HUDDLE Nr. 53 vom 31.12.1998

Meister-Boom

2.000 Jahreskarten für das Jahr 1999 verkauft, lautete die Jahresabschlußmeldung des amtierenden Deutschen Meisters aus Braunschweig. Soviel Erfolg blieb auch dem Oberbürgermeister der Stadt nicht verborgen, so daß eine Einladung an die erfolgreichste Sportmannschaft der Stadt zum Jahresabschluß zwangsläufig folgen mußte. Das Treffen wurde gekonnt gemeistert, und anschließend verabschiedete sich das Team in die Winterferien.

Kurz vor seinem Abflug in die USA konnte Chef-Coach Kent Anderson ein paar Einblicke in die Planungen für die neue Saison geben. Anderson und seine Assistenten Troy Tomlin und Dave Likins werden zukünftig Ryan Hockmann (zuletzt Cologne Crocodiles) und Olaf Hampel als weitere Trainerkollegen begrüßen können. Hockmann war bereits 1993 als Quarterback für die Lions tätig und führte das Team damals in die erste Bundesliga. Er wird sich zukünftig um die Offense kümmern. Hampel wird die Offensive Line trainieren. Mit den Worten »zu diesen Coaches gesellt sich auch im nächsten Jahr wieder Markus Grahn« beendeten die Lions ihre Ausführungen, so daß frühzeitig die Trainerfrage in Braunschweig geklärt werden konnte.

 

Erfolgreich

Einige deutsche Nachwuchsspieler absolvieren in den USA Austauschjahre in High Schools oder Colleges, manche gar reguläre Studiengänge. Da liegt es nahe, daß einige von ihnen sich auch daran versuchen, an der jeweiligen Schule den Sprung in den Kader des Football-Teams zu schaffen. Constantin Ritzmann, der in der Saison 1998 bei den Hamburg Blue Devils im Bundesligakader untergekommen war, statt sein letztes Jahr Jugend-Spielberechtigung bei den Berlin Adlern auszunutzen, fiel dabei zuletzt besonders auf.

Ritzmann, der im Januar zum dritten Mal in der europäischen Junioren-Auswahl gegen Mexiko spielen wird und bei beiden bisherigen Vergleichen jeweils der europäische MVP des Spieles war, ist inzwischen mit seinem Team High-School-Meister von Florida geworden. Seine North Florida Christian High School schlug im Finale die Miami American Heritage High School aus Miami mit 30:13. Damit nicht genug: Ritzmann steuerte zum Triumph zwei Quarterback Sacks und zehn Tackles hinzu und bekam ein Sonderlob von seinem Head Coach Tim Cockley: »Ich habe lange nicht mehr einen so guten Spieler trainiert.«

Einige Stufen höher sorgt Patrick Venzke(Essen/Düsseldorf) derzeit in den USA dafür, daß der deutsche Football eine gute Visitenkarte abliefert. Venzke gehört zum Aufgebot der Idaho Vandals und spielte mit diesen am letzten Mittwoch dieses Jahres in der Stamm-Offensive-Line im Humanitarian Bowl gegen Southern Mississippi.

 

Junger Mann

Jim Tomsula wird neuer Defensive-Line-Coach der Scottish Claymores. Tomsula ist mit 32 Jahren einer der jüngsten Assistant Coaches beim Europa-Ableger der NFL. Tomsula, der in Pittsburgh lebt, kam Mitte Dezember erstmals zu seinem neuen Arbeitgeber, um mit den beiden Nationals in seinem Aufgebot, Robert Flickinger und Tom Tovo - beide auch in der Bundesliga (Braunschweig und Kiel) alte Bekannte - ein erstes Spezialtraining zu absolvieren sowie um den Coaches der schottischen U21-Auswahl und danach auch anderen Coaches die Gelegenheit zu bieten, ihn im Rahmen einer Clinic kennenzulernen. In den USA hatte Tomsula zuletzt bei Middle Tennessee State gecoacht.

 

Den Gegnern die Suppe versalzen...

... doch privat ist Hobbykoch Ole Meine mehr für Schmackhafteres zuständig

Ole Meine ans Telefon zu bekommen, das ist gar nicht so einfach, denn der gebürtige Hamburger hat einen prall gefüllten Terminkalender vorzuweisen - fast wie ein Top-Manager aus der Industrie. Neben seinem Lehramtsstudium jobbt er zweimal wöchentlich in einem Reha-und Fitneßcenter. Und das fordert natürlich: »Es ist ja nicht nur eine gewöhnliche Mucki-Bude hier, sondern wir helfen auch Menschen, die körperliche Probleme haben, wie zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall. Für diese Menschen stellen wir gezielt ein Trainingsprograrnrn zusammen, und wenn man nach einem halben Jahr dann den Erfolg sieht, freut man sich sehr«, sagt Ole Meine.

 

Auf dem Weg nach Miami

Start der Playoffs am ersten Wochenende des neuen Jahres

Elf der zwölf PlayoffTeams der NFL standen seit vorletzten Montag schon fest - der zwölfte Platz ging dann noch ganz spektakulär dank eines Field Goals in letzter Sekunde an die Arizona Cardinals. Tumultartige Freude wütete anschließend durch das Sun Devil Stadium - einige Quadratmeter fehlenden Rasens, der als Andenken einiger Fans an einen »historischen« Moment herhalten mußte, kündeten von Playoff-Atmosphäre.

 

Uberzeugender Angriff

Cowboys gewinnen Prestige-Duell gegen Redskins

In einem der traditionsreichsten Duelle der NFL besiegten die Dallas Cowboys vor heimischem Publikum im Texas Stadium die Washington Redskins mit 23:7. Zum ersten Mal seit ihrer Niederlage gegen die Minnesota Vikings konnten Angriff und Verteidigung der Texaner überzeugen und gehen so motiviert in das Wild-CardSpiel.

 

Jacke rettet Sieg

Cardinals holen letzten Playoff-Platz

Bei herrlichem Wetter im Sun Devil Stadium ging es für die heimischen Arizona Cardinals gegen die San Diego Chargers zum ersten Mal seit 16 Jahren um den Einzug in die Playoffs. Dank vier Interceptions von S Kwamie Lassiter und einem 52-Yard-FieldGoal von K Chris Jacke drei Sekunden vor Schluß zog das Team von Head Coach Vince Tobin mit 16:13 aus eigener Kraft in die Endrunde ein.

 

Über 2.000

Wer hätte das noch für möglich gehalten? Nachdem RB Terrell Davis von den Denver Broncos in den letzten Spielen etwas vom Kurs abgekommen war, schneiderte Head Coach Mike Shanahan seine Spieltaktik gegen die Seattle Seahawks auf ihn zu, damit er vielleicht doch noch in den Genuß kommen konnte, in den elitären Kreis der 2.000-Yard-Running-Backs aufgenommen zu werden. Mit doppelten Erfolg: Nach zwei Niederlagen in Folge konnten die Denver Broncos das Spiel mit 28:21 gewinnen, und Davis schaffte es mit 2.008 Lauf-Yards, als vierter Spieler nach Eric Dickerson, 0.J. Simpson und Barry Sanders diese magische Grenze zu durchbrechen. Es war ein hartes Stück Arbeit. Immerhin brauchte Davis dazu mindestens 170 Yards. Doch mit der Unterstützung des gesamten Teams schaffte er acht Minuten vor Spielende mit einem 15-Yard-Lauf ein weiteres »Laufwunder« in seiner erst vier Jahre währenden Running-Back-Karriere. Und mit dieser Leistung bewiesen er und seine Offensive Line eindrucksvoll, daß sie ihre kleine Krise überwunden haben und für die Playoffs startklar sind.

 

Gravierende Mängel

CB Eric Davis und CB Lenny McGill sicherten mit Interceptions in den letzten beiden Drives den 27:19-Sieg ihrer Carolina Panthers gegen die Indianapolls Colts und beendeten damit eine für beide Mannschaften trostlose Spielzeit. Anders als man vermuten könnte, war es nicht die Leistung von Colts-QB Peyton Manning, die das Team von Coach Jim Mora zur 13. Niederlage führte, sondern erneut eine desolate Abwehr. Indianapolis führte zur Halbzeit mit zehn Punkten Vorsprung, ehe ein 99-Yard-Kickoff-ReturnTouchdown von Michael Bates direkt nach der Pause und ein Touchdown-Lauf des starken RB Tim Biakabutuka die Gäste in Führung brachte. Wie bereits in den Wochen zuvor hatten die Colts erhebliche Probleme mit dem Laufspiel des Gegners und mußten nach einem Field Goal ihres Kickers einen weiteren Touchdown hinnehmen. Während in Carolina die Amtszeit von Head Coach Dom Capers wahrscheinlich zu Ende ist, werden in den nächsten Wochen wohl auch in der Colts-Defense »Köpfe rollen«. Es ist zu erwarten, daß Mora frisches Blut für die Verteidigung holt.

 

Für den Coach

Falcons demonstrieren ihre Stärken

»Dieser Sieg war für unseren Head Coach.« Mit 38:16 hatten die Atlanta Falcons ohne ihren etatmäßigen Head Coach Dan Reeves die Miami Dolphins in die Schranken gewiesen. Dan Reeves mußte sich vor knapp zwei Wochen einer Bypass-Operation unterziehen und überraschte sein Team kurz vor dem Spiel mit seiner Anwesenheit und einer bewegenden Ansprache; die Motivation für alle Falcons-Spieler schlechthin.

 

Jets halten Kurs

Vinny Testaverde bricht Namath-Rekord

Obwohl es für sie um nichts mehr ging, machten die New York Jets auch im letzten Punktspiel noch ernst und fertigten die New England Patriots mit 31:10 klar ab. Mit vier Touchdown-Pässen schraubte OB Vinny Testaverde seine Bilanz auf 29 hoch und brach damit den Saisonrekord des legendären Jets-OB Joe Namath (26,1967).

 

Weihnachtlicher Punktesegen

Bowl-Teilnehmer glänzen mit Angriffs-Football

Freunde des Angriffs-Footballs wurden über die Weihnachtsfelertage großzügig bedient. In den vier Bowls zwischen dem 23. und 26. Dezember fielen Im Durchschnitt 76,5 Punkte pro Spiel. Im Aloha Bowl auf Hawaii gab es gar einen neuen Rekord. Insgesamt 94 Punkte bekamen die Zuschauer bei der Begegnung zwischen Oregon und Colorado (43:51) zu sehen, die höchste Punktzahl in der 17jährigen Geschichte des Aloha Bowls. Der alte Rekord stand bei 81, aufgestellt 1995 beim 51:30 von Kansas gegen UCLA. Für Colorado war die Partie aus einem anderen Grund eine besondere: Es war das 1 000. Spiel in der Team-Geschichte.

 

Namenlose im Kampf um die Meisterschaft

Tennessee und Florida State ohne Stars erfolgreich

Tennessee gegen Florida State - diese Ansetzung hätte man zu Saisonbeginn für den Fiesta Bowl nicht erwartet. Beide Teams haben eines gemeinsam: Sie waren in der Lage, wichtige-Spieler, die entweder nach der Saison 1997 ihre College-Zeit beendet hatten, oder in diesem Jahr durch Verletzungen ausfielen, gleichwertig zu ersetzen, und verdanken ihren Erfolg Spielern, die vor der Saison kaum jemand kannte.

 

Dayne contra McNown

Duell der Football-Welten in Pasadena

Die diesjährige Rose-Bowl-Paarung bezieht ihren Reiz, abgesehen von der Top-Ten-Platzierung der Gegner, vor allem daraus, daß hier zwei völlig gegensätzliche Football-Philosophien aufeinanderprallen. Die Schlüsselfiguren in diesem Duell der Football-Welten sind RB Ron Dayne bei Wisconsin und OB Cade McNown bei UCLA.

 

American Dream

Dat Nguyens Weg zum Ruhm

Wenn Texas A & M am Abend des 1. Januar gegen Ohlo State den Bowl-Marathon des Neujahrstages abschließen wird, dann wird ILB Dat Nguyen im Mittelpunkt stehen. Und das nicht nur, weil die Abwehr der Aggies alle Hände voll zu tun haben dürfte. Nguyen ist der lebende Beweis dafür, daß der »American Dream« hin und wieder doch noch wahr wird.

 

In der Kritik

Florida zu Unrecht im Orange Bowl?

In den vier Bowls der Bowl Championship Series (BCS), zu denen auch der Orange Bowl zählt, sollen die besten Teams aufeinandertreffen, so hatten es zumindest die Fans verstanden. Oder mißverstanden? Es war die Zusammensetzung der Orange-Bowl-Paarung, die Zweifel daran hervorgerufen hatte, ob es mit der BCS bei der Vergabe der Bowl-Plätze fairer zugeht als ohne sie.

 

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