Jahresrückblick 1925

Entscheidung am »grünen Tisch«

Die NFL erlebte 1925, in ihrem sechsten Jahr, eine Aufwertung, und das verdankte sie einem Mann: Red Grange, Spitzname: The Galloping Ghost. Der war in den Jahren zuvor als Spieler des College-Teams der University of Illinois einer der Top-Stars des College Footballs. Unmittelbar nachdem die Fighting Illini Mitte November ihre Saison beendet hatten, unterschrieb Grange einen Vertrag bei den Chicago Bears. Am 26. November gab Grange im Lokalderby gegen die Chicago Cardinals (0:0) sein Debüt. Mit Grange im Team bestritten die Bears sieben Spiele innerhalb von 16 Tagen und wann immer die Bears spielten, zogen die Partien riesige Zuschauer-Mengen an und stieg das Interesse der Medien. Zum erwähnten Derby kamen zum Beispiel 38.000 Zuschauer, zum Gastspiel bei den New York Giants am 6. Dezember gar 70.000, was, so hieß es später, die Existenz der Giants, die damals ihre erste Saison bestritten, gesichert habe. In der Rückschau hieß es, die "Grange Tour", wie man diese Partien nannte, habe die NFL hoffähig gemacht, nachdem zuvor der College Football größeres Ansehen genossen hatte und die Profis etwas misstrauisch beäugt worden waren.

Sportlich endete die Saison 1925 mit einer umstrittenen Entscheidung. Am 6. Dezember hatten die Pottsville Maroons aus Pennsylvania im Spiel der beiden Top-Teams bei den Chicago Cardinals mit 21:7 gewonnen und wähnten sich mit ihrer 10-2-Bilanz gegenüber Chicagos 9-2-1 als Champion. Eine Woche später aber bestritten die Maroons in Philadelphia ein Freundschaftsspiel gegen die Notre Dame All-Stars, ein Team ehemaliger Spieler von Notre Dame, in dem auch die legendären "Four Horsemen" (Jim Crowley, Elmer Layden, Don Miller und Harry Stuhldreher) mitwirkten. Die in Philadelphia beheimateten Frankford Yellowjackets protestierten bei der NFL dagegen, mit der Begründung, die Maroons hätten die "territorial rights" der Yellowjackets verletzt, also, wenn man es so ausdrücken will, im wirtschaftlichen Revier der Yellowjackets gewildert. Der damalige NFL-Präsident Joe F. Carr gab dem Protest statt, sperrte die Maroons für weitere Spiele und entschied, dass die Cardinals zwei zusätzliche Spiele bestreiten sollten. Das taten die auch, schlugen die sieglosen Milwaukee Badgers mit 59:0 und die Hammond Pros, gegen die sie zum Saison-Auftakt mit 6:10 verloren hatten, mit 13:0 und wurden zum Champion erklärt.

Als das beste Team im College Football erwies sich Alabama aus der Southern Conference. Die Mannschaft gewann alle neun Regular-Season-Spiele, acht davon zu Null, mit einem Punkte-Verhältnis von 277:7. Nur einmal, beim 50:7 gegen Birmingham Southern im zweiten Spiel ließ man Punkte zu. Dennoch war der Weg zum inoffiziellen Titel kein Spaziergang. In den Punktspielen war es zweimal knapp - beim 7:0 bei Georgia Tech am 24. Oktober und beim 6:0 gegen Mississippi State am 31. Oktober. Und richtig am Rande einer Niederlage stand man dann im Rose Bowl gegen den zuvor ebenfalls ungeschlagenen Champion der Pacific Coast Conference, Washington (10-0-1). Washington führte zur Halbzeit mit 12:0. Als Washingtons Star George Wilson (134 erlaufene Yards und zwei Touchdown-Pässe) im dritten Viertel ausfiel, erzielte Alabama innerhalb von sieben Minuten drei Touchdowns, den letzten im Anschluss an einen Fumble der Huskies an der eigenen 30-Yard-Linie, und gewann letztlich mit 20:19.

 

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