Endlich einmal ganz vorn
In der NFL stand nach langer Durststrecke eines der erfolgreichsten Teams aller Zeiten endlich wieder einmal vorn. Mit einem 21:10-Erfolg gegen die Seattle Seahawks holten sich die Pittsburgh Steelers im Super Bowl XL in Detroit zum fünften Mal die Vince Lombardi Trophy und zogen damit mit den beiden Rekord-Super-Bowl-Gewinnern Dallas Cowboys und San Francisco 49ers gleich. 26 Jahre hatten die Fans der Steelers auf diesen fünften Erfolg warten müssen. Nach dem letzten Super-Bowl-Erfolg am Ende der Saison 1979 hatte es sieben Teilnahmen am AFC Championship Game und eine Super-Bowl-Teilnahme (1995) gegeben, der ganz große Wurf war den Nachfolgern des Erfolgsteams der 70er Jahre aber nicht gelungen. Der Sieg der war aber nicht nur deshalb einer aus der Kategorie »historisch«. Mit den Steelers gewann zum ersten Mal eine Mannschaft den Titel, die in den Playoffs dreimal auswärts hatte antreten müssen. Die Steelers hatten sich als letztes Team für die Playoffs qualifiziert, und das auch nur, weil sie ihre letzten vier Regular-Season-Spiele gewonnen hatten. In den Playoffs spielten sie dann ihren besten Football und schalteten die drei »Top Seeds« der AFC aus, zunächst den Ersten ihrer Division, die Cincinnati Bengals (mit 31:17), dann die Indianapolis Colts (21:18) und schließlich auch die Denver Broncos (34:17), die zuvor in der zweiten Playoff-Runde das Top-Team der letzten Jahre, die New England Patriots (drei Super-Bowl-Siege innerhalb von vier Spielzeiten), mit 28:13 ausgeschaltet hatten. Im Super Bowl war dann das punktbeste Team der NFC der Gegner. Die Seahawks feierten trotz der Super-Bowl-Niederlage mit der 13-3-Bilanz in der Regular Season und der ersten Qualifikation für den Super Bowl - mit Playoff-Siegen gegen die Washington Redskins (20:10) und Carolina Panthers (34:14) - ihre erfolgreichste Saison. In Detroit scheiterten die Seahawks dann nicht nur am Gegner, sondern auch an sich selbst. RB Shaun Alexander, der mit 28 Touchdowns einen neuen NFL-Rekord aufgestellt hatte und zum MVP der Saison gewählt worden war, blieb gegen Pittsburghs Abwehr weitgehend wirkungslos. Vor allem aber machten sich die Steelers einige »Scoring Opportunities« durch Strafen und eine Interception zunichte. Pittsburgh glänzte in Detroit auch nicht, siegte aber dank zweier Big Plays. Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit erzielte RB Willie Parker mit dem längsten Touchdown-Lauf der Super-Bowl-Geschichte (75 Yards) das 14:3, und beim Spielstand von 14:10 im vierten Viertel überrumpelten die Steelers die Seahawks drei Spielzüge nach einer Interception mit einem Trickspielzug, bei dem WR Antwaan Randle El seinen Receiver-Kollegen Hines Ward mit einem 43-Yard-Pass bediente, zum 21:10.
In der NFL Europe konnten die Amsterdam Admirals endlich einmal die hohen
Erwartungen erfüllen. Talentierte Mannschaften hatte die über die Jahre
immer mal wieder beisammen (so spielte ein gewisser Kurt Warner einst auch
für die Admirals), den World Bowl hatte man aber nur einmal erreicht
(1995), und gewonnen hatte man die kristallene Weltkugel nie. Dieses Mal
war alles anders. Ebenso wie der Dauer-Finalist Berlin Thunder (vierte
World-Bowl-Teilnahme innerhalb von fünf Spielzeiten) qualifizierte man
sich bereits am vorletzten Spieltag für das Endspiel. Und dort behielt man
am 11. Juni in der LTU Arena in Düsseldorf gegen Berlin vor 35.134
Zuschauern mit 27:21 die Oberhand. Den Grundstein zum Erfolg legten die
Admirals dabei in der ersten Halbzeit als sie eine 17:0-Führung vorlegten
und dem Berliner Angriff nur 89 Yards Raumgewinn gestatteten (51 davon
beim letzten Ballbesitz vor der Halbzeitpause, der Thunders 7:17 brachte).
Allerdings half Thunder fleißig mit. Amsterdams 14:0 fiel einen Spielzug
nach einem Fumble der Berliner an der eigenen 13-Yard-Linie, das 17:0,
nachdem Thunder beim folgenden Ballbesitz bei einem vierten Versuch an der
eigenen 34-Yard-Linie gestoppt worden war.
Das wirklich Wichtige spielte sich für die NFL Europe aber außerhalb der
Spielfelder ab. Die NFL Europe verbuchte mit 18.965 Zuschauern pro Spiel
einen neuen Zuschauer-Rekord, und der Liga-Neuling Hamburg Sea Devils, der
nach der Saison 2004 die Scottish Claymores ersetzt hatte, kam aus dem
Stand auf knapp 18.000 Besucher pro Spiel, ein fast doppelt so hoher
Schnitt wie der, den die Claymores für gewöhnlich erreicht hatten. Den
Lohn auch dafür bekamen die Mitarbeiter in den sechs »Front Offices«
Anfang Oktober. Da segneten die 32 Team-Besitzer der NFL die
wirtschaftlichen Planungen der NFL Europe für gleich fünf Jahre ab. Damit
hat man endlich einmal für einen längeren Zeitraum Planungssicherheit, was
der Weiterentwicklung der NFL Europe nur gut tun kann
Von den Zuschauerzahlen und wirtschaftlichen Perspektiven der NFL Europe
kann die deutsche Bundesliga nach wie vor nur träumen, aber die heimischen
Amateur-Footballer haben ja auch keinen reichen Onkel in Amerika, der
Personal und Spielbetrieb (mit-)finanziert. So blieb hier sportlich wie
wirtschaftlich alles so, wie man es seit den 90er Jahren des 20.
Jahrhunderts gewohnt ist: Die wirtschaftlich und sportlich stärksten Teams
sitzen im Norden, und die »trudelten« den Meister auch 2005 wieder unter
sich aus. Im Süden bestätigten die Marburg Mercenaries mit ihrem Erfolg im
Europa-Pokal und dem erneuten Erreichen des Halbfinales, dass dort in den
letzten Jahren gute Arbeit geleistet wurde, am Ende waren aber auch sie
wieder nur schmückendes Beiwerk für die Selbstinszenierung des Nordens.
Die ging dieses Mal in Hannover über die Bühne und zog knapp 20.000
Zuschauer in die AWD-Arena. Diese sahen einen 31:28-Sieg der Braunschweig
Lions gegen die Hamburg Blue Devils, was insofern bemerkenswert war, als
die Braunschweiger in den fünf voraufgegangenen Finals jeweils den
Kürzeren gezogen hatten. Neben der Braunschweiger Mannschaft als Ganzes
war vor allem deren Head Coach Kent Anderson der große Gewinner dieses 8.
Oktober. Im Jahr zuvor hatte er die Berlin Adler aus dem Mittelmaß zur
Meisterschaft geführt (im German Bowl 10:7 gegen Braunschweig), und seine
Rückkehr an seinen alten Arbeitsplatz in Braunschweig scheint - zumindest
rückblickend - der entscheidende »Kick« gewesen zu sein, der half, den
Braunschweiger Endspiel-Fluch zu beenden.
© HUDDLE Verlags GmbH |
|
Willie Parker Pittsburgh Steelers |
|
|
Ben Roethlisberger Pittsburgh Steelers |
|
|
Shaun Alexander Seattle Seahawks |
|
|
Kurt Kittner (Admirals) MVP World Bowl
|
|
|
Maskottchen Kuddl Hamburg Sea Devils
|
|
|
Marcel Duft (BS Lions) MVP German Bowl
|
|
|
Kent Anderson HC Braunschweig Lions
|
|