SPIRIT Nr. 32 (Juni/Juli 2002)

Top-Stories

Hochleistungssport in Leverkusen

Meisterschaften - kein Ereignis verlangt einem Sportler soviel ab, in vielerlei Hinsicht. Emotionen, Eindrücke, sportlich auf dem Höhepunkt zu sein genau an diesem Tag, all dies macht eine Meisterschaft aus. So auch für die unzähligen Aktiven der 37 teilnehmenden Teams in den fünf Kategorien Mitte April in Leverkusen. Rundum gute Stimmung herrschte bei den angereisten Teams am Vormittag. Durch die 75-Prozent-Regelung erwartete man nicht nur, Deutschlands beste Teams zu sehen, auch die Leistungskurve zeigte nach den Landesmeisterschaften eindeutig nach oben. Die Teams bereiteten sich mehr als ausgiebig vor auf die Meisterschaft. Mit bis zu fünf Trainingseinheiten in der Woche war bei vielen Squads vom Programm der Landesmeisterschaften nicht viel übrig geblieben. Die Chance, sich auf einer Deutschen Meisterschaft zu präsentieren, hat man nicht unbedingt jedes Jahr. Nicht nur die Leistung muss an diesem besonderen Tag top sein. Das Programm muss die Jury überzeugen, das Publikum mitreißen, mit Spirit dargebracht werden. Alles steht und fällt mit diesem Programm. Einige Teams waren zum ersten Mal qualifiziert, für sie lautete die Devise: »Dabei sein ist alles«, während andere Teams wie zum Beispiel die Honeybees, Silver Shadows oder Angels die Titelverteidigung fest im Auge hatten. Und dann waren da noch Teams wie die Squads der CLL, die durch ihren Wechsel letztes Jahr von Leverkusen nach Langenfeld eine Art »Neuanfang« machten, oder das Co-Ed Team Weinheim Longhorns, das sich nach einjähriger Pause wieder für eine Deutsche Meisterschaft qualifizieren konnte. An diesem einen Tag also sollte wieder einmal über Sieg und Niederlage entschieden werden unter den gestrengen Augen der Jury. Und die Leistungsdichte erschien so hoch, dass eine nicht korrekt gezogene Arabesque an diesem Nachmittag über den 1. oder 2. Platz hätte entscheiden können. Nachdem die Veranstalter letztes Jahr in Wolfsburg Maßstäbe gesetzt hatten, was die Organisation betraf und das »Drumherum«, war man anfangs etwas enttäuscht über den »mageren« Auftakt der Veranstaltung. Andererseits: Man kann nicht immer Lasershows und Nebelschwaden erwarten, und so kam es recht zügig zur Vorstellung der Teams, wofür bei der zu erwarteten Länge der Veranstaltung jeder dankbar war. Am Moderator schieden sich die Geister. Während die einen spätestens zum Ende der Veranstaltung genervt waren vom »Stefan-Raab-Verschnitt« und seiner »Club-Animations-Masche«, stellten andere positiv fest, dass er sich vorher sogar mit dem Regelwerk auseinander gesetzt hatte und Steffi Geyer als kompetente Co-Moderatorin an seiner Seite oft um Rat fragte. Für das leibliche Wohl der Zuschauer war gesorgt, und natürlich durften auch die obligatorischen Stände für das Cheerleader-Outfit nicht fehlen. Die Unterkunft für die Aktiven stellte (wie so oft) die größte Herausforderung für den Veranstalter dar. So musste gar der Pressebereich geräumt und als zusätzliche Umkleidekabine zur Verfügung gestellt werden. »Es gibt in Deutschland einfach keine ausreichende Halle, die bei so vielen Teams auf einmal jeden zufrieden stellen kann«, so Rainer Hummelsiep von der Agentur »H & H«, die diese Veranstaltung ausgerichtet hat. Erstmalig wurden bei einer Deutschen Meisterschaft zwei neue Kategorien angeboten: Group-Stunt und Partner-Stunt. Hier hatten sich fünf beziehungsweise drei Teams qualifizieren können. Die Kategorie Partner-Stunt schien hier in der Gunst des Publikums die Nase vorn zu haben. Obwohl beim Partner-Stunt lediglich das Paar aus Hamburg durch eine nahezu fehlerfreie Darbietung überzeugen konnte, waren die Zuschauer offenbar beeindruckt von der enormen Kraftanstrengung, die gezeigt wurde. Kräftige Arme und Ausdauer wurden hier von dem Partner verlangt, um seine Partnerin über sich sicher zu halten, damit sie ihre Figuren präsentieren konnte...

