SPIRIT Nr. 01 (2. Quartal 1996)

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Top-Stories

Die Trophy kreist...

Wenn in ein paar Tagen die 6. Deutsche Cheerleader Meisterschaft Geschichte sein wird, werden wir wissen, ob es die Canes oder die Cheeky Welps geschafft haben, erneut einen Meistertitel zu gewinnen. Sie sind im teilnehmenden Feld die einzigen Teams, die bereits ganz oben auf dem Treppchen standen. Die zweimaligen Meister Ladies of Spirit treten erneut an, aber diesmal als Mixed-Team und mit neuem Namen: Wolverinos. Nach fünf Meisterschaften kann allerdings schon von Geschichte geredet werden. Als 1988 die erste Meisterschaft ausgetragen wurde, damals als Versuch gestartet, noch im völlig anderen »Outfit« - als eine »Beigabe« während des laufenden German Bowls im Olympiastadion in Berlin, konnte noch niemand wissen, wohin die Meisterschafts-Reise geht. So war denn nach der ersten DM erst einmal ein Besinnen gefragt, eine Analyse des Geschehenen, bis dann ein verändertes Konzept zur ersten eigenständigen Meisterschaft in einer Halle führte. Das war allerdings erst vier Jahre später der Fall. In Düsseldorf konnten 1992 ebenfalls wie in Berlin alle Teams, die sich anmeldeten, teilnehmen. Da es aber deutlich mehr waren, mußte eine Vorentscheidung vor Ort durchgeführt werden. Die Entscheidung fiel schließlich in einer Konkurrenz der qualifizierten Teams. Heute ist das anders: Die Teams können sich ausschließlich über die jeweiligen Landesmeisterschaften für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Qualifiziert sind die jeweiligen Landesmeister und die Zweiplazierten. Zur Zeit werden zehn lokale Meisterschaften ausgetragen. Die Teams aus den Neuen Bundesländern nehmen noch an der Berliner Meisterschaft teil. Doch es ist damit zu rechnen, daß in den nächsten Jahren auch im Osten mit Anwachsen der Anzahl der Teams auch eigene Meisterschaften ausgetragen werden. Im letzen Jahr begann am 29. Oktober der Landes-Meisterschaftsreigen in Berlin und schloß am 17. Dezember in NRW...

 

Neun Juroren beurteilen

Solange es Cheerleader-Meisterschaften gibt - solange gab es Auseinandersetzungen über die Art und Weise der Beurteilung und über die Auswahl der Jury. Jede Meisterschaft war gleichwohl Testfall des erdachten Reglements wie auch »Vorreiter« für Neuerungen. Untrügliche Zeichen dafür, daß die Cheerleding-Bewegung »lebt«. In diesem Jahr wird es, wie schon bei der EM des letzten Jahres erstmals im größeren Rahmen erprobt, keine längeren Wartezeiten zwischen dem Auftritt der letzten Gruppe und der Verkündung des Ergebnisses geben. Hatten sich bei den ersten Meisterschaften noch die Jurymitglieder um die zu vergebenen Plätze gezofft und letztlich die Reihenfolge »ausdiskutiert«, was ja bekanntlich selbst den Juroren die Müdigkeit in die Augen treiben kann, wird es nun so sein, daß jedes Jurymitglied einen speziellen Bewertungsbogen ausfüllt, eben mit Bewertungspunktzahl, den dann abgibt, und ganz andere Leute, Jungs mit dem Laptop unter den Fingern, die Zahlen datentechnisch verarbeiten und das End-ergebnis letztlich »automatisch« erstellt wird. Diskutiert wird unter den Juroren am Tag davor. Dann sollen noch einmal die Kriterien durchgesprochen und Fragen dazu erörtert werden. Bei der Meisterschaft muß dann jedes Jurymitglied auf sich selbst vertrauen und hoffen, daß scharf genug gesehen wird, was alles gleichzeitig in der Halle vor sich geht. Klare Zahlen... Neu in diesem Jahr ist die Trennung in drei Bereiche - Akrobatik, Tanz und Basics - die durch unterschiedliche Jurymitglieder bewertet werden. Insgesamt werden neun Juroren eingesetzt, von denen je drei einen Bewertungsblock übernehmen. Um es den »Schiedsrichtern« möglichst leicht zu machen, wird jeder einen Bewertungsbogen für jedes Team in die Hand bekommen, auf der auch die jeweils zu bewertenden verschiedenen Einzelpunkte zu erkennen sind. Die Endzahl für ein Team errechnet sich aus der Summe der drei durchschnitttlichen Werte für jeden der drei Bereiche. Für den Bereich Akrobatik werden vier Bewertungskriterien (Auf-, Abbau und Sicherheit, Schicherheit/Schwierigkeit, Synchronität und allgemeiner Eindruck) vorgegeben, die mit je maximal neun Punkten bewertet werden können, wobei ein Punkt die schlechteste und neun Punkte die beste Bewertung darstellt. Ein Team kann also maximal im Bereich Akrobatik 36 Punkte erzielen, nämlich dann, wenn alle drei Werter auf 36 Punkte kommen. Im Bereich Tanz (Choreographie/Originalität/Effekte, Synchronität, Schwierigkeit und allgemeiner Eindruck) sind ebenfalls maximal 36 Punkte zu erreichen, allein im Bereich Basics (Sharpness/Motions, Schwierigkeitsgrad, Synchronität, Aussprache und allgemeiner Eindruck) dagegen können 45 Punkte erzielt werden. Auch hier natürlich nur, wenn alle drei Werter 45 Punkte vergeben. Idealpunktzahl also die Summe dieser drei Werte: 117 Punkte. Wer die erreicht, darf sich gleich Deutscher Meister nennen, denn diese ist in diesem System nicht zu überbieten. Zur näheren Erläuterung soll ein Beispiel herhalten: Unser Team »Glücksfeen« erhält von den drei Wertern im Bereich Akrobatik 24, 26 und 23 Punkte. Es ergibt sich die durchschnittliche Punktzahl 24,33. Im Bereich Tanz von den nächsten drei Juroren 27, 28 und 28 Punkte. Hier die durchschnittliche Punktzahl 27,67. Im Bereich Basics erhält das Team nun von den drei verbleibenden Juroren 35, 34 und 33 Punkte, mithin eine durchschnittliche Punktzahl von 34. Die Summe der drei durchschnittlichen Punktzahlen ergibt das Endergebnis von 86,00, das zur Einstufung in die Rangfolge dient. Eins ist einfach: Das Team mit der höchsten Gesamtpunktzahl wird Deutscher Meister.

 

Ein Himmel ohne Sterne

»Ein Himmel ohne Sterne«, das antwortete eine der Cheerleader der Frankfurt Galaxy in einem Fragebogen auf die Frage, was die Galaxy ohne ihre Cheerleader wäre. Ein Satz, der mehr ist als Poesie. Die Cheerleader der deutschen World-League-Vertreter spielen im Gesamtkonzept ihrer Clubs eine große Rolle und sind mehr als nur schmückendes Beiwerk. In diesem Punkt sind sich beide Teams, die Frankfurt Galaxy und die Rhein Fire, einig, auch wenn es Unterschiede gibt: Die Cheerleader waren von Anfang an als Marketing-Element gedacht, das bei der Verbreitung des »Produktes Rhein Fire« oder des »Produktes Frankfurt Galaxy« eine wichtige Rolle spielen soll. Die Cheerleader von Rhein Fire bekamen, so PR-Manager Joachim Knipp, genau aus diesem Grunde auch einen eigenen Namen - Pyromaniacs. Damit soll ein größeres Identifikations-Potential geschaffen, sollen die Cheerleader zu einem Markenzeichen gemacht werden. Wie groß der Stellenwert der Cheerleader als Werbe-Element bei Rhein Fire ist, konnte man gerade erst beobachten. Ende März starteten die Düsseldorfer eine Plakataktion, die auf das Eröffnungsspiel gegen die Galaxy am 13. April hinführt. Abgebildet war auf dem Plakat nur ein Augenpaar von einer der Cheerleader und das Datum des ersten Spiels, dazu ein Hinweis auf Power Party und Ticket-Hotline. Zu Jahresbeginn hatte Rhein Fire zudem einen Pyromaniacs-Kalender herausgegeben. Und daß auf dem Cover der CD-Single mit dem Team-Song eine der Cheerleader abgebildet ist und nicht ein Spieler, war auch kein Zufall, sondern genau so gewollt. Die treibende Kraft hinter den Pyromaniacs, Barbara Joe Valentine, Ehefrau des DEG-Eishockey-Spielers, will so auch weg von dem bisherigen Image der Cheerleader hierzulande und hin zu dem Niveau, das sie von früher aus Nordamerika gewohnt ist. Sie war einst selbst Cheerleader in der NFL und der CFL, war im Oktober 1994 verpflichtet worden, um die Cheerleader-Truppe von Rhein Fire aufzubauen. Bei der Galaxy sieht man die Rolle der Cheerleader als Marketing-Element grundsäztlich genauso, allerdings macht man doch ein paar Dinge anders. Daß die Galaxy-Cheerleader keinen Namen haben, liegt nicht nur daran, daß man beim Aufbau der Truppe vor der ersten World-League-Saison 1991 nicht daran gedacht hatte, sondern spiegelt heute - man hätte sich ja später noch einen Namen zulegen können - auch eine andere Grundhaltung wider. Die Galaxy-Cheerleader sollen halt die Galaxy-Cheerleader bleiben. Ein eigener Name mit dem Anspruch einer eigenen Identität würde auch, so Galaxys PR-Manager Thomas Hackbarth, eine gewisse »Trennung« vom Ganzen bedeuten. Außerdem hätten die Galaxy-Cheerleader, da sie länger existieren, schon einen guten Bekanntheitsgrad, sind gewissermaßen schon etabliert, auch ohne einen zusätzlichen Namen. Und daß die Galaxy keinen Cheerleader-Kalender produziert hat, liegt nicht primär am finanziellen Aufwand, der dafür betrieben werden müßte, sondern hat noch einen anderen Grund. Die Kalender-Geschichte, so sinngemäß noch einmal Thomas Hackbarth in Anspielung auf die Tatsache, daß die Pyromaniacs von einem »Playboy«-Fotografen abgelichtet wurden, betone die erotische Seite. Nicht, daß dagegen etwas zu sagen wäre. Man wolle aber doch den sportlichen Wert der Vorstellungen der Galaxy-Cheerleader in den Vordergrund stellen. Bliebe nur anzumerken, daß das eine das andere nicht ausschließen muß.

