SPIRIT Nr. 06 (3. Quartal 1997)

Top-Stories

Treffpunkt Stuttgart

Am 28. und 29. Juni war Stuttgart erneut der Nabel der europäischen Football-Welt. An diesem Wochenende fanden in der schwäbischen Metropole neben dem Eurobowl-Finale auch die 5. Cheer Classics und die 3. Cheerleading-Europameisterschaft statt. 700 Zuschauer kamen am 29. Juni in die Jahn-Sporthalle in Stuttgart-Feuerbach, um den Wettstreit der 400 Cheerleader aus acht Ländern stimmungsvoll zu unterstützen. Das Erfreuliche aus Sicht der Gastgeber: Die »Königsdisziplin«, den Wettbewerb der Damen-Teams, gewann der Deutsche Meister Wolfsburg Honeybees vor zwei finnischen Teams. Auch der Mixed-Titel ging an eine deutsche Squad. Hier setzte sich der deutsche Vizemeister Hamburg Blue Angels mit klarem Vorsprung durch. Hervorzuheben ist noch der Auftritt der Ljublijana SKL Cheerleader aus Slovenien, die bei ihrem Euro-Debüt den Dance-Wettbewerb, die Jugend-Kategorie der 10 bis 14jährigen und die Jugend-Konkurrenz der Cheer Classics gewannen. Trotz der Pannen bei der letztjährigen Veranstaltung, die als Doppelveranstaltung abgehaltenen Cheer Classics und Europameisterschaften haben sich als fester Bestandteil des Eurobowl-Wochenendes etabliert. Daß es heute überhaupt eine Cheerleader-Europameisterschaft gibt, verdanken Europas Cheerleader einer Idee und der Initiative der Stuttgart Bats. Deren Vorstand und Cheerleader hatten vor einigen Jahren die Idee, daß die Cheerleading-Landschaft neben den diversen Landesmeisterschaften und der Deutschen Meisterschaft durchaus ein offenes Turnier gebrauchen könnte, an dem Squads aus anderen Ländern ebenso teilnehmen können wie Squads, die nicht von Football-Teams kommen. Im Sommer 1993 nahm die Idee Gestalt an, am 11. September 1993 fanden dann die 1. Stuttgart Cheer Classics statt, damals noch ohne internationale Beteiligung und mit nur neun teilnehmenden Squads. Sieger wurden die Cheerleader der Solingen Hurricanes. Im zweiten Jahr, 1994, begann dann die Entwicklung der Cheer Classics hin zu einer europäischen Veranstaltung. Zwar nahmen erneut nur neun Squads teil, aber mit den Cheerleadern der Bern Grizzlies und der Salzburg Bulls war erstmals auch internationale Konkurrenz am Start. Neu war außerdem, daß der Sieger, die Harburg Rubberducks, sein Programm in der Halbzeit des Eurobowls vortragen durfte. Der Einschnitt kam 1995, als am 8. Juli zusammen mit den 3. Stuttgart Cheer Classic die 1. Europäische Cheerleader-Meisterschaft ausgetragen wurde. Das Teilnehmerfeld wurde größer. Die meisten Squads kamen nach wie vor von deutschen Teams, aber neben den bereits aus dem Vorjahr bekannten Squads aus Bern und Salzburg waren dieses Mal auch Teams aus Großbritannien, Finnland und Schweden am Start. Letztere waren die große Attraktion. Abgesehen von der Mixed-Konkurrenz der EM, in der die Hamburg Blue Angels die Nasen vorn hatten, gewannen die Schweden in allen Kategorien (jeweils Damen und Jugend bei den Cheer Classics und der EM). Im letzten Jahr gab es dann noch eine Steigerung bei der Anzahl der ausländischen Teams. Erstmals war eine Squad aus Luxemburg dabei. Die schwedischen Squads holten in den sieben Kategorien (Damen, Jugend, Dance bei den Cheer Classics, Damen, Jugend, Mixed und PeeWees bei der EM) erneut die meisten Titel, hatten aber von seiten der finnischen Teilnehmer starke Konkurrenz. Erfreulich aus deutscher Sicht: Die Blue Angels verteidigten ihren EM-Titel in der Mixed-Konkurrenz, den Damen-Wettbewerb bei den Cheer Classics gewannen die Munich Cowboys. Bedauerlich war nur, daß Pannen in der Vorbereitung, insbesondere in Sachen Werbung, dazu führten, daß die 4. Stuttgart Cheer Classics und die 2. Europäische Cheerleader-Meisterschaft vor weniger Zuschauern stattfanden, als es bei einer besseren Organisation möglich gewesen wäre.

 

Die »Lauterbach-Dynastie«

Wer an Cheerleading in Bremen denkt, kommt an der Familie Lauterbach nicht vorbei. Traute Lauterbach gehört zu den Gründerinnen der im August 1991 ins Leben gerufenen Cheerleading-Gruppen der Bremen Buccaneers. Während sie sich als Trainerin profilierte, gelang ihrer Tochter Kerstin der Sprung in das Damen-Squad. Nach einer Aufbauphase konnte sich die Gruppe über die Bremer Meisterschaften seit 1992 stets für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Aufgrund kontinuierlicher Leistungssteigerungen gelang es Traute Lauterbach und ihrem Team, sich zwischen den Jahren 1992 und 1996 bei der Deutschen Meisterschaft immer näher in Richtung Siegerpodest vorzuarbeiten. Während 1992 noch der elfte Platz das Maß der Dinge war, wurde 1996 nur knapp der dritte verfehlt. Auf Landesebene gelang der Durchbruch etwas früher. 1993 galten die »Bucs«-Damen als Abonnementsmeister in ihrer Kategorie. Es mag nicht verwundern, daß sich die Bremerinnen für 1997 viel vorgenommen hatten und zum heimlichen Mitfavoritenkreis gehörten, auch wenn sich Kerstin vor der Deutschen Meisterschaft in Mannheim in hanseatischer Bescheidenheit übte: »Berlin, Hamburg und Teams aus Bayern, NRW und Niedersachsen gehören sicherlich zu den Favoriten und zu unseren schärfsten Konkurrenten. Wir würden gerne unsere Plazierung halten oder verbessern. Doch es kam alles ganz anders. Das Mixed-Team erreichte mit einem nie erwarteten Vorsprung von 55 Punkten den Meistertitel, und das Damen-Squad konnte einen ebenfalls sehr guten dritten Platz für sich verbuchen. Das Geheimnis des Erfolges mag einerseits das Ergebnis kontinuierlicher Aufbauarbeit sein und der Wille, sich auch durch Rückschläge nicht vom Ziel abbringen zu lassen. Auf der anderen Seite muß auch gesagt werden, daß im letzten Jahr die Footballteams der Bremen Wolverines mit den Buccaneers fusionierten. So entstand eine der größten Cheerleading-Abteilungen Deutschlands. Mit 120 Cheerleadern in sechs Squads und elf Trainerinnen verfügt man über bemerkenswerte Infrastruktur. Regelmäßige Camp-Besuche und ein dreimonatiges Intensivtraining sorgten für einen konstruktiven Aufbau und bilden die Basis für weitere Erfolge. Die neugegründeten »Bravehearts«-Cheerleader schafften mit gemeinsamer Kraft die Verpflichtung des COA-Cheerleading-Coaches Keith Miller, dem es gelang, seine jahrelange Erfahrung auf die Bravehearts zu übertragen und neue Elemente in die Programme der Squads einzubauen. Eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit und noch intensivere Jugendarbeit, die die Zukunft sichern soll, ist somit möglich geworden. »Wir hoffen, daß Keith Miller über eine lange Zeit gehalten werden kann und uns neue Impulse beim Tumbling-Training geben kann«, so Kerstin Lauterbach. Doch selbst ein US-Coach kann nur dann Verbesserungen erzielen, wenn alle Beteiligten an einem Strang arbeiten und kameradschaftliche Harmonie den Zusammenhalt des Teams verstärkt - eine Eigenschaft, über die die »Bravehaerts« verfügen. Über Nachwuchsmangel können sie so nicht klagen. Das Damenteam besteht aus 18 Personen. Jährlich schaffen es bis zu drei Mädchen aus dem Jugendteam, in das Damen-Squad aufzurücken. Wer den Sport nicht leistungsmäßig betreiben will, geht in das Damen-B-Team. Als Stärke der Bremerinnen gelten Cheers, Chants, Tänze und Jumps. Besonders viel Wert legt man traditionell auf Perfektion und Synchronität. Besonders stark wurden gerade im Hinblick auf die Meisterschaften Stunts und das Tumbling mit konzentrierter Kraft verbessert. Trainiert wird das Damenteam zwei- bis dreimal in der Woche. Vor Meisterschaften wird das Pensum auf vier bis fünf Einheiten gesteigert. Der sportliche Erfolg ermöglichte es den Bremer Cheerleaderinnen, durch Nebeneinkünfte die Vereinskasse zu entlasten und stärker auf sich in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen. Mit regelmäßigen Show-Auftritten, Engagements beim Basketball und für eine bekannte Bremer Oldie-Band kann Geld für Kleidung, Trainer, Fahrten und Camps verdient werden. Kerstin, mittlerweile zum Head-Cheerleader und Dance-Coach ihres Teams ernannt, empfindet die Mutter-Tochter-Konstellation als besonderen Glücksfall: »Ich arbeite sehr eng mit meiner Mutter zusammen, mit der ich ein Super-Verhältnis habe. Wir ergänzen uns optimal.« Gemeinsam wird man weiterhin an der Weiterentwicklung der Sportart arbeiten. Ihre Visionen sprechen eine deutliche Sprache: »Cheerleading wird sich immer mehr auf andere Sportarten ausbreiten. Besonders beim Basketball, Eishockey, aber auch beim Handball tauchen immer mehr Teams am Spielfeldrand auf. Die Verbandsarbeit muß professioneller werden. Amerikanische Trainer und Camps helfen mit, sich an das Leistungsniveau des amerikanischen Cheerledings zu nähern. Somit werden Öffentlichkeit und Medien verstärkt auf uns aufmerksam, und der Sport findet mehr Anerkennung. Es muß weiter an der Organisation und an der Ausbildung von Juries gearbeitet werden. Schön wäre es, wenn unsere Meisterschaften noch professioneller vermarktet würden. Es sollten mehr deutsche Instructors für die Camps ausgebildet werden, damit die Camps billiger und somit für mehr Teams interessanter und erschwinglicher werden.«

 

»Besetzt« - the best

Die Firma »Besetzt - Casting und Künstlervermittlung« ist eine Agentur, die sich besonders auf das Casting (Auswahlverfahren für zukünftige Personen des Show-Biz) spezialisiert hat. Dementsprechend versteht man sich als »Innovationsträger« von Musikern, Laiendarstellern, Schauspielern, Tänzern, Models und Gesichtern. Langjährige Erfahrungen in der Medienbranche, kombiniert mit neuen digitalen Medien, sind der Schlüssel zu attraktiven Produktionen. Neue Trends werden schon früh erkannt und ausgewertet, umgesetzt und somit zeitnah genutzt. Jüngste erfolgreiche Music-Acts von Cheerleadern im Unterhaltungssektor wurden somit als interessante Marktnische entdeckt, was ausgebaut werden soll. Schließlich verfügen Cheerleader über diverse Attribute wie Beweglichkeit und Ausstrahlung, die für eine Karriere im Musikgeschäft durchaus von Vorteil sein könnten. Ein erster Schritt wurde bereits unternommen und eine Reihe von Kampagnen organisiert, die für Jugendliche und junge Erwachsene als Sprungbrett dienen. So wurde im April 1997 ein Casting im Grünen Salon der Berliner Volksbühne durchgeführt. Jede/jeder Kandidat/in mußte eine Art »Zirkeltraining« über sich ergehen lassen. Nach Begutachtung und Notierung der persönlichen Daten wurden noch obligatorische Fotos von ausgesuchten Modefotografen erstellt. Reges Interesse herrschte nicht nur von seiten der Jugendlichen, unter denen nach Auskunft von »Besetzt« durchaus so manche Persönlichkeit gefunden wurde, die in der Lage sei, eine Karriere anzustreben, sondern auch von TV-Sendern, wie SAT 1 und ZDF, die über das Meeting berichteten. Nach Auswertung der beim Casting erfaßten Daten werden die Teilnehmer in ihren Fähigkeiten entsprechende Gruppen gegliedert und in den einzelnen Gruppen zum Nach-Casting eingeladen. Dort wird ein genaues Künstlerprofil erstellt, um sie gezielt für Produktionen in ihrem Bereich anbieten und vertreten zu können. Den glücklichen Besten winken einige nennenswerte Möglichkeiten, in einer aufregenden Branche Fuß zu fassen. 16 qualifizierte Teilnehmer dieser Kampagne werden im direkten Zusammenhang für verschiedene Produktionen (unter anderem fünf Schauspieler/Laiendarsteller für Nebenrollen in einem deutschen Kinofilm, drei Personen für Plattenaufnahmen sowie zwei weibliche Models für ein Fotoshooting in Südafrika) engagiert.

 

Inhalt

Meisterschaften I

Europameisterschaften und Cheer Classics in Stuttgart

 

Meisterschaften II

Movie-World-Champion

 

Cheerleading im Norden

Wachablösung

Honeybees - Die absolute Nummer eins

Bravehearts - Die »Lauterbach-Dynastie«

Blue Angels/Grey Angels - Die Enttäuschung sitzt tief

 

Rundblick

Fairys of Magic/Spirit Fairys

Pyromaniacs

Monheim Sharks Cheerleader

MSV Duisburg Cheerleader

Tweetie-Birds

Lionettes

Lady-Hammers

Black Cats

 

Porträt

Blue Flash - Von null auf hundert

 

USA/NBA

Indiana Pacers Cheerleader

 

Hot Stuff

»Besetzt« - Karrierechance für Cheerleader

 

Technik

Vom Aufwärmen bis zum Tumbling

 

On Tour

USA Nationals - die amerikanischen High-School-Meisterschaften

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe