HUDDLE Nr. 38 vom 23.09.1993

North Carolina State Wolfpack:

»Spittin’ Image of Our Team«

In den frühen Tagen der sportlichen Wettkämpfe zwischen den Universitäten waren die Sportler der staatlichen Anstalt North Carolinas bekannt als »Farmers« und »Mechanics«, als »Aggies«, »The Tech« und am gebräuchlichsten als »The Red Terror«, ein kurzer Hinweis auf die Schulfarben, rot und weiß, sei erlaubt. Der Name »Wolfpack« wurde erstmals von einem verärgerten Fan auf den Campus getragen. Nach einer sportlich gesehen dürftigen Football-Saison mit nur drei Siegen, drei Niederlagen und drei Unentschieden, gelangte ein Brief dieses verstimmten Fans in die Hände der Sportoffiziellen. In dem Brief beklagte er sich über die erfolglose Saison und schrieb, daß North Carolina State nie ein erfolgreiches Sportprogramm haben wird, solange sich die Sportler wie ein Rudel Wölfe aufführen werden. Sie, »behaved like a wolfpack«. Anfänglich haben sich die Studenten über den Vergleich amüsiert und gelacht, haben aber später den Namen »Wolfpack« für ihr Footballteam übernommen, irgendwie fanden sie den Namen doch »ganz scharf«. Die anderen Mannschaften der Uni haben zunächst den eingeführten Namen »Red Terror« beibehalten, aber nach einiger Zeit übernahmen auch sie den neuen Nickname. Das Etikett mit dem Wolfsrudel klebte nahezu zwanzig Jahre fest an den Wänden in Raleigh, bis der Kanzler J. W. Harrelson nach Ende des Zweiten Weltkrieges eine Kampagne einleitete, um einen neuen Namen für sein College zu finden. Seiner Meinung nach stellte der Name »Wolfpack« die Universität in ein sehr schlechtes Licht. Das einzige »Ding«, niedriger als ein Wolf, sei eine Schlange im Gras, ließ er vernehmen und ging sogar soweit, die Studenten daran zu erinnern, daß während des Krieges die deutsche U-Boot-Flottille ebenfalls »Wolfpack« genannt wurden. Und das ginge alles viel zu weit und eben so nicht! Kurz nach seinen öffentlichen Äußerungen bekam Harrelson auch tatsächlich Vorschläge für einen neuen Nickname in sein Büro gereicht. Darunter waren so nette Vorschläge wie »North Staters«, »Cardinals«, »Hornets«, »Cultivators« und »Cotton Pickers«. Ein ehemaliger Student reichte sogar den Namen »Pinerooters« ein, ein in einigen Teilen North Carolinas verbreiteter Slang-Ausdruck für Schweine. Für Harrelson verlief die ganze Aktion unglücklich, denn nach Befragung und der Auswahl lag nach wie vor »Wolfpack« an erster Stelle, trotz der Vergleiche mit »feindlichen U-Boot-Rudeln«. Ein Alt-Kommilitone brachte es auf den Punkt: »Der Wolf ist ein sprunghaftes, hartes und zähes Tier - es ist halt das ‘spittin’ Image’ unseres Teams«. Andererseits kann man die ganze Aktion auch als Wink der Geschichte sehen, denn mit dem alten Namen »Red Terror« hätte es vielleicht auch Probleme geben können, angesichts des aufkommenden Anti-Kommunismus. Man stelle sich nur vor: Eine ganze Universität, dazu ein staatliches Bildungsinstitut, vor dem McCarthy-Ausschuß. Das wäre für Harrelson zu viel gewesen. Dann schon lieber Wolfpack! Das »Wolfpack« hat bereits bei 14 Bowlspielen mitwirken können, 7 Bowlspiele wurden gewonnen, 6 verloren und ein Spiel endete unentschieden. North Carolina State wurde allerdings noch nie National Champion. Ihre beste Plazierung erreichte die Uni im Jahr 1974: North Carolina State belegte Rang 11. Die letzten beiden Bowlspiele wurden übrigens verloren. Am Sylvestertag des letzten Jahres unterlagen sie Florida mit 10:27 im Gator Bowl. Ein Jahr zuvor gab es im Peach Bowl ein zumindest hoch dramatisches Spiel. Erst drei Touchdowns in Folge von East Carolina kurz vor Schluß nahmen dem schon vermeintlichen Sieger »Wolfpack« den Sieg. 37:34 endete die Partie aus der Sicht East Carolinas, nachdem sie bereits 17:34 zurückgelegen waren. Ein wahres »Comeback-Spiel«.

 

Football für die 90er

Die Cologne Crocodiles haben den »Spirit«, der Meister macht

Bereits zum vierten Mal steht der Traditionsclub vom Rhein im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Nach der ersten Vize-Meisterschaft 1982 erreichten die Kölner alleine in den letzten vier Jahren nunmehr das dritte Mal das Endspiel, den German Bowl, ohne allerdings bisher den Titel nach Hause zu holen. Zweimal, 1990 und 1991, mußten sie sich nach packenden Duellen gegen die Berlin Adler geschlagen geben, obwohl sie, so die allgemeine Meinung, den wesentlich attraktiveren Football darboten.

 

Ladies’ Bowl 1993

Klare Sache

Eine klare Angelegenheit war das deutsche Damenendspiel zwischen den Berlin Adlern und den Frankfurt Gamblers. Vor einer überraschenden Kulisse von 800 Zuschauern siegten die Adler-Damen verdient mit 30:8. Insgesamt hatten 1.143 Fans Karten für die Doppelveranstaltung, bei der parallel die Berliner Cheerleader-Meisterschaften ausgetragen wurden, gelöst.

 

Schleswig-Holstein-Pokal

Hurricanes später Sieger

Das Schleswig-Holstein-Pokal-Finale wurde zu einer wahren sportlichen Demonstration. 2.200 Zuschauer feierten im Kieler Holstein-Stadion nach einem eher müden Beginn nahezu alle gelungenen Aktionen. In einer dramatischen Schlußphase gewannen schließlich die Kiel Baltic Hurricanes mit 21:6 (0:0, 7:0, 8:6, 6:0) gegen die kampfstarken Cougars aus Lübeck. Der Kieler Zweitligist hatte mit einem enorm starken Zweitligaaufsteiger in diesem Pokalfinale zu kämpfen. Die Defense der Cougars ließ zunächst kaum Raumgewinne zu. Baltic-Quarterback Stefan Naß gelang kaum ein Paß. Erst als Running Back Jörg Schiefer einen Touchdown schaffte (PAT Jan Weber), kam im Stadion richtig Stimmung auf. Cheerleader-Gruppen aus ganz Schleswig-Holstein trieben Spieler und die Fans zu neuen Taten. Nach der großen Pause erhöhten Michael Frey (TD) und Jörg Schiefer (Conversion) für die Hurricanes das Ergebnis. Lübecks wieselflinker Running Back Oyairian O. Oye war auffälligster Spieler in den Reihen der Cougars. Dem 19jährigen Nigerianer war es vorbehalten, die Hansestädter wieder mit einem Touchdown in das Spiel zu bringen. Aber ein Musterpaß von Stefan Naß auf Marco Knorr, der mit einem Touchdown endete, zerstörte alle Hoffnungen der Lübecker. Die Hurricanes verteidigten damit erfolgreich den Titel. Lübecks und Kiels Head Coaches Volker Geist und Thorsten Krüger waren sich einig: »Ein niveauvolles Spiel. Beide Teams demonstrierten Football vom feinsten.« Lob gab es auch vom Häuptlingssohn Oyo, der von einigen Berliner Clubs heiß umworben wird: »Eine tolle Atmosphäre und ein gutes Spiel. Das habe ich noch nicht erlebt.« Übrigens: Während im Stadion-Vorfeld eine riesige Tailgate-Party lief, zeigte der Football-Nachwuchs sein Können. Im Vorfeld besiegte die Jugend-SG der Hamburg Silver Eagles/Hornets die Baltic Hurricanes mit 38:20.

 

Erste Vorentscheidungen

Drei Spitzenduelle liefern am Sonntag erste Fingerzeige

Nach einem Spieltag voller Überraschungen kehrte die NFL letzte Woche zur »Normalität« zurück. Philadelphia und San Diego sorgten mit kurz vor Schluß erzwungenen knappen Siegen für ordentlichen Adrenalin-Fluß, der Sieg der Cleveland Browns gegen die gut gestarteten Raiders kann als Überraschung gewertet werden. Aber schließlich waren die Browns, immer noch ungeschlagen, nicht zu unterschätzen. Der kommende Sonntag steht ganz im Zeichen von drei Divisions-Duellen, bei denen möglicherweise die Spreu schon vom Weizen getrennt werden könnte. Während die NFC East und die AFC West diese Woche pausieren, treffen in der NFC Central, der NFC West und der AFC East die jeweils heißesten Anwärter auf einen Divisionstitel aufeinander.

 

Heartbreaker

Packendes Finish in Philadelphia

Ein an Dramatik kaum zu überbietendes Spiel sahen die Zuschauer bei der Begegnung der Philadelphia Eagles gegen die Washington Redskins. Mit 17 Punkten im letzten Spielabschnitt sicherten sich die Eagles mit 34:31 ihren dritten Erfolg im dritten Spiel. Wie schon in der letzten Woche erzielten die Eagles die entscheidenden Punkte fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit. WR Calvin Williams stand am anderen Ende eines 10-Yard-Passes von QB Randall Cunningham.

 

San Francisco entzaubert

Cleveland Browns legen Schwächen der 49ers bloß

Die Cleveland Browns unterstrichen mit einem verdienten 23:13-Erfolg gegen die San Francisco 49ers, daß mit ihnen in diesem Jahr wieder zu rechnen ist. Zugleich offenbarte die Partie, daß der viermalige Super Bowl-Champion nicht ganz so unverwundbar ist, wie viele Beobachter glauben. Die sogenannten »Big Plays« in entscheidenden Situationen, eigentlich eine Spezialität der 49ers, machte dieses Mal der Gegner.

 

Zu früh gefreut

Schwache Leistung der Raiders von Cleveland zu Recht bestraft

Lange Zeit sah es so aus, als könnten die Los Angeles Raiders trotz einer schwachen Leistung ihren dritten Sieg im dritten Spiel feiern. Dann aber nahm die Football-Gerechtigkeit doch noch ihren Lauf. Ausgerechnet der oft gescholtene Vinnie Testaverde führte, nachdem er zu Beginn des vierten Viertels den enttäuschenden QB Bernie Kosar abgelöst hatte, die Cleveland Browns in den Schlußminuten zum knappen 19:16-Erfolg.

 

Erleichterung in Dallas

Super Bowl Champion holt in Phoenix ersten Sieg

In Dallas darf erst einmal aufgeatmet werden. Der amtierende Super Bowl Champion Dallas Cowboys kam nach zwei Niederlagen zum Saisonauftakt mit einem 17:10 bei den Phoenix Cardinals endlich zum ersten Saisonerfolg. Nachdem das leidige Thema der Vertragsstreitigkeiten mit und um RB Emmitt Smith mit dessen Vertragsunterzeichnung nach wochenlangen Tauziehen endlich ein Ende gefunden hat, scheint Ruhe beiden Cowboys eingekehrt zu sein.

 

Herausforderer gescheitert

North Carolina konnte Florida State nur eine Halbzeit lang fordern

Eine Halbzeit lang durfte die Konkurrenz der Florida State Seminoles auf eine Sensation hoffen. Da sah der Top 25-Spitzenreiter gegen North Carolina im Angriff gar nicht so furchterregend aus wie in den Spielen zuvor. Dann lief aber alles wie befürchtet, und die Seminoles verteidigten mit einem 33:7 ihre Spitzenposition. Den Ausrutscher der Woche leistete sich Boston College, das nach der 21:22-Niederlage bei Northwestern erst einmal »kleinere Brötchen« wird backen müssen.

 

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