SPIRIT Nr. 22 (September/Oktober 2000)

Top-Stories

Wings of Fire - Europameister 2000

Bei den diesjährigen Europameisterschaften dominierten einmal mehr die Teams aus Finnland und Slowenien. Doch auch die deutschen Teams trumpften auf und belegten einige der vorderen Plätze. Den größten Erfolg feierten hier die Wings of Fire, das Junior-Cheer-Mixed-Team der Bremen Firebirds. Als einziges deutsches Team konnten sie einen Europameistertitel mit nach Hause nehmen. Ein großartiger Erfolg für das noch junge Team, das es in dieser Form erst seit September 1998 gibt. Die Wings of Fire entstanden eher durch einen Zufall. Als bei einem Showauftritt des Junior All Girl Teams Little Birds einige Mädchen fehlten, sprangen ein paar Jugend-Footballspieler der Birds of Prey ein. Und offensichtlich hatten alle so viel Spaß an der Sache, dass man sich entschloss, als Mixed-Team weiterzutrainieren. Die Wings of Fire waren geboren. Man war sogar so motiviert, dass man noch im selben Jahr an der Bremer Landesmeisterschaft teilnahm und sowohl Landesmeister als auch anschließend Deutscher Meister wurde. Die Freude über die automatische Qualifikation zur Europameisterschaft in Berlin wurde leider durch den Boykott der teilnehmenden deutschen Teams getrübt. Auf ein Neues also, und so wurden die Wings of Fire auch 1999 wieder Bremer Landesmeister sowie Deutscher Meister. Und dieses Mal sollte es sogar bei der Europameisterschaft klappen. Man hatte zwar »nur« ein Konkurrenz-Team zum Gegner, jedoch durfte man das Team aus Slowenien nicht unterschätzen. Mit einem anspruchsvollen Programm und hohem Schwierigkeitsgrad konnte man sich gegenüber dem slowenischen Team letztendlich durchsetzen. Die Freude war natürlich riesengroß. Und selbstverständlich liegt bei so viel Erfolg die Frage nach dessen Ursachen nahe. Wo der viel zitierte Schlüssel liege, der den Wings of Fire einen Titel nach dem anderen beschert, lasse sich so einfach nicht beantworten. Nicole Balz, die Trainerin, hat folgende Erklärung parat: »Der Erfolg der Little Birds und der immer größer werdende Erfolg der daraus entstandenen Wings of Fire liegt in der Zusammenarbeit des Trainergespanns seit fünf Jahren.« Das Trainergespann, das ist das Trio bestehend aus Nicole Balz (zuständig für das Jugend- und Damenteam), ihrer Schwester Vanessa (zuständig für Dance) und ihrem Lebensgefährten Alexander Kanzig (Stunts und Tumbling). Harmonie und Kontinuität kennzeichnet die Arbeit des Gespanns ebenso wie eine erstklassige Ausbildung, die Balz näher erläutert: »Die absolvierten Juryschulungen und die vorhandene A-Lizenz tragen sicherlich zum Erfolg bei, da man genau weiß, worauf die Jury achtet und wie man seine Punkte auf Meisterschaften bekommt. Alle unsere Trainer müssen eine Jury-Schulung absolviert haben.« Momentan besteht das Team aus 19 Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren. Die Wings of Fire stehen sowohl beim Football Team der Bremen Firebirds (Oberliga Nord) als auch beim Jugendteam der Ritterhude Badgers an der Sideline. Ein volles Programm, und dazu bedarf es der Disziplin ebenso wie der Motivation und des Zusammenhalts im Squad. »Wir gehen unseren Weg und verfolgen unsere Ziele mit sehr viel Ehrgeiz und Einsatz, nicht nur beim Training. Es werden gemeinsame Fahrten in Freizeitparks gemacht. Manche Eltern finden uns manchmal ein wenig streng, aber der Erfolg gibt uns Recht«, meint Nicole Balz nicht ohne Anflug von Stolz. Neben den Wings Of Fire gibt es auch noch das PeeWee-Team PWC of Fire, das Damen-Team Firegirls sowie das Senior-Co-Ed-Team BFC Firestorm und das Danceteam Energy Of Fire. Angesprochen auf die Stärken des noch jungen Teams, meint Nicole Balz: »Wenn es darauf ankommt, kann das Team von 0 auf 100 gehen. Wie bei einem Radio, das man anschaltet. Beim Training geht es schon zur Sache, und alles muss mehrfach wiederholt werden. Wenn wir aber einen Auftritt haben oder bei Meisterschaften stehen, funktioniert alles fast wie von selbst, selbst mit dem Spirit.« Besonders Stunts und Showeffekte liegen den Wings of Fire besonders und zeichnen das Team aus. Die kommenden Ziele liegen klar auf der Hand: die EM-Titelverteidigung und die Teilnahme an der 1. Weltmeisterschaft 2001. Es muss also auch in Zukunft mit Cheerleading Teams aus Bremen gerechnet werden.

