Jahresrückblick 1935

NFL ringt um Ausgeglichenheit

Die NFL rang auch 1935 nach mehr Stabilität. Mit den Cincinnati Reds verabschiedete sich ein Team, das ohnehin nur zwei Jahre existiert hatte. Immerhin: Die Dominanz der Chicago Bears und New York Giants in den beiden Jahren zuvor führte zu einer der wichtigsten Neuerungen in der NFL: Auf Vorschlag von Bert Bell, dem Besitzer der Philadelphia Eagles, wurde für das folgende Jahr (1936) die Einführung einer Spieler-Draft beschlossen, bei der die Teams in umgekehrter Reihenfolge ihres Abschneidens (also die schlechsten Teams zuerst) Zugriff auf den Nachwuchs aus den Colleges bekamen. Damit sollte eine größere sportliche Ausgeglichenheit erreicht werden. Interessanterweise gab es die 1935 auch ohne Draft schon, zumindest in der Western Division. Dort lagen am Ende alle vier Teams eng beieinander. Die Detroit Lions (Bilanz: 7-3-2) zogen letztlich ins Championship Game ein. Entscheidend war, dass sie Ende November innerhalb von fünf Tagen (24. und 28. November) aus den beiden Spielen gegen die Chicago Bears (am Ende 6-4-2) einen Sieg (14:2) und ein Remis (20:20) holten, während die favorisierten Green Bay Packers (8-4) am 28. November mit 7:9 bei den Chicago Cardinals (6-4-2) verloren. Die Cardinals ihrerseits hatten zuvor schon zu viel an Boden verloren, sodass sie zwar den Packers und mit einem 7:7 drei Tage später auch den Bears die Endspiel-Tour vermasselten, aber selbst nicht mehr ganz nach vorn kamen.

Der Gegner der Lions im Finale hatte in der Regular Season dagegen leichtes Spiel. Die New York Giants, Meister des Vorjahres, holten sich mit der besten Bilanz aller Teams (9-3) Platz eins in der Eastern Division, in der die vier übrigen Teams negative Bilanzen einfuhren. Im Championship Game am 15. Dezember in Detroit war das aber nicht mehr von Bedeutung. Vor 15.000 Zuschauern siegten die Lions mit 26:7. Die Lions legten in einer Schlammschlacht mit dem ersten Ballbesitz das 7:0 vor und führten nach dem ersten Viertel mit 13:0. Die Entscheidung fiel aber erst spät. Drei Minuten vor Spielende kamen die Lions nach einem verunglückten Punt (QB Ed Danowski schoss einen seiner Lineman an) an der 26-Yard-Linie der Giants in Ballbesitz und erzielten sechs Spielzüge später durch Ernie Caddels 4-Yard-Lauf das 19:7, und nach einer Interception (Return von New Yorks 32- bis an die 10-Yard-Linie) legten sie in den letzten Sekunden noch einen Touchdown drauf.

Im College Football gab es bis zur Einführung der AP Top im Jahr 1936 keinen von der Football-Öffentlichkeit allgemein anerkannten Meister. Die Teams spielten praktisch nur in ihren Regionen. Mit Hilfe von mathematischen Formeln versuchten in der "Vor-AP-Zeit" einige Universitätsprofessoren einen Überblick über die Spielstärke der Teams zu geben. Deshalb schreiben sich viele Teams aus dieser Frühzeit National Championships gut, die allgemein aber nicht als solche anerkannt werden. Zu den wichtigsten dieser Indizes gehörten der 1926 eingeführte von Frank Dickinson, einem Wirtschaftsprofessor der University of Illinois, und der 1929 eingeführte Dunkel Index. 1935 lag Minnesota in den meisten dieser mathematischen Ranglisten vorn, auch bei Dickinson. Die Golden Gophers hatten alle acht Regular-Season-Spiele gewonnen und dabei nur einmal, beim 21:13 gegen Northwestern im vierten Spiel, mehr als sieben Punkte kassiert. Im Dunkel Index lag aber Princeton vorn, das ebenfalls alle Spiele gewann (9-0). Beide spielten in keinem der damals nur vier Bowls. Drei weitere Teams lagen in je einer der anderen Ranglisten auf Platz eins: LSU (9-2), das nach einer Auftaktniederlage gegen Rice (7:10) neunmal in Folge gewann, fünfmal Zu Null, und im Sugar Bowl gegen TCU verlor (2:3), TCU (12-1), das nur das Punktspiel gegen SMU verlor (14:20), und SMU (12-1), das nach einer perfekten Regular Season mit acht Zu-Null-Siegen im Rose Bowl gegen Stanford verlor (0:7).

 

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