HUDDLE Nr. 18 vom 04.05.2000

Spitzenreiter gestürzt

Richard Yancy sorgt für die Entscheidung

Wie gut man ist, so sagt eine alte Sportler-Weisheit, zeigt sich erst daran, wenn man auch an schlechten Tagen gewinnen kann. Wenn das stimmt, dann machte Berlin Thunder am Samstag seine Reifeprüfung. In einer von vielen Fehlern auf beiden Seiten übersäten Partie behielt Thunder gegen die Scottish Claymores dank der besseren Abwehrleis-tung mit 24:20 knapp aber verdient die Oberhand. Zum Matchwinner wurde einer der acht National Players, der acht Nicht-Amerikaner im Team. Im dritten Viertel brachte FS Richard Yancy Thunder mit einem 80-Yard-Fumble-Return mit 21:17 in Führung.

 

Dragons im Rennen

Verletzungswelle bei Admirals

Ausgerechnet in der wegen ihrer Lautstärke gefürchteten Amsterdam ArenA gelang den Barcelona Dragons vor 9.042 Zuschauern der erste Saisonsieg. Gegen die stark dezimierten Amsterdam Admirals war das 27:20 am Ende noch schmeichelhaft, da die Dragons bereits zu Beginn der zweiten Hälfte deutlich führten. Nachdem Head Coach Al Luginbill bereits letzte Woche zwei Defensive-Line-Spieler zurück schicken musste, verabschiedeten sich nun gleich fünf Starter des Angriffs, darunter QB Jim Kubiak. »Momentan glaube ich nicht, dass einer von ihnen nächste Woche gegen Frankfurt spielen kann! Wir werden sehen, was die Liga dazu sagt«, erklärte der sichtlich enttäuschte Trainer.

 

Football-Freuden in Franken

Timberwolves beleben erfolgreiche Vergangenheit des Südens

Jahrelang bestimmten die Footballteams aus Franken die Szene in Deutschland. Lange bevor es Mannschaften wie die Braunschweig Lions, die Hamburg Blue Devils oder die Kieler Hurricanes gab, wurde in der Gegend zwischen Nürnberg und Würzburg erfolgreich Football gespielt. Doch die Zeiten der Ansbach Grizzlies, der Noris Rams oder der Fürth Buffalos sind lange vorbei, haben die Mannschaften aufgehört zu existieren. Mit den Franken Timberwolves versucht eine neue alte Mannschaft, in Nürnberg Football wieder den alten Glanz zu verschaffen - anscheinend mit Erfolg. Denn bereits im ersten Jahr schafften die Timberwolves den Aufsteig von der Regionalliga Süd in die Südgruppe der Zweiten Bundesliga. Dass es keine »Perfect Season« wurde, lag an den Bamberg Bears. Sie trotzten dem bereits als Aufsteiger feststehenden Team aus Nürnberg im letzten Saisonspiel noch ein Unentschieden ab.

 

HUDDLE-MVP:

Richard Yancy

Der gebürtige Berliner in Diensten von Thunder, der in der Bundesliga seit 1998 für die Kieler Hurricanes spielt, hat die Umstellung auf das höhere spielerische Niveau bei den Profis bislang gut gemeistert, und das nicht nur wegen seines spektakulären Touchdowns gegen die Claymores. »Er ist sehr wichtig für uns. Wenn er drin ist, dann sind wir nicht schlechter als ohne ihn. Wir können dann taktisch genauso spielen«, beschreibt Peter Vaas den Stellenwert seines National Starters in der Abwehr (Free Safety). Vaas schätzt vor allem die Reife des jüngsten Spielers der NFL Europe. »Mit 21 sind Footballer in den USA für gewöhnlich noch im College. Er ist schon bei den Profis und macht hier einen guten Job«, so Vaas.

 

Derrick Clark: Bald bin ich in Form

»Showtime« will unbedingt noch für Rhein Fire eingreifen und es in die NFL schaffen

Derrick »Showtime« Clark ist Publikumsliebling bei Rhein Fire, obwohl er in dieser Saison bisher gar nicht spielt. Zu Beginn des Trainingscamps in Orlando wurde der Running Back wegen einer verschleppten Leistenverletzung operiert, derzeit steht er noch auf der Injured-Reserve-Liste. Jürgen Nitsch unterhielt sich mehrfach intensiv - zuletzt am 27. April - für den HUDDLE mit »Showtime«, der am heutigen 4. Mai 29 Jahre alt wird.

 

Und wieder einmal Dramatik pur

Fire gewinnt Deutschland-Derby gegen Galaxy

Ach ja, die Deutschland-Derbys: Irgendwie schaffen es die beiden Vorzeige-Franchises der NFLE alljährlich, wieder in neue Dimensionen vorzustoßen. Beim ersten 2000er Aufeindertreffen von Rhein Fire mit Frankfurt Galaxy wurde nicht nur ein neuer Zuschauerrekord gesetzt. Die 43.129 bedeuteten nicht nur einen Football-Rekord für das Rheinstadion, sondern waren seit dem Neustart der Liga 1995 die höchste Zahl überhaupt für ein Regular Season Game, nur der Word Bowl ’98 zwischen - natürlich - den beiden Rivalen Fire und Galaxy, zog noch mehr Besucher. Da ließen sich die beiden Teams auch nicht lumpen und präsentierten dem tobenden Stadion beim hauchdünnen 34:27 für die Hausherren einen Showdown allerhöchster Güteklasse.

 

Essen stürmt an die Spitze

Ihren Saisoneinstand vor heimischen Publikum haben sich die Hamburg Wild Huskies gänzlich verdorben und mussten eine deutliche 7:41-Niederlage gegen den heimlichen Meisterschaftsfavoriten aus Essen hinnehmen. Head Coach Tyrone Pilgrim machte zwar mentale Probleme für das Desaster seines Clubs verantwortlich (»Meine Spieler haben nicht daran geglaubt, dass sie dieses Spiel ohne Kompensation der ausgefallenen amerikanischen Spieler gewinnen könnten«), jedoch konnten sich die neutralen Beobachter dem Eindruck nicht entziehen, als wenn alle Mannschaftsteile der Gastgeber vergessen hatten, was es bedeutet, Football zu spielen. Es gelang der Defense nicht einmal im Ansatz, die bekannte Cardinals-Größe Bilal Khalil zu neutralisieren, und es fehlte der Abwehrstratege, der im Chaos die Übersicht behielt und klare Anweisungen an seine Spielerkollegen weitergeben konnte. So gelangen den Gäs-ten selbst nach der Pause bei sommerlichen Temperaturen und den ersten Ermüdungserscheinungen riskante Trickspielzüge und das anschließende ungehinderte Überwinden der verwunderten gegnerischen Verteidigungsreihen.

 

Crocodiles eine Runde weiter

Touchdown-Festival in Köln

Durch einen beeindru-ckenden 71:33-Sieg über die Bolzano Giants qualifizierten sich die Cologne Crocodiles für die nächste Runde des Eurobowls (Hinspiel 42:28). Etwa 1.000 Zuschauer erlebten die Heimpremiere der Kölner, die sich momentan in einer bestechenden Frühform präsentieren. Bis zur Halbzeit war das Spiel ein einziger Schlagabtausch, jeder Angriffs-Drive, hüben wie drüben, wurde mit einem Touchdown beendet. So viele Punkte hatte man in Köln-Höhenberg lange nicht mehr gesehen.

 

Um Haaresbreite...

Starke zweite Hälfte sichert den Braunschweiger Sieg

11.400 Zuschauer konnten sich im Braunschweiger Stadion mit eigenen Augen davon überzeugen, dass die Düsseldorf Panther in diesem Jahr voraussichtlich wieder ein deutliches Wort bei der Vergabe der Playoff-Plätze mitreden werden. Dass die Braunschweig Lions in dieser zum Schluss überaus spannenden Partie mit 24:20 die Oberhand behielten, haben sie zum größten Teil einer soliden Leistung ihrer Abwehrreihe und einem glänzend aufgelegten K Steffen Dölger zu verdanken, der vier Field Goals sicher verwandelte.

 

Munich Cowboys sauer

Stallions sagen fünf Stunden vor Spielbeginn ab

Eigentlich sollte an dieser Stelle der Spielbericht der Begegnung Munich Cowboys gegen Aschaffenburg Stallions stehen, leider wurde das Auftaktspiel der Münchner von Aschaffenburger Seite her kurzfristig am Sonntag Morgen gegen 9.30 Uhr abgesagt. Die offizielle Begründung: Spielermangel! Am Vorabend, so die offizielle Verlautbarung der Stallions, habe ein Großteil der Mannschaft an einem Sponsorenessen teilgenommen und sich dabei den Magen verdorben.

 

Gute Seiten, schlechte Seiten...

Am Wochenende zeigte die GFL wieder einmal ihre zwei verschiedenen Gesichter. Da gibt es auf den Feldern zwei freche Underdogs, die die Vorjahresgruppensieger zum unerwartet heftigen Kampf stellen (und im Falle der Franken Knights auch den Sieg davontragen) können. Doch in die Freude darüber, dass in diesem Jahr offensichtlich nicht nur im Süden alles offen ist, sondern dank der Rückkehr der Düsseldorf Panther (nur unglücklich beim Meister aus Braunschweig gescheitert) zu ungeahnter Stärke auch im Norden, mischt sich der Ärger von München. Auch im Jahr 22 der Bundesliga und ihrem zweiten unter dem Markenbegriff »GFL« ist es immer noch keine Selbstverständlichkeit, dass Spiele zum angekündigten Zeitpunkt auch tatsächlich stattfinden... Aber immerhin eins hat sich geändert seit 1979: Heute verderben die Spieler der GFL-Teams sich nicht in billigen Vereinskneipen den Magen, sondern bei «Sponsorenessen« - das ist doch auch ein Fortschritt!

 

Kiel entlässt Assistant Coach

Denkbar knapp und äußerst umstritten mussten sich die Hurricanes im Auftaktspiel gegen den amtierenden Meister aus Braunschweig geschlagen geben. Selbst der so oft gescholtenen Offensive Line attestierte man eine herausragende Leistung. Das änderte jedoch nichts daran, dass nun Offensive-Line-Coach Mark Konopka entlassen wurde. Bereits vor dem Saisonstart waren QB Steve Calhoun und LB Chris Vogt aufgefordert worden, sich einen neuen Verein zu suchen.

 

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