 

Die Derrick Dolls der Houston Oilers

Bei uns in Deutschland sind sie fast unbekannt: Die Derrick Dolls der Houston Oilers. In Amerika sieht das schon ganz anders aus. Und nicht nur das: Die Truppe hat sich inzwischen ihren Weg in die Herzen von Millionen von Fans getanzt, ob nun aus Houston oder dem ganzen Land. Als die Oilers 1994 im American Bowl in Mexico City im Azteken-Stadion spielten, haben die Derrick Dolls es sogar geschafft, den Footballern die Show zu stehlen. Mit einer Routine zu »La Charanga«, damals einem sehr bekanntem Song in Mexiko, schafften es die Dolls, die 112.000 Zuschauer zum Ausflippen zu bringen. Die Hunderttausend cheerten so laut mit, daß die Musik fast nicht mehr zu hören war. Als die Dolls 1993 neu aufgebaut wurden, standen im April und Mai Vorprüfungen und Halb-Final-Tryouts mit über 400 Bewerberinnen aus den gesamten USA auf dem Programm. Das alles für nur 35 zu vergebende Plätze. Was alles in einem langen Prozeß zu bewältigen war: Interviews, Vorsprechen und beispielsweise das Verfassen eines zehn Seiten umfassenden Essays, nicht um herauszufinden, wer die beste Schriftstellerin ist, sondern um grundlegendes Wissen über Houston und die Oilers demonstrieren zu können. Cheerleader in der NFL sind eben nicht nur »Tänzerinnen«, sie haben ebenso umfangreiche PR-Aufgaben zu erfüllen. Mit anderen Worten: Sie werden als »Botschafterinnen« angesehen. Man kann sich leicht vorstellen, daß deshalb auch die Grundvoraussetzungen für eine Bewerberin ganz klar definiert sind: Die Frauen müssen zum Zeitpunkt der »Auditions« mindestens 18 Jahre alt sein, einen High-School- oder vergleichbaren Abschluß haben, entweder noch eine Schule besuchen, einer Vollzeittätigkeit nachgehen oder »Vollzeit-Mutter« sein und bereit sein, im Fall der Auswahl den Wohnort in Houstons Nachbarschaft zu verlegen. Und: Es sind keine Stereotypen gefragt - Jede »Lady« soll ihre Besonderheit haben. Das Oilers-Konzept ist einfach. Jede Person im Stadion, jeder vor dem Fernseher hat eine mentale Vorstellung seiner Ideal-Frau. Die Derrick Dolls sollen für jeden einen Cheerleader bieten, mit dem es sich identifizieren läßt. Das Team repräsentiert so einen Querschnitt durch das weibliche Amerika: Mit dabei sind Lehrerinnen, Stewardessen, Jura- und Medizin-Studentinnen, Buchhalterinnen, Hausfrauen, Empfangsdamen oder Sprechstundenhilfen. Man darf sich vorstellen, daß bei dieser hochprofilierten Rolle als Cheerleader die »Gesetze« und Verabredungen, die die Auftritte, Vorstellungen und den moralischen Charakter regeln, sehr umfangreich und ausdrücklich sind. Ab Mai finden wöchentlich an vier Tagen die Proben, beziehungsweise das Training für die über 40 Songs- und Dance-Nummern statt, mitunter auch am Wochenende, am Samstag und Sonntag. Wird ein Trainingstermin vor einem Heimspiel verpaßt, verdeutet dies, daß man beim Spiel nicht dabei sein darf. Werden zwei Trainingseinheiten ohne einen zu entschuldigenden Grund versäumt, sind die Tage im Squad beendet. Ein Derrick Doll zu werden, bedeutet sehr viel für diese Frauen. Wo gibt es das schon, daß ein Traum zum Beruf wird und wo sehr schnell Respekt erworben wird? Im Scheinwerferlicht zu stehen, heißt auch, bekannt zu sein. »Ich kenne Sie! Sie sind Cheerleader der Houston Oilers!« Mit so viel Promotions- und Medienauftritten ist das auch kein Wunder. »Professional Cheerleader zu sein, bedeutet nicht, für das bezahlt zu werden, was man gerne tut, sondern etwas mit Verantwortung und Klasse zu tun« ist das Credo der Pro-Cheerleader. Obwohl bezahlt, erhalten die Mitglieder der Derrick Dolls für einen Auftritt lediglich 20 Dollar. Karlin Thompson hat ihren College-Abschluß bestanden und nach den erfolgreichen Tryouts einen Platz an Houstons Sideline erworben. »Du machst es nicht für das Geld - es ist definitiv nicht das Geld«, meint Karlin, eine der 15 Auserwählten für die Derrick-Dolls-Show-Truppe, die jede Menge extra Promotion- und Wohltätigkeitsarbeit zu erledigen hat. »Wenn mich die Fans an der Sideline sehen, haben sie überhaupt keine Vorstellung davon, daß ich für ein Mittagsspiel bereits seit vier Uhr in der Frühe auf den Beinen bin.« Wie fühlt man sich denn nun in einem professionellem Squad? Cindy Villarreal-Hughes, Direktorin der Derrick Dolls sagt es uns: »Die Wahrheit ist, daß nur die, die jemals eine Cheerleader-Uniform anhatten, exakt wissen, wie man sich da fühlt. Jedesmal, wenn jemand eine Cheerleader-Uniform das erste Mal überzieht, überfällt einen ein großes Gefühl des Stolzes und der Erfüllung.« Und über die eigenen Veränderungen: »Als ein neues Professional-Squad-Mitglied bist du innerlich immer noch die selbe Person - mit dem Unterschied, daß du jetzt eine hoch profilierte Position einnimmst, die Fans auf dich schauen. Wenn du in diesem neuen Rampenlicht stehst, werden dich die Leute in einem hohen Ansehen betrachten«. In ihrem neuen Buch verbannt Villarreal-Hughes die drei meistgenannten Vorurteile über den typischen Cheerleader in's Land der Fabeln. Ein wahrer Abgrund zeigt sich zwischen Fakten und dem zu Teil medienverursachten »Schmäh-Image«: 1. Sie haben kein Gehirn: Fakt ist, daß Cheerleader in der Regel mit bei den besten zehn Prozent ihrer High School oder ihrem College waren. 2. Sie verabreden sich mit Spielern: Fakt ist, daß sich manche Cheerleader zwar während der Schulzeit mit Spielern getroffen haben, im professionellen Bereich ist dies jedoch strikt verboten! 3. Sie sind dazu da, schön auszusehen: Fakt ist, daß ein Cheerleader athletisch, physisch fit sein und jede Menge »Routines« meistern können muß. Was die Leute nicht sehen, ist die harte Arbeit, die hinter einem Auftritt steht...

 

Inhalt

Meisterschaft

Vorstellung der teilnehmenden Squads

Was man sonst noch wissen muß...

 

World League

Ein Himmel ohne Sterne

 

Poster

Pyromaniacs

 

Deutschland

1. Junior Bowl in Lübeck

 

Meisterschaften I

Europameisterschaften in Sindelfingen

 

Meisterschaften II

Britische offene Meisterschaften

 

Technik

Step-up Drill to Shoulder-Stand

 

USA/NFL

Die Houston Oilers Derrick Dolls

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe