »in« sind. Salsa, Hip Hop, sogar Jazziges bis hin zu klassischen Elementen - für jeden Geschmack war etwas dabei, und wie immer in solchen - Schlaraffenland-ähnlichen - Verhältnissen war das Schwerste die Auswahl...

 

Inhalt

Meisterschaften I

Von BaWü bis Schleswig-Holstein

 

Meisterschaften II

Einblick in die Jurorenwertung

 

Rundblick

Challengers

Scorpions Cheerleader

Cheerleader des 1. FC Köln

Lunatics Cheerleader

 

Dies & Das

Die Geschichte der NCA (Teil1)

 

Deutschland

NCA Dance Camp

 

Technik I

Der Shoulderstand

 

Technik II

Der Twistcradle

 

Aus aller Welt

The Skyrocket Cheer (Teil 2)

 

On Tour

Back to the Roots

 

Postkasten

Leser fragen und SPIRIT antwortet

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe