Jahresrückblick 1922

Profi-Liga bekommt neuen Namen

Der seit ein paar Jahren organisierte Profi-Football bekam 1922 einen neuen Namen. Die American Professional Football Association benannte sich um in National Football League (NFL). Aber nicht nur die Liga, auch ihr amtierender Champion gab sich einen - heute würde man sagen Marketing-gerechten - Namen. Die Chicago Staleys hießen fortan Chicago Bears. Zwei andere Dinge machten 1922 ebenfalls Schlagzeilen: Um die Unsitte, College-Spieler unter falschem Namen parallel bei den Profis einzusetzen, zu unterbinden, entschied sich die Liga, an den Green Bay Packers ein Exempel zu statuieren. Sie schlossen das Team und zahlten der ACME Packing Company, der das Team gehörte, die Lizenz-Gebühr von 50 Dollar zurück. Einer der Spieler, Earl "Curly" Lambeau, kaufte der Firma die Rechte an den Packers für 50 Dollar ab, versprach der Liga, sich an die Regeln zu halten, und bekam die Lizenz. Die Canton Bulldogs, eines der Gründungsmitglieder der Liga, verloren ihren prominentesten Spieler, Jim Thorpe. Der gründete zusammen mit anderen Spielern indianischer Herkunft ein eigenes Team, die Oorang Indians.

Während Thorpe und die Indians sportlich nicht viel zu bestellen hatten (zwei Siege, sechs Niederlagen), marschierten die Bulldogs zu ihrer ersten von letztlich drei Meisterschaften in Folge. Sie gewannen zehn ihrer zwölf Spiele, unter anderem auch gegen das Team ihres ehemaligen Stars Thorpe (14:0). Dass man zweimal - bei den Dayton Triangles und gegen die Toledo Maroons - nur 0:0 spielte, fiel nicht ins Gewicht, denn die wichtigen Spiele gegen die beiden einzigen Konkurrenten, die Chicago Bears (Abschluss-Bilanz: 9-3) und die Chicago Cardinals (8-3), gewann man. Die Bears schlug man in Chicago mit 7:6, die Cardinals besiegte man im Hinspiel in Chicago mit 7:0, im Rückspiel in Canton mit 20:3.

Im College Football fiel es 1922 besonders schwer, sich auf ein Team zu einigen, dass als das beste angesehen wurde. Ansprüche darauf konnten vier Teams mit makelloser Bilanz anmelden: Pacific Coast Conference Champion California (9-0), Ivy League Champion Cornell (8-0), Big Ten Champion Iowa (7-0) und der Zweite der Ivy League, Princeton (8-0). Die meisten Fachleute sahen Princeton vorn. Geholfen haben dürfte der Mannschaft, dass ihre Saison eine klassische "Cinderella Story" war. In jedem Spiel galten sie als Außenseiter, gewannen aber immer wieder knapp. Als das beste Spiel der Saison ging Princetons 21:18-Sieg gegen die University of Chicago in die Geschichte ein. Das Team lag im vierten Viertel schon mit 7:18 hinten, bog das Spiel aber mit einer Reihe spektakulärer Szenen um. Mit einem Fumble Return erzielte man das 14:18, das 21:18 fiel zwei Minuten vor Spielende im vierten Versuch von Chicagos 3-Yard-Linie aus, und in den Schluss-Sekunden stoppte man Chicago bei einem Lauf von der 1-Yard-Linie aus wenige Zentimeter vor der Goal Line.

 

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