 

Siebte und achte Stunde: Cheerleading!

Was steht denn heute auf dem Stundenplan? Mathe, Deutsch, Englisch - und Cheerleading! Einmal Cheerleader sein, in einem Stadion zu stehen oder bei einer Veranstaltung. Alle Augen sind auf einen gerichtet und bestaunen, beklatschen und bejubeln deine Darbietung. Doch nicht jeder traut sich, bei einer Cheer-Squad einfach mal vorbeizuschauen, beim Probetraining mitzumachen. »Ist das überhaupt die richtige Sportart für mich? Kann ich die sportlichen Anforderungen erfüllen? Ach, Cheerleader sind doch eh alle eingebildet und zickig.« Diese ersten Hürden sollen jetzt bei einem bislang fast einzigartigen Schulprojekt in Hamburg genommen werden. Lediglich Berlin bietet noch an öffentlichen Schulen Kurse im Cheerleading und Flag Football an. Gerade Hamburg bietet mit so erfolgreichen Teams wie den Grey und Blue Angels, oder dem aktuellen Hamburger Meister, den Harburg Ducks, eine gute Basis für Neueinsteiger. Die Idee, Cheerleading als Wahlpflichtfach anzubieten, kommt nicht von ungefähr. Initiator Markus Reimer ist schon lange im Football-Geschäft. Durch seine langjährige Arbeit beim AFV-Hamburg und Kontakte zur NFL Europe hat er schon früh erkannt, dass man die Schüler von heute nicht mehr mit Werken oder Topflappen häkeln hinter dem Ofen hervorlocken kann. »Hier bietet Football als Trendsportart eine ideale Grundlage. Und Cheerleading gehört selbstverständlich auch dazu.« Vor circa eineinhalb Jahren hat Markus an der Neu Rahlstedter Schule seinen Job als Sportlehrer angetreten. Mit seinen neuen und innovativen Vorschlägen, Cheerleading und Flag Football als Wahlpflichtfach anzubieten, stieß er zunächst auf nicht allzu positive Resonanz. Hier machte sich spürbar die konservative und noch leicht »angestaubte« Hamburger Schulbürokratie bemerkbar. Und auch die »ältere Generation« der Lehrerschaft war nicht allzu erbaut von den neuen, innovativen und frischen Ideen. Doch - Gott sei Dank muss man sagen - konnte sich Markus durchsetzen und frischen Wind in den tristen Schüleralltag bringen. »Heutzutage genügt es nicht mehr, den Schülern in der Sportstunde einen Ball vor die Füße zu schmeißen und Brennball zu spielen. Sie sind geprägt von In-Sportarten wie zum Beispiel Tae-Bo (asiatische Kampfsportart) oder wollen tanzen wie ihre Stars in den Videos. Und diesen Ansprüchen muss man gerecht werden, will man das Interesse und die Aufmerksamkeit der Schüler gewinnen und halten.« Seit Februar 2002 bietet nun die Haupt- und Realschule in Hamburg-Rahlstedt für ein halbes Jahr den Wahlpflichtkurs »Cheerleading« an. 23 Mädchen im Alter zwischen 13 und 15 Jahren aus den Klassen sieben bis neun schrieben sich spontan ein für diesen Kurs. Von Cheerleading wussten die meisten vorher nicht viel. Klar, gesehen und vor allem bewundert hat man Cheerleader vorher schon oft, im Fernsehen oder in der Hamburger AOL Arena bei einem der Devils-Spiele. Dass der Weg dahin, einmal so akrobatisch und erfolgreich zu werden, hart und steinig ist, konnten sie gleich in den ersten Stunden am eigenen Leib erfahren. Zweimal 45 Minuten, vollgepackt mit ausgiebigem aufwärmen, stretchen, Sprung- und Spagattraining, Kicks, Motions, Dance und stunten - all das gehört mit dazu. Da ging schon so mancher Seufzer durch die Reihen. Und doch: So schlimm, wie man es sich vorgestellt hat, ist das Training dann doch nicht. Durch die Reihen macht es den Mädchen großen Spaß. Viele können sich auch vorstellen, bei einer »richtigen« Cheersquad einmal ein Probetraining mitzumachen und den Sport noch intensiver auszuüben. Erste Erfolge können sich durchaus sehen lassen, auch wenn der Elevator noch etwas wackelig ist und einige erst noch kurz überlegen müssen, welche Stunt-Figur hier noch gemeint ist (»Na, Du weißt schon: Elevator=Fahrstuhl!« »Ach ja!«). Und auch wenn das mit den Kicks noch schmerzt, Zentimeter für Zentimeter fliegen die Beine bei jedem Training höher...

 

Grey Angels meet No Angels

Als wir hörten, dass wir beim Oster-Hit-Marathon des Radiosenders »Radio Hamburg« zwischen Stars wie Ayman, der Hermes House Band, Billy Crawford, Sasha und den No Angels auftreten würden, waren wir alle Feuer und Flamme. Und unsere Erwatungen wurden nicht enttäuscht. Es sollte wirklich ein großartiger, unvergesslicher Abend werden. Steffi managte die Organisation und vermittelte zwischen dem Radiosender und uns. Ein Programm wurde auf die Beine gestellt, und irgendwie bekamen wir es auch in kürzester Zeit in unsere Köpfe. Die Veranstaltung sollte am Ostermontag über die Bühne gehen, doch wir wurden bereits am Sonntag Abend in die AOL-Arena bestellt, um uns ein Bild von der Bühne zu machen. Dort angekommen, hieß es dann aber: »Sorry, die Bühne kann noch nicht betreten werden, kommt doch morgen früh um neun Uhr noch mal wieder.« Tja, da standen wir nun. Aber wir grämten uns nicht lange und nutzten unser Zusammentreffen noch für ein kleines Training für die Show. Am nächsten Morgen trafen wir uns eine halbe Stunde vor unserem Termin (8.30 Uhr, verdammt früh, wenn man eigentlich hätte ausschlafen können, aber was soll's). Als wir eintrafen, war die Bühne immer noch nicht fertig, aber immerhin durften wir schon mal rauf und konnten uns von oben ein Bild machen. Da noch viel Zeit bis zum Abend war, fuhren viele wieder nach Hause, um noch ein bisschen Schlaf nachzuholen, oder um ein ausgiebiges Frühstück zu genießen. Danach hieß es für jeden, sich zu schminken und die Haare in Form zu bringen, da wir in der AOL-Arena dafür wohl keine Zeit mehr haben würden. Dort angekommen, gab's für uns das erste Highlight des Abends: Wir hatten die Kabine gegenüber der der No Angels, was bei einigen von uns für große Freude sorgte. Noch einmal gingen wir unser Programm durch, und dann es wurde ernst: Die No Angels waren mit ihrer Show fertig. Wir hatten während ihres Auftritts nervös und gespannt hinter der Bühne gewartet. Jetzt waren wir dran. Wir liefen raus und vor uns kreischten 30.000 Leute auf. Uns lief allen ein Schauer über den Rücken, doch wir ließen uns nichts anmerken. Wir zogen unsere Show fehlerfrei durch und präsentierten uns den Zuschauern von unserer besten Seite. Auf alle Fälle hat es allen viel Spaß gemacht. Als wir fertig waren, ging's schnell zurück zu unserer Garderobe. Dort warteten schon die No Angels für ein Foto-Shooting mit uns. Danach nutzten einige von uns die Gunst der Stunde und holten sich Autogramme. Wir waren alle sehr zufrieden und glücklich. Als der Veranstaltungsabend mit dem Auftritt von Sasha beendet wurde, waren die meisten Grey Angels schon zu Hause, doch ein paar von uns waren in ihn so vernarrt, dass sie bis kurz vor Mitternacht vor seiner Garderobe ausharrten, um noch ein Foto mit ihm und ein Autogramm zu erhaschen. Also, alles in allem war es ein sehr aufregendes Wochenende für uns alle, das wohl noch lange in unseren Erinnerungen sein wird. An dieser Stelle noch ein mal ein großes Dankeschön an Steffi, die das alles erst möglich gemacht hat. Eure Grey Angels

 

Inhalt

Meisterschaften I

Die Seniors-Meisterschaft 2002 in Wort, Bild und Zahlen

DM-Tagebuch der Ivories

 

Meisterschaften II

Rückblick auf die Jugend-DM

 

Meisterschaften III

Chrysler Vikings holen Cheer-Titel in Österreich

 

Meisterschaften IV

BFC Summer Spirit

 

Meisterschaften V

EM 2002 steht vor der Tür

 

Dies & Das

Cheerleading als Unterrichtsfach

 

Technik

Walk in Hands

 

Coaches Corner

Die Macht der Suggestion

 

Multimedia

Cheer-Shop-Websites auf dem Prüfstand

 

Hot Stuff

»Arbeitstreffen« von »grauen« und »keinen« Engeln

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe