HUDDLE Nr. 04 vom 28.01.1993

Auf dem Sprung

Die College-Elite zieht es in die NFL

Die NFL-Draft, also jene Prozedur, bei der die 28 Mannschaften der NFL alljährlich die besten Nachwuchsathleten aus dem College-Bereich unter sich aufteilen, findet erst im April statt, aber ein Blick auf die HUDDLE-»Mannschaft der Saison 1992« (in nebenstehendem grauen Kasten unterteilt in eine erste und eine zweite Mannschaft) gibt bereits einen Vorgeschmack auf dieses Ereignis. Die Mehrzahl der dort aufgelisteten Spieler wird am Draft-Tag nicht lange warten müssen, um zu wissen, welche Vereine sich die »Rechte« an ihnen gesichert haben.

 

Vanderbilt Commodores:

Nashvilles »Star« - Der »Commodore« gibt...

Nashville, Tennessee, ist nicht nur bei uns für seine Country Music-Szene bekannt, die in zahlreichen Songs besungen wurde. In Amerika steht Nashville auch für seine College Football-Teams. Neben der Tennessee State University, die mit ihren Tigers (ja, ja, schon wieder Tigers) in der I-AA-Ohio Valley Conference spielt, hat auch die Vanderbilt University, Mitglied der I-A-Southeastern Conference, ihren Sitz in Nashville. Während Tennessee State erst 1912 gegründet wurde, besteht Vanderbilt bereits seit 1873. Sie ist allerdings bei weitem nicht die älteste Uni Tennessees, wie man denken könnte. Die Univerity of Tennessee in Knoxville beispielsweise wurde schon im 18. Jahrhundert gegründet, genau 1794. Noch älter sind, um diesen Ausflug in die Geschichte abzurunden, die Traditions-Unis der I-AA-Ivy League, Harvard (gegr. 1636), Yale (gegr. 1701), Princeton (gegr. 1746), Columbia (gegr. 1754), Brown (gegr. 1764), Dartmouth (gegr. 1769) und Pennsylvania (gegr. 1740). Doch zurück nach Nashville, zur Vanderbilt University. Erst 24 Jahre nach der Gründung der Uni wurde der Name »Commodores« erstmals veröffentlicht. Der Quarterback des 1892er Vanderbilt-Footballteams, William E. »Billy« Beard, inzwischen zum Sportjournalisten avanciert, schrieb 1897 im Nashville »Banner« von der Vanderbilt University als »Commodores«, in Anlehnung an »Commodore« Cornelius Vanderbilt, einem »selbstbewußten und mit außergewöhnlich starkem Willen ausgestatteten Mann«, der durch eine Spende von über eine Million Dollar die Gründung der Universität ermöglichte. In Gedenken an Vanderbilt trägt die Universität noch heute seinen Namen. Cornelius Vanderbilt, 1794 geboren, 1877 gestorben, gilt als einer der großen Unternehmer Amerikas (Einer der »Big-Buisiness-Könige« wie Astor (Pelze), John Rockefeller (Öl), Carnegie, (Steel Corp.) und Morgan), ein »Selfmademan«, der die damaligen drei größten Eisenbahngesellschaften beherrschte und dabei ein großes Vermögen erwarb. Vanderbilt Universitys Logo, ein fünfzackiger Stern, der den Buchstaben »V« trägt, ist eine Adaptation der »Ein Stern-Insignie« des Marinerangs eines »Commodore« (vergleichbar mit dem »Kapitän zur See«). Die heutigen offiziellen Farben der Teams, Schwarz und Gold, wurden übrigens von »Vandy’s« erstem Footballteam eingeführt und werden seitdem voller Stolz getragen.

 

Young Guns

Kann das jüngste NFL-Team die Krone gewinnen?

»Ich führe die Cowboys in fünf Jahren zum Super Bowl«, hatte Cowboys-Head Coach Jimmy Johnson bei seinem Amtsantritt verkündet. Nun hat er sein Ziel mit dem jüngsten Team der NFL schon ein Jahr früher als geplant erreicht. Man mag den exzentrischen Johnson lieben oder hassen, sein Erfolg bleibt unbestritten. Aus der »Lachnummer« der Liga hat er innerhalb kürzester Zeit ein Top-Team geformt. Möglich wurde dies durch geschickte Personalpolitik, die den Cowboys zahlreiche Draft Picks bescherte. Die Folge ist ein sehr junges Team, welches die Zukunft der NFL repräsentiert.

 

Three-Peat ?

Dritte Chance für die Buffalo Bills

Noch vor einem Jahr hatte QB Jim Kelly betont, wie gering die Chance wäre, zwei Mal in ein Endspiel der NFL einzuziehen. Nun befinden sich die Buffalo Bills zum dritten Mal in Folge in einem Endspiel und stehen am Rand eines Negativrekords. Noch nie hat eine Mannschaft drei Endspiele in Folge verloren. Doch die Angst vor dem Versagen weisen die Bills weit von sich.

 

Ein guter Jahrgang

Auffällig: Beide Super Bowl-Teams sind gleich alt
Dallas bislang mit der eindrucksvolleren Entwicklungsgeschichte

Beide Super Bowl-Kontrahenten haben geschichtlich mindestens eins gemeinsam: ihr Gründungsjahr 1960. Besser gesagt, war 1960 das erste Jahr, in dem Bills und Cowboys am Spielbetrieb der NFL beziehungsweise damals noch der AFL teilnahmen. Mit unterschiedlichem Erfolg. Die Dallas Cowboys kassierten elf Niederlagen und durften sich nur einmal über einen Teilerfolg - ein Remis - freuen. Buffalo gelang ebenfalls ein Unentschieden, daneben zierten aber fünf Siege bei »nur« acht Niederlagen die Bilanz der Premierensaison. Nach de unterschiedlichen Starts entwickelten sich die beiden im NFL-Maßstab »jungen« Zöglinge im Lauf der NFL-Geschichte nicht gerade vergleichbar geradlinig auf dem Weg zum Erfolg. Buffalos Leistungskurve verlief dabei etwas gleichmäßiger (allerdings oft unterhalb des Durchschnitts, ein Super Bowl-Sieg fehlt bekanntlich noch), während bei Dallas Höhen und Tiefen wesentlich stärker ausgeprägt waren. Zwei Super Bowl-Siege finden sich da ebenso wie eine 1:15-Bilanz 1989 - vom Beginn 1960 abgesehen, doch den muß man wohl als eine Art Testsaison durchgehen lassen.

 

Im Super Bowl-Fieber

HUDDLE-Redakteur Dirk Ladwig hat sich in Pasadena bereits infiziert:
Ein Stimmungs-Bericht aus der »Stadt der Engel«

Nach den Unwettern der vergangenen Wochen ist in Los Angeles der Alltag eingekehrt. Die Palmen wiegen sich bei frühlingshaften, fast frühsommerlichen Temperaturen um die 20 Grad Celsius und mehr leicht im Wind, während die wenigen Hochhäuser Downtowns pünktlich um die Mittagszeit im Smog versinken. Doch überall weisen Schilder, Reklamewände, leuchtend rote Stoffwimpel auf den 27. Super Bowl hin und prägen mehr und mehr das Straßenbild.

 

Erfahrung contra Jugend

Wer hat die bessere Nerven?

Wie kommt die beste Defense der NFL (Dallas) mit der »No-Huddle Offense« der Bills zurecht? Auf diese simple Frage scheint sich alles zu konzentriren. Jedenfalls scheint dies für alle Fachleute die bedeutendste Frage zu sein. Cowboys-Head Coach Jimmy Johnson scheint dies nicht so zu sehen: »Es ist sicher ein Grund, sich Gedanken zu machen. Aber es ist kein so großes Problem, wie manche Leute glauben.« Allerdings mußte Johnson zugeben, daß es schwer ist, sich auf diese Angriffsvariante einzustellen.

 

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