HUDDLE Nr. 3 vom 15.01.1998

23 Junioren aus Deutschland nach San Diego

Fast zwei Drittel der Europa-Auswahl werden von hiesigen Talenten gebildet

Die stärkste Liga im Amateurbereich, die mit Abstand besten Zuschauerzahlen in der World League und die gesündesten Vereins- und Verbandsstrukturen mit der besten Jugendarbeit in Europa gibt es in Deutschland. Neuester Beleg dafür: Für die Europa-Auswahl der 16- bis 19jährigen, die am übernächsten Freitag zum zweiten Mal auf das Team Mexikos treffen soll, wurden 23 der 36 insgesamt nominierten Talente bei deutschen Vereinen entdeckt. Ob die Blockbildung hilft, die ersehnte Revanche gegen die Mexikaner zu ermöglichen, die letztes Jahr die Erstauflage um die »AFTI Global Junior Champlonship« mit 30:6 klar für sich entschieden?

 

Kiel trauert um Thorsten Krüger

Thorsten Krüger, ein Mann der ersten Stunde im Kieler Football-Geschehen, lebt nicht mehr. Im Alter von nur 29 Jahren starb Krüger, der die Kiel Baltic Hurricanes in die erste Bundesliga geführt hatte, an Leukämie. Bis zuletzt glaubte er, die Blutkrankheit besiegen zu können und schmiedete Pläne für die Zukunft. Die Geschichte des Footballs in Schleswig-Holstein ist eng mit seinem Namen verbunden. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des ersten Football-Vereins in Kiel. Vor elf Jahren trugen zwei zusammengewürfelte Gruppen auf dem Professor-Peters-Platz ein Spiel aus, ohne größere Regelkenntnisse und ohne Ausrüstung. Mit dabei Thorsten Krüger, der später in der ersten Punktspielsaison der Hurricanes als Quarterback das neu entstandene Team zu vier Siegen führte.

Verletzungspech beendete seine Karriere als Spieler, als Coach leistete er fortan weiter Pionierarbeit. »Thorsten hat den Football gut organisiert«, erinnert sich Michael Frey, ebenfalls ein Canes-Spieler der ersten Stunde. Krügers Arbeitszimmer glich einem feinsortierten Football-Archiv, doch nicht in die Vergangenheit, sondern in die Zukunft richtete er stets seinen Blick. Frey: »Er war der Zeit voraus und entdeckte immer wieder neue Talente.«

Das war der Grundstein für den rasanten Aufstieg der Baltic Hurricanes. Schleswig-Holstein-Pokal-Sieg und Aufstieg in die zweite Liga folgten, bevor Krüger sich 1993 als Head Coach zurückzog. Krüger damals: » Ich muß mich einfach einmal mehr um das Studium kümmern. Das Team braucht jetzt einen amerikanischen Coach.« Mit Larry Kentera kam ein erfahrener Trainer nach Kiel. Die entscheidenden Gespräche führte, wie sollte es anders sein, Krüger, der auch bei der Verpflichtung amerikanischer Spieler die Telefondrähte glühen ließ.

Ganz konnte sich Krüger vom Football nie zurückziehen, formte 1995 noch einmal mitentscheidend das Team neu, dem dann der Aufstieg in die erste Liga gelang. Erfolg hatte er auch an der Universität, beendete sein Volkswirtschafts-Studium. Pläne für die Zukunft wurden geschmiedet, doch durch die schwere Krankheit konnte Thorsten Krüger seine Pläne nicht mehr verwirklichen.

 

Zu viele Schwachstellen

Green Bay Packers haben in San Francisco keine Mühe

Die Statistiker konnten am Sonntag all ihre Weisheiten über die Wichtigkeit des Heimvortells in den Playoffs für sich behalten. Mit 23:10 setzten sich die Green Bay Packers im NFC Championship Game im 3Com Park gegen die San Francisco 49ers mühelos durch. Es war das dritte Jahr in Folge, daß die 49ers in den Playoffs an den Packers scheiterten.

 

Schafft es Elway?

Broncos-Quarterback nimmt vierten Anlauf

Der Mann hat in Super Bowls seine schwärzesten Stunden erlebt - und er selbst konnte nicht immer dafür: John Elway, der 37jährige Quarterback der Denver Broncos. Zum vierten Mal in 15 Jahren NFL hat er seinen Club in den Super Bowl geführt - viele weitere Chancen auf den Ring wird er nicht mehr bekommen.

Jedesmal wenn die Broncos in der Vergangenheit den Super Bowl erreichten, wurde es schlimmer. Beim ersten Mal vor 20 Jahren (natürlich noch ohne Elway) gab es in New Orleans gegen Dallas zwar eine 10:27 Abfuhr, doch war man damals auch als Außenseiter ins Rennen gegangen. Neun Jahre später in Pasadena war man, nicht zuletzt wegen Elway, gegen die New York Giants voller Hoffnung. Zur Halbzeit lag man mit 10:9 vorn, Elway selbst hatte den Broncos-Touchdown erlaufen, zeigte souveränes Paßspiel - doch schon etwa drei Minuten vor der Halbzeit hatte der Leidensweg für den Mann aus Port Angeles (Washington) begonnen - auch wenn er damals noch nicht ahnen konnte, wie steinig er werden würde.

In der eigenen Endzone wurde er zum Safety für New York gestoppt. Die Giants machten im dritten und zu Beginn des vierten Viertels mit 24 Punkten in Folge alles klar und gewannen am Ende 39:20.

Ein Jahr später sollte es gegen Washington besser laufen. In der zweiten Minute lieferte EIway einen Paß zum Touchdown, zum ersten Seitenwechsel führten die Broncos 10:0. Doch wieder - diesmal schon im zweiten Viertel - brach der Gegner mit aller Wucht über die Broncos herein: Doug Williams führte die Redskins zu fünf Touchdowns bis zur Pause und am Schluß zum 42:10-Sieg.

Zwei Jahre später erlief Elway seinen zweiten Touchdown in einem Super Bowl - es war eine Trotzreaktion. Denn der Gegner aus San Francisco führte bereits mit 41:7 und dies mit dem auch Elway immer wieder als Beispiel vorgehaltenen Joe Montana in bester Spiellaune auf dem Quarterback-Posten. Endergebnis: 55:10 für die 49ers - und ein John Elway, der acht Jahre lang auf seine nächste Chance warten mußte, die vermutlich letzte am 25. Januar 1998 in San Diego.

 

Erfahrung vor Jugend

John Elway bringt Denver Broncos ins Endspiel

Dank eines 24:21-Erfolges über die Pittsburgh Steelers ziehen die Denver Broncos zum fünften Mal in ihrer Clubgeschichte ins Endspiel ein. Für John Elway ist es die vierte Teilnahme seiner langen Karriere und möglicherweise auch seine letzte Chance, die begehrte Trophäe noch zu ergattern. Elway war es auch, der sein Team ruhig und besonnen durch die aggressive Steelers-Defense führte. Nur in der ersten Angriffsserie leistete er sich einen Schnitzer.

 

Barry Switzer trift ab

Head Coach der Dallas Cowboys zieht die Konsequenzen selbst

Am letztem Freitag beendete Barry Switzer die Spekulationen um seine Zukunft als Head Coach der Dallas Cowboys mit der Bekanntgabe seines Rücktritts. Der 60jährige legte Wert darauf, daß dies seine Entscheidung gewesen sei und er von Team-Besitzer Jerry Jones, mit dem er seit 30 Jahren befreundet ist, nicht zu diesem Schritt gedrängt wurde. »Ich glaube, daß jetzt die Zeit für einen Neubeginn ist, der den Cowboys die Möglichkeit gibt, an die Spitze zurückzukehren«, erklärte er. Obwohl Switzer in Dallas von Beginn an umstritten war, ist er mit dem, was er mit der Mannschaft erreicht hat, nicht unzufrieden. Switzer: »Ich bin wirklich stolz auf das, was unsere Spieler und Coaches erreicht haben. Ein Super-Bowl-Erfolg und drei Divisionstitel sind für dieses Team und seine Fans Grund genug, stolz zu sein«.

 

Eine unendliche Geschichte

»Geteilter« Meistertitel heizt Playoff-Diskussion erneut an

Die unendliche Geschichte des College Footballs, die Diskussion über das Für und Wider einer Einführung von Playoffs in der Division 1-A, geht in die nächste Runde. Das vermeintliche Scheitern des gegenwärtigen Systems der Meisterermittlung, das den Fans zum dritten Mal in den 90er Jahren zwei Meister bescherte, gibt der Forderung nach Playoffs neue Nahrung. Dabei wissen alle, daß sich dafür in absehbarer Zeit keine Mehrheit finden wird.

Die beiden beteiligten Teams, Michigan (Meister bei AP) und Nebraska (Meister bei ESPN/ USA Today), konnten, auch wenn ihnen eine einstimmige Entscheidung lieber gewesen wäre, mit dem Ausgang der Saison leben. Immer noch besser so, als wenn die einstimmige Entscheidung zugunsten des anderen gefallen wäre. Letztlich haftet der Entscheidung aber doch der Geruch des faulen Kompromisses an, und so gab es in den Tagen danach reichlich Kritik, in erster Linie an den Coaches, in deren Rangliste Michigan seine Spitzenposition trotz des Sieges im Rose Bowl verloren hatte, aber auch am TV-Sender CBS, der den Orange Bowl (Nebraska gegen Tennessee) ausgestrahlt hatte. »Sentimentale Trottel« nannte ein Journalist, der den Ausgang des Meisterschaftsrennens für die Los Angeles Times kommentierte, die 62 College-Coaches, die mit ihren Stimmen die ESPN/USA Today 25 zusammenstellen. Er kritisierte, daß sie sich bei ihrer Entscheidung zu sehr von dem bevorstehenden Rücktritt von Nebraskas Head Coach Tom Osborne und dem unverhohlenen Werben der CBS-Kommentatoren während der Übertragung für einen »geteilten« Meistertitel hätten leiten lassen. »Der Witz ist, daß die Coaches selbst - weniger sentimental, bevor sie von Osbornes Rücktritt wußten - Nebraska nach dem getrübten Sieg gegen Missouri, als die Cornhuskers einen unerlaubten Kick des Balles brauchten, um das Spiel in die Verlängerung zu schicken, gleich um zwei Plätze (vom ersten auf den dritten) fallen ließen«, so der betreffende Journalist weiter.

Ob man die Coaches nun gleich als Trottel bezeichnen sollte, sei dahingestellt, gleichwohl stellte der deutliche Umschwung in der Coaches-Rangliste (Nebraska nahm Michigan 51 Punkte ab) das derzeitige System ohne Playoffs einmal mehr bloß und läßt den Ruf nach Playoffs wieder lauter werden. Geben wird es die so bald aber nicht. Da ist zum einen die erweiterte Bowl Alliance. Ab der kommenden Saison werden Rose Bowl, Big Ten und Pac Ten Conference in die Bowl Alliance integriert, sodaß es in Zukunft immer ein Spiel der beiden Top-25-Spitzenreiter geben wird.

 

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