 

Cheers und Basketball - »Es ist wetterunabhängig!«

Wer das Sportgeschehen in den letzen Jahren verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, dass in keiner anderen Sportart das Cheerleading so sehr boomt wie momentan beim Basketball. Angefangen hat alles mit den Bayer 04 »Riesen vom Rhein«, die bereits seit 1991 von Cheerleadern unterstützt werden. Damals ging die Initiative vom Management der Basketballabteilung selbst aus. Man dachte, dass Cheerleader sich nicht nur beim Football, sondern auch bei dieser Sportart richtig gut machen würden. Sie sollten Recht behalten. Zu Anfang bestand das Team aus nur sieben Tänzerinnen, trainiert von einer Frau, die selber früher Cheerleader war. Bald wuchs die Teamstärke auf neun Mädels an. Durch kontinuierliches Training und Fortbildungen wurde die Gruppe, damals noch Lionettes genannt, immer erfolgreicher und größer. Als 1995 die ersten Männer dazukamen, entstand das heutige Mixed-Team, die Wildcats. Startschwierigkeiten gab es also für die Bayer 04 Cheerleader nie. Trotzdem waren sie für lange Zeit die Einzigen und somit ein Vorreiter auf diesem Gebiet. So richtig vorangetrieben wird diese Entwicklung - Cheerleading beim Basketball- erst seit etwa zwei bis drei Jahren, sodass sich inzwischen auch alle anderen Bundesliga- und auch etliche Nicht-Bundesliga-Teams ihre eigenen Cheerleader »zugelegt« haben. Während dabei einige Vereine ganz neue Squads bildeten, haben andere Vereine bereits bestehende Cheerteams vom Football gemietet. So manches Management hat auch auf Angebote von Tanzschulen oder Ballettstudios zurückgegriffen. So unterschiedlich wie die Methoden, so unterschiedlich sind auch die Ergebnisse. Die einzelnen Squads unterscheiden sich sehr. Während manche Teams mit langjähriger Erfahrung und von Verein und Sponsor voll ausgestattet ins Spiel gehen, stehen andere Gruppen noch am Anfang mit nur kurzem Programm und in Aerobic-Anzüge gekleidet. Auch beim Alter der Tänzerinnen gibt es große Unterschiede. Große und erfahrene Teams wie die Frankfurt Skyliner zum Beispiel, die über ausreichend Zuwachs verfügen und bei den Tryouts gut aussortieren können, beanstanden, dass manch anderes Cheerteam zu junge Mitglieder hat. Nicht zuletzt sind die qualitativen Unterschiede zu bemerken. Nicht jedes Team besteht aus »professionellen« Cheerleadern, sondern bietet diese Dienstleistung eher als Ausgleich zu den sonstigen Auftritten an, die aber eher dem Bereich Jazz, Hip Hop oder Showaerobic zuzuordnen sind. Dies geschieht natürlich sehr zum Missfallen der reinen Cheerteams, besonders im Hinblick auf die Qualitätssicherung im Cheerleading. Nichtsdestotrotz macht allen Teams das Cheerleading Spaß. Das Spiel beim Basketball ist schnell, und man weiß nie, wann eine Mannschaft eines ihrer fünf Timeouts pro Spiel nimmt. Dann gehen die Spieler vom Feld und die Cheerleader stürmen vor, um ihr neuestes Werk zu präsentieren. Um die Zeit möglichst effektiv zu nutzen, ist hier also hohe Aufmerksamkeit und ein schnelles Reaktionsvermögen der Tänzerinnen und Tänzer sowie ein straffes Programm gefragt. Die meisten Squads bestehen - bis auf wenige Ausnahmen - aus nur zehn bis 15 Mitgliedern, also weniger als beim Football. Des Weiteren sind die meisten Teams reine Dance-Teams, da dies beim Publikum besser ankommt. Da ein Timeout relativ kurz ist, bleibt den Squads für ihre Darbietung nicht viel mehr als eine Minute. Dabei kann es durchaus auch mal passieren, dass die Musik einfach abgedreht wird und der Tanz nicht zu Ende geführt werden kann. Während die Basketballer dann wieder ans Werk gehen, versucht natürlich jedes Squad, sein Team so gut wie möglich zu unterstützen. Aufgrund des Platzmangels in vielen Basketballhallen ist dies jedoch leider nur unter den Körben möglich, da die Publikumssitze an den Längsseiten meist bis zum Spielfeld heran reichen. Die einzige große Chance, mal ein volles Programm zu zeigen und sein ganzes Können zu präsentieren, besteht also hauptsächlich in der 15- bis 20-minütigen Halbzeitpause oder manchmal auch in einer Pre-Game-Show. Auf die Frage hin, was denn das Beste daran sei, ausgerechnet beim Basketball zu cheeren, kommen von den einzelnen Teams die unterschiedlichsten Antworten. Viele empfinden die Nähe zum Publikum als den großen Unterschied zum Football, andere loben die Schnelligkeit und die Abwechslung beim Spiel. Oliver Gericke und Eve Ronowski von den Leverkusener Wildcats riefen jedoch wie aus einem Munde: »Es ist wetterunabhängig!« Jeder, der einmal bei einem Football- oder Fußballspiel im Regen gecheert hat, kann dies bestimmt nachvollziehen. Doch es machen sich auch kritische Stimmen breit. Je nach Publikum ist die Stimmung bei den Aufführungen geradezu schlecht. Durch den bereits erwähnten Platzmangel fühlen sich manche Zuschauer von den Cheerleadern in der Sicht auf die Spieler behindert - sogar während der Timeouts. »In den USA ist das nicht so. Die Hallen sind größer, man hat mehr Platz. Viele Spiele finden außerdem am College statt, wo hauptsächlich junges Publikum ist. Die älteren Zuschauer dort waren früher oft selber auf dem College und kennen Basketball nicht ohne Cheerleader. Dort gehört das Cheerleading zum Basketball wie zum Football«, erklärt Oliver Gericke. Ob Cheerleading beim Basketball hierzulande gut ankommt oder nicht, hängt viel vom Zuschauertyp ab. Während die jüngeren Zuschauer oft begeistert mitgehen und die dargebrachten Tänze und Stunts mit ausreichend Applaus belohnen, können die älteren Besucher - gemeint ist der »Typ Anzug« - oft nichts mit Cheerleading anfangen und empfinden es im Extremfall sogar als störend. Dadurch ist die Stimmung bei den Spielen oft wechselhaft, aber selten befriedigend. Da sind sich fast alle Teams einig. Die Cheerleader des SSV-Hagebau aus Weissenfels haben nach der Saison '99 sogar ihrem Ärger im Internet Luft gemacht. »Niemand darf sich wundern, wenn sich bald kaum noch Mädchen bereit finden, bei den Basketballspielen aufzutreten. Beim Showtanz erhalten sie viel Anerkennung, deshalb konzentrieren sie sich zunehmend in diese Richtung«, so Trainerin Heike Lattermann. Heute sagt sie, dass sich dadurch im nachfolgenden Jahr viel verändert hat. Das Publikum und der Verein haben gemerkt, dass hier nicht nur Spieler um Punkte kämpfen, sondern auch die Cheerleader um Anerkennung. Doch bei den meisten Teams haben solche oder ähnliche Äußerungen nicht viel erreicht, und so kommt es, dass auch nach dieser Saison vielleicht der ein oder andere Cheerleader aufhört oder zum Football abwandert - entweder alleine oder sogar mit dem gesamten Squad. Da heißt es dann, in der nächsten Saison möglichst viele neue Leute einzutrainieren oder den bestehenden Teams noch ein paar Tipps zu geben. Dies hat sich Oliver Gericke, Manager der Wildcats, vorgenommen. Er möchte alle Mannschaften anschreiben, um ein Camp speziell für Basketball-Cheerleader zu veranstalten.

 

Musik-Cheerleading - Kombination von Musik und Akrobatik

Die Funky Spirit Cheerleader aus Weyhausen bei Wolfsburg sind das erste Cheerleading-Squad, das nicht einem Sportverein, sondern einem Musikverein angehört, dem Fanfarenzug Weyhausen. Wie es dazu gekommen ist, wollen wir Euch nun kurz erzählen. Im Jahre 1997 gelang es dem Fanfarenzug Weyhausen durch seine langjährigen Erfolge, sich für den World Music Contest in Kerkrade (Niederlande), der Weltmeisterschaft für Musikzüge, zu qualifizieren. Zu diesem Ereignis hatte sich der Dirigent und musikalische Leiter Stephan Kistner etwas Außergewöhnliches einfallen lassen: die Kombination von Musik und Akrobatik. Die Idee dazu kam ihm, als er einen Auftritt der Honeybees des TV-Jahn Wolfsburg sah. Zusammen mit den Honeybees wurde dann ein vollkommen neues Showkonzept entwickelt, das bis heute im Bereich Marschmusik einzigartig ist. Mit dieser Innovation gewann man gleich zwei Goldmedaillen. Die Zusammenarbeit mit den Honeybees konnte aber nicht fortgeführt werden, weil sie einen Vertrag mit Ferrari angeboten bekamen. Da 1998 ein größerer Auftritt in Blankenberge (Belgien) bevorstand, benötigte man neue Cheerleader. So kam es, dass das Damen-Nachwuchsteam des TV Jahn, die Blue Birds, diesen Auftritt übernahm. Ende des Jahres wurden die Blue Birds aufgelöst. Der größte Teil des Teams trat dem Fanfarenzug bei, und ein neues Cheerleader-Squad, die Funky Spirits, wurde gegründet. Anfangs bestand das Team aus 13 Personen. Da noch kein Trainer vorhanden war, übernahm Stephan Kistner vorerst das Training. Anfängliche Probleme beim ungewohnten Marschieren und Formationenlaufen wurden nach und nach behoben. Seit 1999 werden die Funky Spirits von Ina Marrese (Ex-Trainerin der Blue Birds) trainiert. Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen Sport-Cheerleading und Musik-Cheerleading? Im Gegensatz zu anderen Teams sind Bindung und Abstimmung mit den Spielleuten des Fanfarenzuges viel intensiver als zum Beispiel zu den Footballspielern. Es werden gemeinsame, aber auch einzelne Trainingseinheiten absolviert; darunter auch ganztägige Übungseinheiten und Trainingslager, bei denen die Gemeinschaft immer mehr zusammenwächst. Der Fanfarenzug Weyhausen ist kein gewöhnlicher Fanfarenzug. Mit seinen modernen und fetzigen Musikstücken verfolgt er einen einzigartigen Stil, der für Fanfarenzüge vollkommen untypisch ist und der Jung und Alt gleichermaßen anspricht. Dies konnten wir auf den zahlreichen Auftritten und Straßen- shows selbst erleben, zum Beispiel beim Bootskorso in Havelberg, Karnevalsumzug in Braunschweig, Rosenmontag in Beckum und zahlreichen Auslandsauftritten. Nicht nur uns gefällt diese neue Kombination von Musik und Akrobatik, sondern auch dem Publikum, das uns seine Begeisterung stets aufs Neue bestätigt. Im Juni diesen Jahres fand ein hochkarätiger Musik- und Showwettstreit in Hamont (Belgien) statt. Die dafür zu entwickelnde Show sollte optisch und musikalisch sehr anspruchsvoll sein, und somit wurde beschlossen, diese Show mit vielen Cheerleadern zu bestreiten. Da unser Team zu diesem Zeitpunkt nur aus zehn Mädchen bestand, schlossen wir uns mit den Lindenberg Challengers aus Braunschweig zusammen, die von Michaela Wolff trainiert werden. Nach einer kurzen, aber intensiven Vorbereitungszeit war es endlich soweit. Am 10. und 11. Juni fuhren wir erst nach Roermond (Niederlande) und danach nach Hamont. In Roermond nahmen wir am Internationalen Musik & Majoretten Festival teil. Zusammen mit dem Fanfarenzug gewannen wir in den Klassen Marsch und Showparade. Zusätzlich holten sich die Cheerleader den ersten Platz in der Marsch und Showparade der Majoretten und zugleich die Tageshöchstwertung aller teilnehmenden Gruppen. Somit gewannen sie einen Wanderpokal, die Maasland Trophäe. Motiviert fuhren wir also am nächsten Tag weiter nach Hamont. Auch hier konnten wir uns in den gleichen Klassen erfolgreich präsentieren und erzielten jeweils einen ersten Preis. Beim Publikum und auch bei den anderen teilnehmenden Vereinen kam unsere Show sehr gut an, da man so etwas dort noch nie zuvor gesehen hatte. Für uns alle sicher ein unvergessliches Erlebnis. Wir hoffen, Euer Interesse geweckt zu haben, auch mal etwas Außergewöhnliches auszuprobieren. Falls Ihr neugierig auf uns geworden seid und noch weitere Informationen haben wollt, besucht doch unsere Homepage unter www.wolfs-burg.de/~fz_weyhausen oder ruft doch einfach an unter (01 73) 9 18 93 24. Neue Mitglieder sind bei uns immer willkommen, egal ob als Musiker oder als Cheerleader. Eure Funky Spirits

 

Cheers aus Princeton - The Skyrocket Cheer (Teil 1)

Ehrlich, irgendwann in den später 50ern oder frühen 60ern des 19. Jahrhunderts, also so um 1860, mithin vor nunmehr 140 Jahren, wurden Cheers ein Teil des studentischen »Way of Life«. Zumindest in Princeton, einer der alten großen amerikanischen Universitäten. Zwar ist die ehrwürdige Harvard University die älteste Universität Amerikas, aber Princeton, über 100 Jahre nach Harvard gegründet, ist zusammen mit der Rutgers University aus der NCAA I-A die Uni, an der beispielsweise am längsten Football gespielt wird. Die Saison 2000 ist die 131. Football-Saison der beiden Universitäten. Aber zurück zu den Princeton-Cheers. Der erste »Hooray, hooray, hooray! Tiger siss-boom-ah, Princeton!« wurde vom »Skyrocket«-Cheer des »Seventh Regiment« aus New York City adaptiert. Wie, darüber bestehen wie so oft im Leben mehrere Versionen, die so erzählt und weitergetragen werden. Eine Variante: Während des Bürgerkrieges zog das 7. Regiment aus New York über den Campus der Universität und wurde, wie sollte es auch anders sein, natürlich von den Studenten umjubelt. Als Antwort auf diesen Empfang gab das Regiment eine Version ihres »Skyrocket/Tiger Cheers« zum Besten. Das gefiel den Studenten so gut, dass sie einfach den Namen des Regimentes durch ihren eigenen ersetzten. Die dreifachen gleichlautenden Ausrufe wurden als Tigergebrüll empfunden, weshalb der Cheer eben nur noch so benannt wurde: »Tiger Cheer«. Nun, eine etwas andere Fassung besagt, dass sich »Princetonians« Jahre später daran erinnerten, dass zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges, also 1861, das »Seventh Regiment« den Cheer anstimmte, als ihr Zug noch im Princeton-Depot stand, bereit zur Fahrt nach Washington. Ein Kommilitone der Klasse von 1860 war sich darüber hinaus ziemlich sicher, dass ein Klassenkamerad den Cheer im Chemiekurs von Professor Schenk gebracht hatte. Das alles im Frühjahr seines Senior-Jahres. Der »Tiger« übrigens, das Wort selbst oder ein entsprechender Schrei, war ein ganz übliches Element in frühen Cheers, ganz generell. Sein Gebrauch im Rocket Cheer hatte zunächst überhaupt nichts mit dem Princeton-Maskottchen, dem Tiger, zu tun - der kam später. Wie so oft bei Universitäten, haben auch bei der Princeton University die Reporter der örtlichen Presse ihren Anteil an der Namensgebung des Teams. Zu der Zeit um 1880 trug das Team orange-schwarz gestreifte Spielshirts. Das brachte offensichtlich den Reporter auf die Idee, die Spieler der Nassau Hall mit den Worten zu würdigen, dass sie wie die Tiger gekämpft hätten. Seit dieser Zeit wird das Footballteam der Princeton University »Tigers« genannt. Aber auch der besagte »Tiger Cheer« könnte da bei der Namensgebung mitgewirkt haben, obwohl die Bezeichnung »Tiger« ja ursprünglich einen ganz anderen Sachverhalt meinte. Wie auch immer, da fügte sich, was eh gut zusammen passte. Aber, nicht um die Amerikaner zu ärgern, das eigentliche Original »three cheers and a tiger« stammt von der Britischen Marine. Der Princeton »Skyrocket-Cheer« wurde übrigens von Rudyard Kipling in seiner 1892 geschriebenen Story »A matter of Fact« erwähnt. Ein englischer Zeitungsreporter, der einen gänzlich abgeneigten amerikanischen Kollegen überzeugen wollte, einen fantastischen Bericht über eine Seeschlange an die »New York World« zu kabeln, endete seine Überzeugungsarbeit mit dem Ausruf: »Sizz! Boom-ah!« Irgendwann in den 1890er Jahren entwickelte sich der »Skyrocket-Cheer« in den »Locomotive«, den Cheer, der in Princeton am längsten gebräuchlich und überaus »distinctive«, also charakteristisch für Princeton war. Der Cheer beginnt sehr langsam und steigert sich allmählich in der Geschwindigkeit, den Sound einer Lokomotive imitierend: »Ray 'ray 'ray Tiger, tiger, tiger Sis, sis, sis, Boom, boom, boom, ah! Princeton! Princeton! Princeton!« In einem ganz anderen Cheer, der in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts gebräuchlich war, wurden erst »Nassau« and dann »Tiger« dreimal buchstabiert, gefolgt von »fight, team, fight«. Und ein weiterer, der »Short«-Cheer, wurde prinzipiell immer dann eingesetzt, wenn ein einzelner Spieler geehrt oder hervorgehoben werden sollte: »R-r-r-ay, Lourie.« Cheering spielte eine wichtige Rolle in Footballspielen der frühen Jahre. Damals noch ohne Band und ohne über Lautsprecher verstärkte Musik wurden die Timeouts, zumindest in Nassau, mit Locomotives- und Nassau-Cheers überbrückt. Und, wie ein Reporter der Philadelphia Press in seinem Bericht des 29:5-Sieges von Yale über Princeton im Jahre 1900 bemerkte: Das Cheering hörte mit dem Spielende nicht auf. Als die Yale-Fans auf dem Feld über den Sieg vor Freude tanzten, antworteten die gegnerischen Fans von der Tribüne - heute würde man sagen: der »Princeton-Block« - mit: »dem beständigen, tief pulsierenden Stampfen der Lokomotive«. Selbst als alle das Feld verlassen hatten und Dunkelheit eintrat, cheerten immer noch »Princetonians« - cheerten dem Team, cheerten jedem einzelnen Spieler des Teams, cheerten Princeton und zum Schluss sangen sie mit inzwischen rau gewordenen Stimmen jeden Vers von »Old Nassau«. Klar, das sind Traditionen, klar, so entstehen dadurch auch die Traditionen erst. Übrigens, Princeton und Yale trafen sich so um 200 Mal zu Footballspielen, wovon das erste im Jahr 1873 stattfand. Zu einigen der »Meist-Gespielten-Derbies« gehören außerdem die Duelle Princeton und Harvard (das erste 1877) und beispielsweise Princeton und Pennsylvania. In heutigen Zeiten hat Cheering einen deutlich geringeren ritualisierenden Charakter; Cheering reagiert mehr auf die gegenwärtige Situation, so wie »go-Tiger-go«, »take that ball away, heh, heh, take that ball away« und »The one-word call«, zuerst beim Basketball verwendet, später auch beim Football eingesetzt: »DE-fence« mit verschiedenen Malen der Wiederholung. Während das reine Cheering zudem in den letzten Jahren immer weniger wichtig wurde, nahmen die Aktivitäten der Cheerleader an Intensität zu, wurden spektakulärer - mit akrobatischem Tumbling an der Sideline und beispielsweise Push-ups unter den Goalposts, um die Punkte nachzuzählen, von denen es bei Princeton-Spielen reichlich gibt. So werden heutzutage Cheerleader wohl mehr wegen ihrer akrobatischen Fähigkeiten gecastet als aufgrund ihrer Prominenz auf dem Campus.

 

Inhalt

Deutschland I

Wings of Fire - amtierender Europameister

 

Deutschland II

Cheers und Basketball - Höhe und Tiefen

 

Porträt

Erfolgstrainer Peter Aguirre

 

Team-Porträt

Funky Spirits - Kombination von Musik und Akrobatik

 

Deutschland III

Gründung eines Deutschland-Squads

 

Rundblick

The Maniacs

Tyrolean Raiders

B.A.C. Gems

M.C. Cheerleader

 

Deutschland IV

NCA Cheerleader Camps im Test

 

Technik I

Der Pecklett-Elevator

 

Technik II

All-the-way-up-Extention

 

Aus aller Welt I

Ashley Ormon, Director of Entertainment Amsterdam Admirals

 

Aus aller Welt II

Die Geschichte des Skyrocket Cheers (1)

 

On Tour

Bremer EM-Eindrücke

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe