SPIRIT Nr. 45 (August/September 2004)

Top-Stories

Eine Amerikanerin in Bottrop

Als wir am Düsseldorfer Flughafen landeten, waren wir alle ganz schön aufgeregt. Wir mussten noch auf einige Team-Mitglieder warten, die über Frankfurt beziehungsweise Amsterdam geflogen sind. Während wir warteten, bemerkten wir, dass die Taxis vor der Tür meist von der Automarke Mercedes waren. Das war schon etwas komisch, denn in Amerika ist ein Mercedes ein ziemlich teures Fahrzeug, geschweige denn, dass es bei uns als Taxi verwendet wird. Nachdem der Bus kam, versuchten wir uns mit dem Fahrer zu unterhalten, was sich als schwierig herausstellte, weil er nicht sehr viel Englisch sprach. Aber wir haben uns prächtig amüsiert über seine wilde Gestik. Als wir auf der Autobahn fuhren, bestaunten wir fasziniert die vielen wirklich kleinen Fahrzeuge, die an uns vorbeisausten. Wir sind normalerweise viel größere Autos gewohnt. Natürlich konnten wir kein Wort von dem verstehen, was auf den Autobahn-Schildern stand, aber es war unheimlich lustig zu versuchen, die Wörter auszusprechen. Unser Hotel, das van der Falk Hotel, lag in Gladbeck. Ich war überrascht, wie schmal und klein die Straßen waren, als wir von der Autobahn abfuhren. Die Landschaft war unglaublich grün und das Hotel sehr beeindruckend. Es war zwar schon etwas älter, aber sehr gut in Stand gehalten. Am besten hat mir die Treppe in der Lobby gefallen. Das Hotel-Personal war sehr zuvorkommend, beantwortete geduldig all unsere Fragen und hat uns während unseres Aufenthalts eine schöne Zeit bereitet. Die Zimmer waren toll, sie hatten ein großes Badezimmer, einen Balkon und einen schönen Ausblick. Das Essen in Deutschland war schon eher etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich habe alles zumindest mal probiert. Der größte Unterschied waren die Gewürze, mit denen die Gerichte zubereitet wurden. Selbst das Brot war »anders«. Es wird mit so vielen unterschiedlichen Körnern gebacken, wie wir es gar nicht kennen. Wir mussten auch immer extra nach Wasser ohne Kohlensäure fragen. Später haben wir einfach unsere Wasserflaschen aufgehoben und sie in unseren Zimmern mit Leitungswasser aufgefüllt, weil wir relativ viel getrunken haben ...

 

Darmstadt Reloaded

Ja, auch in Darmstadt gibt es Cheerleader, und das schon eine ganze Weile. Bei uns hat sich in letzter Zeit allerdings einiges getan. Doch lest selbst: Ende 2002 entschlossen sich die DDC Pearls, die seit zehn Jahren für die Darmstadt Diamonds cheerten, sich von eben diesen zu trennen. Über die Jahre hinweg hatte sich eine gewisse Unzufriedenheit angesammelt. So zog es das ganze Team weg in unbekannte Gefilde. Der währenddessen neu gewählte Vorstand versuchte, uns zurückzugewinnen. Trotz der Verlockung, sich wieder »ins gemachte Nest zu setzen«, überwog jedoch unsere Neugier auf bisher unerforschte Sportarten, zumal sich viele andere Vereine angeboten hatten, uns aufzunehmen. Die mit uns in gutem Kontakt stehenden Neu-Isenburg Jets Cheerleader schlossen sich uns an, und wir gründeten eine neue Squad: die Darmstadt Jaguars. Wir bekamen unsere langersehnte eigene Abteilung im Breitensportverein SV Darmstadt 1898 und waren nun die offiziellen Cheerleader der Profifußballer, »Lilien«. Mit der Zeit erwies sich das Cheeren für Fußball als etwas eintönig, da unsere Motivationskünste auf Pregame und Halftime Shows begrenzt wurden. Auch waren unseren neuen Uniformen noch nicht da, und so cheerten wir also in Campwear oder Trainingsanzügen vor mehreren tausend Zuschauern. Überaus wohl fühlten wir uns dabei nicht (da sich die damals georderte Campwear um mindestens eine Größe zu groß für jedes Girl herausstellte und die Trainingsanzüge in einfachem Weiß gehalten sind). Doch trotz allem wurden wir respektiert und die Terminliste mit Auftritten erweiterte sich zusehends. Unser Bekanntheitsgrad brachte eines Tages schließlich ein Casting-Team für den Manhattan-Eis-Spot von Schöller zu uns. Die Auswahl von vier Team-Mitgliedern war toll und brachte uns viel regionale Werbung (und damit verbundene Auftritte), was aber auch für negative Stimmung sorgte, da für die Mädels aus Neu-Isenburg die ständige Anreise nach Darmstadt quälend war und sich auch mit jeder Woche verdoppelte. Die vielen neuen Mitglieder konnten wir kaum noch integrieren, da selbst die Kerngruppe mit Problemen zu kämpfen hatte. Mangelnde Trainingsbeteiligung, schlechte Laune - was dagegen machen? Hier kam die Lösung: »Wir wollen ins Camp!« Im Juli 2003 fuhren wir nach Weinheim zum Elite Camp ...

 

Gigantische Show

Bereits im vierten Jahr lädt das NFL-Europe-Team Rhein Fire Cheerleader aus ganz Nordrhein-Westfalen ein, bei einem Spiel zusammen mit ihren Cheerleadern, den Pyromaniacs, in einer Pregame- oder Halftime-Show zu tanzen. Dieses Jahr nahmen knapp 600 Cheerleader das Angebot an, am 29. Mai beim Spiel Rhein Fire gegen Frankfurt Galaxy in der Arena AufSchalke aufzutreten. Doch dabei handelte es sich für die Organisatorin dieses Events, Miriam Lopez, keineswegs um eine preisgünstige Show-Einlage. Im Gegenteil: 600 Cheerleader in einer Show zu vereinigen, bedeutet eine Menge Arbeit. Normalerweise engagieren die Organisatoren der Shows Künstler über eine Agentur, was zwar teuer, aber wesentlich einfacher ist. Bei den jährlichen Show-Einlagen durch die NRW-Cheerleader gibt es im Vorfeld viel zu tun. Erst einmal werden von Miriam alle ihr bekannten Teams angeschrieben. Dieses Jahr wurde sie dabei von Tanja Hermanns von CheerPlanet unterstützt, die einen entsprechenden Aufruf im Internet startete. Auch darauf meldeten sich einige Teams. Doch nicht nur die »alten Hasen« des Cheerleadings werden eingeladen, auch neue Teams bekommen ihre Chance. Da Miriam neben ihrem Studium Lehrerfortbildungen abhält, wird sie auch oft von Cheerleader-AGs oder Schul-Teams angesprochen. Diese werden dann oft durch Miriam oder einige ihrer Pyromaniacs betreut. Am besagten Gameday können sie dann auch außerhalb des Schulgeländes ihr Können vor einer riesigen Anzahl von Zuschauern zeigen. Nachdem die verschiedenen Teams von dem Vorhaben informiert wurden, gilt es, eine einheitliche Choreographie an alle zu vermitteln. Die Teams bekommen zwei Workshops angeboten, bei denen sich ihre Trainer den Tanz beibringen lassen können, CDs mit der Musik bekommen und Videos von den »Vortänzern« machen können. Auch hier ist der Aufwand nicht gerade gering. Neben der Erstellung der Choreographie selber muss auch noch ein Vertrag mit einer geeigneten Räumlichkeit, meistens ein Fitnesscenter, gemacht werden. Die Trainingszeit muss nicht nur mit dem Fitnesscenter abgestimmt werden, auch Miriam und die Pyromaniacs müssen in der Zeit frei von Auftrittsverpflichtungen sein, was während der Football-Saison selten ist. Da zu den Workshops noch nicht alle genauen Daten zum Gameday vorhanden sind, muss auch danach noch der Kontakt per Post oder Telefon zu den Teams gehalten werden ...

 

Musik, Maestro!

Die Musik gehört zum Cheerleading wie die Butter aufs Brot. Nicht nur, dass die Musik einfach eine schöne Routine oder Präsentation einer Squad ausmacht, auch welche Art der Musik und ob mit oder ohne Effekte usw. können bei bestimmten Anlässen wichtig sein. Wir wollten von Euch unter www.cheerforum.de wissen, welche Musik Ihr für welche Anlässe einsetzt. Und mit welchen Musikprogrammen Ihr die Musik zusammenstellt. Es stellte sich heraus, dass es nicht nur rein technisch Unterschiede im Dance und Cheerleading gibt. Auch bei der Zusammensetzung der Musik gibt es die kleinen aber feinen Unterschiede, wie Bärbel aus Düsseldorf zu berichten weiß. »Wir haben festgestellt, dass die typische Cheer-Musik beim Publikum nicht so gut ankommt, da die meisten Leute die Musikstücke gar nicht kennen, oder der Mix total mit Effekten überladen ist. Wir benutzen für unsere Auftritte Musik, die beim Publikum gut ankommt, also Pop- und Rockmusik, zum Beispiel ‚YMCA' und Ähnliches. Gerade bei gebuchten Auftritten, zum Beispiel Firmenfeiern, Geburtstage etc., wird meist erwartet, dass die Musik Stimmung reinbringt, und die Leute klatschen einfach am liebsten bei Musik mit, die sie kennen. « Und damit es nicht zu »langweilig« wird, sowohl von der Musik als auch vom Tanz, wird das entsprechende Musikstück auch schon mal gekürzt. Auch das Team von Nora aus Bochum ist ein Dance-Team: »Ich finde es wichtig, dass man Musik verwendet, die die Leute kennen. Man kann noch so synchron tanzen und komplizierte Technik-Elemente einbauen, aber wenn die Musik keine Sau kennt, kommt der Tanz auch nur halb so gut beim Publikum an, wie bei einem bekannten Lied, zu dem man ganz einfache Schritte tanzt.« Wie wir bereits schon in vorherigen Diskussionen festgestellt haben, hat jeder seine eigene Art und Weise, Dinge zu kreieren, wie zum Beispiel das Ausarbeiten von Tänzen. Bärbel aus Düsseldorf geht zum Beispiel folgendermaßen vor: »Generell mache ich erst die Musik, dann den Tanz. Ich schneide mir die Musik so, dass ich eine gerade Anzahl an Achtern habe, in denen getanzt wird. Das sind dann zum Beispiel 12, 16, 20 oder noch mehr Achter. Dann schneide ich ein Intro und ein Outro dazu und mache dann den Tanz. Wenn ich ein Musikstück schneiden will, suche ich mir als erstes immer die besten Teile raus, also ein guter Anfang, an dem man das Lied schon erkennt, dann Teile in denen gesungen wird, vielleicht einen markanten Refrain, ein cooles Ende. Wenn ich dann die besten Teile zusammen habe füge ich diese aneinander. Man muss nur darauf achten, dass man den richtigen Takt findet und die Stücke auf den Takt genau schneidet, so dass sich das Stück nachher anhört als wäre das immer nur zwei Minuten lang gewesen.« Steffi aus Strassberg kriegt regelmäßig Unterstützung von ihrem Team bei der Auswahl der Musikstücke. »Ich versuche, für jeden Auftritt einen neuen Tanz zu machen. Ich lasse mir von meinen Mädels immer kleine Zettel mit Musikwünschen geben. So weiß ich, was ihnen gefällt und habe auch selber mehr Ideen. Zum Beispiel beim neuen Tanz: Fünf Mädchen wünschten sich schon ewig lang ‚Let's Get Loud', nur hatte ich das immer bei der Musik-Zusammenstellung vergessen. An Fastnacht kamen welche mit dem Wunsch ‚Rigga-Ding-Dong-Song' an. Das passt mit J.Lo ganz gut zusammen, und am Anfang kam dann noch ein Britney-Spears-Cheermix dazu. So habe ich immer drei Lieder, die von Rhythmus, Melodie, Stimmung usw. ganz gut zusammenpassen.« Neben den »Klassikern« wie zum Beispiel »YMCA« oder »We Will Rock You«, ist Nina aus Itzstedt auch offen für Neues: »Teilweise nehmen wir auch neue Stücke mit rein, wenn sie nur genug fetzen. Wenn wir einen Auftritt haben, wird die Musik in ‚kleine Häppchen' zerteilt (Zwischendurch Applaus hebt die Stimmung), mit Effekten aufgepeppt und durch 8-Counts aufgefüllt - fertig. Ratzfatz hat man einen Vier-Minuten-Auftritt zusammen ...

 

Inhalt

Meisterschaften I

EM in Göteborg

Meisterschaften II

ELITE Championship 2004

 

Comic

Spirit World

 

Team-Porträt I

Darmstadt Jaguars

 

medizin-check

Im Blickpunkt: Bandverletzungen

 

showtime

Auf ins Guiness-Buch der Rekorde

 

Poster

657 auf einen Blick

 

Rundblick

Cheering Hawks, Bella, Crazy Chickens, Silver Roses, Nuggets

 

Porträt

Jugend voran: Laura

 

Interview

Cheer-Vater gefragt

 

Technik

Turnelemente (3)

 

Multimedia

Black&WhitePowerGirls

Raiderettes (Innsbruck)

 

Cheer Talk

Welche Musik passt?

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe