HUDDLE Nr. 22 vom 03.06.1993

Purdue Boilermakers:

Wabash Fans gaben den Namen

Hat man so etwas schon gehört: Angesäuerte Fans eines unterlegenen Gegners kreierten den »Nickname« der Purdue University. Und das trug sich so zu: Wabash College, nach dem Fluß Wabash benannt und ungefähr 30 Meilen von Purdue in Crawfordsville gelegen, war ein erbitterter Gegner der Purdue University zu jenen Zeiten. Heute spielt das Team des Wabash College allerdings nicht mehr diese sportliche Rolle, sondern als Independent in der NCAA Division III. Nach einer schmerzlichen Niederlage gegen die Erzrivalen Purdue im Jahre 1889 betranken sich die enttäuschten und sauren Fans aus Crawfordsville, wobei es nicht nur bei einem Schimpfwort für Purdue blieb. Die Studenten der kleinen Kunsthochschule griffen dabei auf die gesellschaftlichen Ursprünge der meisten der Purdue-Studenten zurück, denn Purdue repräsentierte vornehmlich die »praktischen Künste« des Maschinenbaus und der Landwirtschaft. Eine ganze Liste ließe sich nach diesem »Namecalling Spree« aufstellen. Unter anderem auch »Boilermakers«, schlicht und einfach »Kesselflicker«, natürlich etwas frei übersetzt, denn wortwörtlich müßte man sie ja Kesselmacher nennen. Die richtige deutsche Berufsbezeichnung wäre richtigerweise sogar »Kesselschmied«. Das Wort »Kesselflicker« wird auch in einigen Regionen als Syno-nym für Zigeuner benutzt, hier aber nicht unsere Intention. Wie auch immer, der Name »Boilermakers« gefiel den Spielern, waren sie es doch gewohnt, in der Vergangenheit mit Namen bedacht zu werden wie »Cornfield Sailors« (»Maisfeldmatrosen«), »Blacksmiths« (Hufschmiede), »Pumpkin Shuckers« (»Kürbisspalter«) , »Hayseeds« (Grassamen), »Farmers« und »Rail Splitters« (»Gleistrenner«). Der Zorn des Wabash College, der letzlich zur Namensgebung führte, kann zudem noch so erklärt werden: Nicht nur daß Wabash verloren hat, spielte eine Rolle, sondern auch die Tatsache, daß eine Geschichte die Runde machte, daß Purdue in den späten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts acht Kesselschmiede aus den Läden der »Monon Railroad« immatrikulierte, gerade noch rechtzeitig, um sie im Footballteam an den Spielen teilnehmen lassen zu können. Nun, man kann sich vorstellen, daß diese Handwerker nicht gerade die schwächsten Athleten gewesen sein dürften - Wohl aber, das wurde unterstellt, nicht die stärksten Studenten, die »eigentlich« unter regulären Bedingungen das »Klassenziel« nie erreicht hätten. Wie man hörte, soll es in den letzten Jahren eine Art »Aufsichtsbeamte« gegeben haben, die durchs Land gereist sind und die schulischen Qualitäten der Footballspieler unter die Lupe genommen haben. Denn eine Regel galt: Footballspieler mußten ein bestimmtes schulisches Level erreichen. Wie schon bei den Junior High-Spielern, um es einmal ganz platt ins Deutsche übertragen zu sagen: Gibt’s ‘nen Fünfer, ist es aus mit dem Football. Wer nun aufgrund der langjährigen Rivalität allerdings annehmen würde, daß Purdue mit Wabash die meisten Spiele ausgetragen hat, der irrt. Dauerrivalen der Boilermakers sind die Hoosiers aus Bloomington, Indiana. Bloomington liegt ebenfalls wie Crawfordsville südlich von Lafayette, allerdings muß man ungefähr 100 Meilen zurücklegen, fährt aber auf dem Highway 231 direkt am Wabash College vorbei, wenn man nach Bloomington will. Purdue und Indiana haben seit 1891 insgesamt 95 Spiele ausgetragen, von denen Purdue 58, so auch das letzte im November vergangenen Jahres, gewonnen hat. Bei sechs Spielen konnten sich die Spieler nicht auf einen Sieger einigen, sie gingen unentschieden aus. Aber davon haben wir bereits in unserer letzen Ausgabe berichtet.

 

German Bowl voraussichtlich in München

Dem AFVD liegt ein Angebot der Agentur »IDEA« über die Ausrichtung des diesjährigen German Bowls sowie darüber hinaus über die Vermarktung aller Nationalmannschafts- und German Bowls der nächsten vier Jahre vor. Dem AFVD sollen von der Agentur, Geschäftsführer ist Stefan Hartl, der seit einiger Zeit die Heimspiele der Munich Cowboys in diesem Bereich betreut und auch beim German Bowl 1992 in Hannover für Teile des Rahmenprogramms verantwortlich war, dafür in diesem Jahr 50.000 DM, in den folgenden Jahren jeweils mindestens 70.000 DM Garantiesumme zuzüglich 40 Prozent eventueller Gewinne der Veranstaltungen zufließen. Im entsprechenden Vertragsentwurf ist vorgesehen, daß der AFVD für die Zustimmung der Landesverbände Sorge zu tragen hat. Daher wird das Vertragswerk momentan vom AFVD-Präsidium mit Landesverbandsvertretern beraten - ein Vertragsabschluß wird jedoch zügig angestrebt. Für die Zukunft wünscht sich »IDEA«, ein einheitliches Bild des deutschen American Football schaffen und präsentieren zu können. Diesem Ziel sollen nach den Vorstellungen der Agentur auch Bundesligaspiele dienen. Für alle Verbandsveranstaltungen, die der Obhut des AFVD unterliegen, sieht die Entwurfsfassung des Vertrages ein Exklusivrecht von »IDEA« für die Vermarktung vor. Dies würde neben Länderspielen und German Bowls auch Junior Bowls und Ladies Bowls beinhalten - konkret aufgeführt sind diese Spiele aber nicht.

 

Berlin Adler nun alleiniger Spitzenreiter

Individuelle Fehler kosten Crocodiles letztlich den Sieg

Etwa 2.000 Zuschauer kamen trotz regnerischen Wetters in die Kölner Ostkampfbahn, um die Spitzenbegegnung der beiden bis dahin noch ungeschlagenen Teams der Nordgruppe zu sehen. Am Ende hatten wieder einmal die Berlin Adler die Nase vorn. Sie schlugen die Cologne Crocodiles mit 34:23, bedingt durch vier Ballverluste, tödliche Fehler, die die Kölner in der »Red Zone« produzierten.

 

Orkan verpuffte in Hamburg

Paßspiel beider Teams trotzte Regen, Wind und Wetter

Es schien, als hätten die Solingen Hurricanes vom Wettergott Unterstützung erhalten. Immer wieder verdichtete sich der Dauerregen zu wolkenbruchartigen Güssen und platterte auf die Regenschirme der 2.600 Zuschauer, doch die unerschütterlichen Silver Eagles-Fans ließen sich nicht von Wind und Wetter abschrecken und feierten ihre Football-Party, als ob strahlender Sonnenschein das Firnament bedecken würde.

 

Patrick’s Day im Mommsen-Stadion

Achse Farell-Gerigk spielentscheidend

Rechtzeitig kam er aus Amerika zurück: Patrick Gerigk, der bereits als Jugendspieler zu Meisterehren kam. Die Bälle, die Bekim Kuci und Sven Dittmer durch die Arme und Finger zischten, fing er. Ihm und seinem »Paßmann« Patrick Farell gelangen die spielentscheidenden Raumgewinne und Punkte zum ersten Sieg der Rebels in dieser Saison. Präsident Andy Riedel konnte denn auch nach dem Schlußpfiff erleichtert durchatmen. Für ihn und seinem Vorstand stand viel auf dem Spiel. Ein Sieg gegen einen direkten Mitkonkurrenten um den vor dem Abstieg rettenden sechsten Tabellenplatz mußte her, um die Rebels vor Auflösungserscheinungen und tiefen Depressionen zu bewahren.

 

Meister voll auf Touren

Giants kassieren zweithöchste Niederlage der Vereinsgeschichte

Vor 400 Zuschauern mußten die Dortmunder gegen den amtierenden Deutschen Meister eine schmerzliche Niederlage hinnehmen, die auch in dieser Höhe verdient war, da Dortmund ohne den verletzungsbedingt fehlenden Christian Hauck die Düsseldorfer Abwehr nie in Verlegenheit bringen konnte und der Angriff der Panther fehlerfrei spielte.

 

Bravouröser Außenseiter

Kempten Comets bringen Tabellenführer Munich Cowboys in Bedrängnis

Die Kempten Comets haben den Munich Cowboys die »Perfect Season« vermasselt. Mit 17:17 trotzten sie den Cowboys ein mehr als verdientes Unentschieden ab. Man höre und staune, aber es hätte auch ein Sieg werden können, aber wie schon im vergangenen Jahr, als man zwei Sekunden vor Schluß noch in Führung lag und dann verlor, reichte es auch diesmal nicht ganz. Glücklich ist man an der Iller aber auf jeden Fall über dieses hervorragende Resultat, hat man doch auch, wie schon am vergangenen Wochenende, alle Experten Lügen gestraft.

 

Auch glanzlose Siege zählen

Hanau behält im Aufsteigerduell die Nerven

Schön anzusehen war es nicht, was die Spieler der Rothenburg Knights und der Hanau Hawks den Zuschauern zumindest in der ersten Halbzeit boten. Den Gästen wird es egal gewesen sein. Glanz verbreiteten sie nicht, aber es reichte mit 29:14 zur Verteidigung des zweiten Tabellenplatzes und zu zwei wichtigen Punkten im Kampf um einen der begehrten Playoff-Plätze.

 

Kein Erbarmen mit den Hessen

Regensburg hätte gegen Bad Homburg deutlicher gewinnen müssen

»Erbarmen, die Hessen kommen!« hieß es einst. Heute müßte man eher fragen: »Wer hat Erbarmen mit den Hessen?« Mit einem hochverdienten 21:14-Erfolg gegen die abstiegsbedrohten Bad Homburg Falken kamen die Regensburg Royals am Pfingstwochenende ihren Saisonziel, dem erneuten Erreichen der Playoffs, einen weiteren Schritt näher. Dabei zeigten sich die Gastgeber durchaus noch gnädig. Der Sieg hätte eigentlich noch höher ausfallen müssen. Von echter Spannung konnte trotz des knappen Resutats nicht die Rede sein.

 

Spannung bis zum Schluß

Nur ein kleiner Unterschied zwischen Playoff- und Abstiegskandidat

Erst 40 Sekunden vor Schluß entschied ein 25-Meter-Paßspielzug der Nürnberger »Williams Connection« das Spiel zwischen den Badener Greifs und den Noris Rams in Karlsruhe. Das Zuspiel von QB Mike Williams auf James Williams sorgte dafür, daß die Gäste noch zum 26:21-Erfolg kamen, nachdem sie wenige Minuten zuvor mit 19:21 in Rückstand geraten waren. Ein lange Zeit spannendes und und ausgeglichenes Spiel fand einen knappen Sieger. In der Tabelle findet sich von der Ausgeglichenheit wenig: Nürnberg setzt sich in der Playoff-Zone fest, die Greifs stehen nach Abschluß der Hinrunde mit dem Rücken zur Wand am Tabellenende.

 

2. Bundesliga Nord

Berliner Wochenende
Bears und Bandits lösen ihre Aufgaben erfolgreich

Das Feiertagswochenende stand in der Zweiten Bundesliga Nord ganz im Zeichen der beiden Berlin Teams, den Bears und den Bandits. Während Tabellenführer Berlin Bears beim 50:0-Erfolg von den Kiel Baltic Hurricanes nie ernsthaft gefordert wurde, war das Spiel beim Tabellenschlußlicht Hildesheim Invaders für die Berlin Bandits alles andere als ein Pfingstausflug. Die Reise lohnte sich, fuhren die Bandits doch mit einem 28:17-Sieg im Gepäck nach Hause.

 

2. Bundesliga Mitte

Stuttgart wankte, fiel aber nicht
Kaiserslautern brachte den Tabellenführer ins Schwitzen

Stuttgart trotz »Schlaftabletten«-Stimmung weiterhin auf Meisterschaftskurs, Backnang bleibt den Süddeutschen hart auf den Fersen, Frankfurt und Darmstadt waren spielfrei, Ulm zeigte neuen Drive, Mannheim am Ende, so läßt sich in Schlagworten die Situation in der Zweiten Bundesliga Mitte beschreiben. Die abstiegsbedrohten Warriors hätten gegen Spitzenreiter Stuttgart beinahe für den »Paukenschlag« des Wochenendes gesorgt. Die größere Substanz brachte dem Tabellenführer am Ende doch noch einen verdienten 36:19-Erfolg.

 

Stadionatmosphäre für zu Hause:

John Madden Football 93

Beinahe so lange, wie American Football auf Deutschlands Fußballfeldern gespielt wird, ist der Sport auch auf Computern oder Spielkonsolen vertreten. Wer erinnert sich nicht an erste Basic-Spiele auf dem C64, denen »Knüller« wie Superbowl Sunday” oder »4th and inches« folgten? Heute, da in fast jedem Haushalt ein Computer oder ein Videospiel zu finden ist, erscheinen regelmäßig qualitativ mehr oder weniger gute Produkte zu diesem Thema. Mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Technik sind jedoch auch die Preise für die Spiele in die Höhe geschnellt, so daß bei einem Fehlkauf leicht ein Hunderter in den Sand gesetzt werden kann. Um unsere Leser vor solchen Enttäuschungen zu bewahren, wollen wir uns in loser Folge mit neuerschienenen American Football-Spielen, aber auch empfehlenswerten Klassikern beschäftigen, auf Highlights aufmerksam machen und vor Flops warnen.

 

2. Bundesliga Süd

Ausgeglichenes Spitzenduell
Erding setzt sich erst spät gegen Landshut durch

Die Erding Bulls behielten in einem durch die Lokalpresse hochstilisierten spannenden aber fairen Spitzenkampf mit einem hart erkämpften 38:32 (0:0, 16:8, 14:24, 8:0)-Sieg die Oberhand über die Landshut Dragons und führen nun allein verlustpunktfrei die Tabelle der 2. Bundesliga Süd an.

 

2. Bundesliga West

Zweiter Saisonsieg für Remscheid
Duisburg gab nie auf

Obwohl die Duisburg Dockers bei der 0:50-Niederlage bei den Bergischen Löwen aus Remscheid auch im fünften Saisonspiel ohne Siegchance waren, überzeugten sie die 350 Zuschauer bei wechselhaften Witterungsverhältnissen durch ihre Kampfkraft. Diesmal nur mit 26 Spielern angetreten, griffen die Dockers in dieser Begenung auf Klaus Schröer als inzwischen sechsten Quarterback zurück. Er machte ein gutes Spiel, konnte jedoch nicht dafür sorgen, daß die Dockers zu ihrem vierten TD in dieser Saison kamen. Dies wußten insbesondere Franco Finelli und Marco Barsch zu verhindern, die auffäligsten Verteidiger auf Seiten der Remscheider.

 

Amsterdam Crusaders zum sechsten Mal im Eurobowl-Finale

Schaffen die Crusaders den dritten Titel in Folge?

Zu einem rein holländischen Eurobowl-Halbfinale kam es am Pfingstsonntag in Den Haag. Der amtierende Meister Cardkey Raiders traf auf den Eurobowl-Champion und Lokalrivalen Amseterdam Crusaders. Im Gegensatz zum Vorjahr, als die Crusaders im holländischen Halbfinale knapp unterlegen waren, gelang ihnen diesmal mit 22:7 die Revanche und somit der sechste (!) Finaleinzug in Folge.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe