SPIRIT Nr. 28 (Oktober/November 2001)

Top-Stories

Ein weiterer Schritt nach vorn

Oft hört man von Cheerleadern bei besonderen Football-Events oder bei Deutschen Meisterschaften im Basketball. Doch dieses Jahr gab es in Deutschland ein ganz besonderes Großereignis: die Eishockey-Weltmeisterschaft. Nicht, wie man jetzt vielleicht denken mag, nur für eingefleischte Eishockey-Fans interessant, sondern auch für die Sportart Cheerleading. Denn noch nie wurden die Damen am Spielfeldrand so sehr ins Rampenlicht gerückt wie hier. Bereits letztes Jahr hatte der Deutsche Eishockey Bund (DEB) die Idee, Cheerleader mit zur WM zu nehmen. Schließlich sollten auch die so genannten weniger attraktiven Spiele wenigstens ein paar optische Anreize bieten können. Doch wen sollte man da nehmen? So entschied man sich im November 2000, einen Wettbewerb im Rahmen des Deutschland Cups in Hannover auszurichten. In Fachzeitschriften wurde gefragt, wer denn daran teilnehmen wolle, doch mit dem Ansturm an Meldungen, der dann kam, hatte keiner gerechnet. Da aber nur drei Teams, eines pro Drittel, sich an diesem Tag präsentieren sollten, wurden diese in einer internen Vorentscheidung ausgewählt. Die Oberhausen Silver Shadows, die Essen Shamrocks und ein Tanzstudio aus Hannover, heute Cheerleader der Hannover Scorpions, kamen in die engere Wahl. Das Publikum, die Jury an diesem Tag, entschied sich klar für die Silver Shadows, die somit die offiziellen Cheerleader der Eisho-ckey WM wurden. So langsam wurde auch dem DEB klar, dass man mit der Hinzunahme von Cheerleadern nicht nur die richtige Wahl getroffen hatte, sondern auf einen Trend gestoßen war. Sollten doch zuerst nur die Deutschland-Spiele gecheert werden, wollte man nun Cheerleader bei allen 56 Veranstaltungen in allen drei Austragungsorten sehen. Dass das für ein einzelnes Squad natürlich zu viel ist, ist klar. Nach einer Idee und unter Mithilfe von Petra Gronau, Leiterin der Silver Shadows, wurden nun auch andere Teams in der Umgebung von Nürnberg, Hannover und Köln angesprochen. So kam es dann, dass neben den Silver Shadows, die in Köln sowie beim Endspiel in Hannover aktiv wurden, auch andere namhafte Teams wie die Lionettes, Honeybees, Salty Duchess, Blue Roses, Crumbles und Squirrels an der Eishockey-WM teilnahmen. So wurde jedes Spiel der WM, inzwischen schon eher ein Cheerleading-Großevent, mit den passenden Mädels ausgestattet. Und dies wurde von allen Seiten freudig aufgenommen. Im Laufe der WM wurden die Mädels schon vor den Spielen von den Fans freudig erwartet, es wurden Unmengen von Photos mit den »Girls« gemacht, und so mancher Fernsehsender wollte Berichte über das Geschehen außerhalb des Spielfeldes drehen. »Wir haben so viel positive Reaktionen erfahren - egal, in welcher Sprache, und egal, ob von Verantwortlichen, Medien oder Fans«, erinnert sich Petra Gronau an das Geschehen. Und natürlich ist es auch für die Teams was ganz Besonderes, in ausverkauften Stadien zu cheeren. Gerade bei den Spielen mit deutscher, tschechischer oder finnischer Beteiligung ging es meistens heiß her, sodass die ganze Halle sprichwörtlich tobte. Dabei ist es (gerade hier mehr als üblich) alles nicht so einfach, wie es aussieht. 56 Spiele in zwei Wochen sind auch bei einer Aufgabenteilung mit mehreren Teams purer Stress. Tagsüber ging jede ihrem normalen Arbeits- oder Schulleben nach, danach hieß es jeden Abend: tanzen, lachen, Stimmung verbreiten. Für das letzte WM-Wochenende mit seinen Finalrunden mussten die Silver Shadows als offizielle WM-Cheerleader dann noch bis nach Hannover reisen. »Doch ich denke, der ganze Streß hat sich gelohnt. Noch nie wurde Cheerleading so breit vertreten und durch die internationale Presse in so viele Länder übertragen. Für unsere Sportart war diese Teilnahme ein ganz großer Schritt nach vorne«, zieht Petra Gronau Bilanz. Auch der DEB ist sehr zufrieden mit der Darbietung der Cheerleader. So lautet die Stellungnahme des Organisators für Zeremonien und Musik, Reinhold Rogl: »Für mein Empfinden haben die Mädels irgendwie zur WM dazugehört, und ich muss ihnen meine äußerste Anerkennung aussprechen, mit welcher Begeisterung sie alle die WM bis zum Finale begleitet und bereichert haben.« Bereits jetzt hat der DEB ihre Teilnahme beim Deutschland Cup 2001 wieder mit eingeplant.

 

Blue Sapphires - »Wir sind wie eine Familie«

Knapp zweieinhalb Jahre ist die Geburtsstunde der NFA Monarchs nun her. Seither hat sich bei dem jungen Verein aus dem Osten Münchens so einiges getan. Einstmals mit einer Jugendmannschaft und einer Hand voll Cheerleadern gestartet, ist der Verein stetig gewachsen. Mittlerweile nennen die Monarchs auch ein Herren-Football-Team und zahlreiche Cheer-Squads ihr Eigen. Immerhin errangen die Blue Sapphires, wie sich die Cheerleader der Monarchs nennen, letztes Jahr, bei ihren ersten Bayerischen Meisterschaften, bereits Platz vier bei den Damen. Dieses Jahr wollen sie sogar in den Kategorien Senior-Mixed, Partnerstunts, PeeWees und eventuell Group-stunts an den Start gehen. Besonders glücklich ist Silvia Wirth-Eder, Managerin der NFA Blue Sapphires, über ihr Mixed-Team: »Was uns sehr stolz macht, ist, dass wir es geschafft haben, ein Mixed Team zu gründen, da dies im süddeutschen Raum sehr schwer ist. Die männlichen Cheerleader sind Spieler und Trainer unserer Football-Mannschaft, die zuerst nur als Spotter bei der letzten Meisterschaft im Einsatz waren. Da sie bei den Trainingseinheiten dabei sein mussten, um zu lernen, richtig zu spotten, haben sie Gefallen daran gefunden und wollten richtige Cheerleader werden.« Die bezaubernde Silvia scheint dabei einen Dreh gefunden zu haben, wie man auch die härtesten Jungs weich kriegt: »Wir haben einen in der Squad, von dem haben wir gedacht, der wird nie ein Cheerleader werden, eher gefriert die Sahara bei Tage zu, und nun ist er einer ehrgeizigs- ten Jungs; überhaupt sind eigentlich alle mit Leib und Seele dabei.« Die rasante Entwicklung der NFA Monarchs, gerade im Bereich Cheerleading, hat auch ihre guten Gründe: Der Verein sieht sich als eine große Familie. Gemeinsame Freizeitgestaltung - wie Ausflüge, Kino oder Einkaufen gehen - gehören genauso dazu wie jährliche Trainingscamps an der University of Central Florida in Orlando während der Osterferien. Doch nicht nur in Amerika vertrauen die Blue Sapphires auf Profis im Coaching, auch in Deutschland leiten mit Kathy Gabauer und Amanda Hoppert, beide UCA Instructors, zwei erfahrene Fachkräfte die Übungseinheiten der Erwachsenen. Mit drei bis vier Übungseinheiten pro Woche trainieren die Cheerleader aus Haar bei München für den Amateurbereich auch äußerst fleißig, denn nur durch ausreichende Wiederholungen lassen sich Stunts, Cheers und Tänze perfekt synchronisieren. Schließlich will man bei den nächsten Championships einen weiteren Schritt nach vorne machen: »Natürlich möchten wir bei der Meisterschaft gute Plätze belegen, aber in erster Linie ist es uns wichtig zu zeigen, was wir in einem Jahr für Fortschritte gemacht haben«, meint daher auch Silvia Wirth-Eder. Man darf also gespannt sein, was das junge Team aus München zu leisten im Stande ist, doch vor allem wollen die Verantwortlichen der NFA Monarchs ihren jungen Mitgliedern Spaß und Gemeinschaftsgefühl vermitteln.

 

Gesunde Ernährung - nicht nur für Cheerleader unentbehrlich

Wohlbefinden kann ein Ergebnis regelmäßigen Trainings sein und fängt bei gesunder Ernährung an. Die Auswirkungen sind so vielfältig wie Erfolg versprechend: Eine attraktive Figur, reine Haut, gute Verdauung, aber auch Beweglichkeit, Aktivität und seelische Verfassung hängen von der Ernährung ab. Im Grunde sind Lebensmittel immer aus einigen wenigen Grundstoffen zusammengesetzt: Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett, Mineralstoffe und Vitamine sind die Bestandteile, auf die es im Wesentlichen ankommt. Eiweiß sorgt für den Aufbau der Körpersubstanz und erhält sie. Weil nun einmal täglich Zellen absterben, braucht der Mensch täglich genügend Eiweiß, um die Erneuerung zu gewährleisten. Wir kennen tierische und pflanzliche Eiweiße; der Mensch benötigt jedoch beide Arten. Vor allem auch deshalb, weil Nahrungsmittel aus tierischem Ursprung neben dem erwünschten Eiweiß auch Cholesterin, Purine und gesättigte Fettsäuren liefern, die die Gesundheit bei häufigem Verzehr belasten. Eiweiß ist in Fleisch, Fisch, aber auch in Eiern und Milch enthalten. Kohlenhydrate sind die allerwichtigsten Energiespender, und man unterscheidet zwischen einfachen und komplexen Kohlenhydraten. Die einfachen liefern schnell E- nergie, halten aber nicht lange vor. Sie sind im Zucker und Süßwaren enthalten. Die komplexen Kohlenhydrate (Obst, Gemüse, Kartoffeln, Nudeln, Vollkornprodukte) werden vom Körper langsamer verwertet. Dafür stellen sie aber für einen längeren Zeitraum Energie zur Verfügung und enthalten viel mehr Vitamine und Mineralstoffe. Sie sind in der Regel in Ballaststoffen verpackt und daher gut für die Zähne, regeln die Verdauung und haben einen hohen Sättigungsgrad. Gesunde Beispiele dieser Kategorie sind: Ungeschälter Reis und Vollkornbrot beziehungsweise Vollkornnudeln, Weizenvollkornmehl und Obst. Weniger empfehlenswert, weil niedriger Ballaststoffgehalt, sind dagegen Weißbrot, Weizenmehl Typ 405 und polierter Reis. Fette sind die Energiequelle Nummer zwei, besitzen ganz besonders viele Kalorien. Dabei ist Fett nicht gleich Fett. Lebensnotwendig sind ungesättigte Fettsäuren, die vor allem in Pflanzenölen und Margarine vorkommen. Gesättigte Fettsäuren sind vor allem in tierischen Fetten vorhanden (Butter, Schmalz und Talg). Der Fettbedarf eines jeden Menschen sollte vorwiegend durch hochwertige pflanzliche Fette gedeckt werden. Fettreduzierte Milch ist dagegen weniger sinnvoll, da sie weniger fettlösende Vitamine als Vollmilch enthält. Sparen sollte man Fette lieber in Wurst, Käse und Gebäck. Besonders hinterlistig ist Fett auch deshalb, weil es nicht immer sofort sichtbar und in vielen Produkten versteckt ist (zum Beispiel in Chips). Wasser ist das Transportmittel. Im Körper befördert es Nährstoffe und Sauerstoff zu den Zellen und schafft die nicht mehr benötigten Stoffe zur Ausscheidung. Nichtsportler müssen am Tag mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser trinken. Sportler, also auch Cheerleader, mindestens drei Liter. Kinder haben im Verhältnis zu ihrer Größe einen noch größeren Bedarf an Flüssigkeiten. Es erklärt sich fast von selbst, dass Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte und ungesüßte Kräuter- und Früchtetees wertvoller sind als Cola-Getränke und Limonaden. Viele Trainer haben speziell für ihre Squads Ernährungspläne ausgearbeitet. Britta Friedrich, Chefin der Blue Angels, Grey Angels, Junior und Peewee Angels, schwört dabei auf Trennkost, das heißt, sie empfielt, dass die oben genannten Bestandteile nicht zusammen konsumiert werden sollen. Obst und Gemüse gehören dabei auf den Essenstisch, während Schokoriegel und Cola tabu sein sollen. Wasser sollte über den Durst getrunken werden. Eigentlich ist es ganz einfach, optimale Fitness zu erhalten, wenn folgende Regeln eingehalten werden: Große Portionen sollten vermieden werden. Sie belasten die Verdauungsorgane und machen müde. Mehrere Mahlzeiten am Tag bekommen dem Organismus besser. Heißhunger wird somit vermieden, der mehr verschlingen lässt, als der Körper benötigt. Täglich frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sollten auf dem Speiseplan stehen. Vor und während der Wettkämpfe werden somit nicht ohne Grund lieber Bananen und Äpfel gereicht. Süße Getränke haben bei Meisterschaften nichts zu suchen. Wenig Fett sollte beim Kochen verwendet werden. Die Speisen sollten kurz gedämpft, gedünstet oder gegrillt werden. Das schont das Aroma, erhält den Geschmack und Vitamine. Warmhalten, aufwärmen und zu viel Wasser zerstören die Vi-tamine und machen nebenbei das Essen unnötig fade. Weil die heutigen Speisen oft schon genügend Salz enthalten, muss darauf geachtet werden, dass mit mehr Kräutern und weniger Salz gewürzt wird. Vielseitigkeit ist Trumpf. Selbst das Lieblingsgericht wird irgendwann langweilig, wenn es zu oft gereicht wird. Illegale und legale Drogen sind selbstredend tabu für Cheerleader, die ihren Sport ernst nehmen. Rauchen ist nicht nur schädlich für die eigenen Atemorgane, sondern verengt als Volksdroge Nummer 1 die Blutgefäße und ärgert obendrein so manchen Nachbarn, der nicht passiv mitrauchen möchte. Ferner fördert Rauchen die Gefahr der Trombose, produziert gelbe Zähne und gelbe Fingernägel und kostet auch noch Unsummen an Geld. Alkoholische Getränke haben neben dem sündigen Effekt der Enthemmung und der Nichtbeherrschung des Körpers und der eigenen Sinne die Nebenwirkung, besonders kalorienreich zu sein. Klar, wir sind alle kleine Sünder, und keiner ist frei von Schuld (halleluja! Anm.d.Red.). Ein Schokoriegel und ein Fast-Food-Besuch verdirbt noch keine Ambitionen auf eine Meisterschaft. Doch er sollte nicht zur Regel werden. Verbote helfen erfahrungsgemäß wenig. Es liegt daher in der Fähigkeit eines Coaches, pä-dagogisch auf die Probleme aufmerksam zu machen. Wer sich jedoch partout nicht an die Vorgaben halten will, kann durchaus irgendwann ein böses Erwachen erleben, wenn andere Squadmitglieder immer leis-tungsfähiger werden und irgendwann im Team bevorzugt werden. Besitzt Ihr eigentlich Gerichte, die besonders für Cheerleader empfehlenswert sind? Welche Empfehlungen geben Eure Coaches? Schreibt doch mal an den SPIRIT. Wir würden gerne Eure Anregungen abdrucken und der Cheerleading-Gemeinde zur Verfügung stellen.

 

Die wundersame Wandlung der Buccaneers Cheerleader

Da saß ich nun in der Leichtathletikhalle des Rheinstadions in Düsseldorf und wartete. Es war der vorletzte Spieltag in der NFL Europe, und Gastgeber Rhein Fire erwartete die Frankfurt Galaxy vor neuer Rekordkulisse. Doch mein Interesse galt weder den Football-Spielern noch den Cheerleadern der beiden deutschen Teams. Tage zuvor war es von der Fire-Presseabteilung vermeldet worden: Zum Schlager würden extra NFL Cheerleader eingeflogen. Um welches Squad es sich handelte, darüber kursierten die wildesten Gerüchte, eigentlich wurden alle bekannten Cheerleader-Formationen genannt: Raiderettes, Goldrush, Cowboys Cheerleader oder Miami Dolphins - es schien, als würde es ein Cheerleader-Festival werden. Erst kurz vor dem Tag X wurde das Geheimnis gelüftet, das zuvor so streng gehütet worden war wie die Bekanntgabe der Oscar-Preisträger. And the winners were: die Cheerleader der Buccaneers aus Tampa Bay (Florida). Einen Interviewtermin zu bekommen war nicht einfach. Die Gäs- te aus den USA sollten eine kleine Aufführung auf der Party-Bühne sowie die Halftime-Show bestreiten. Und dies, versteht sich, mit gebührendem Abstand vor allzu neugierigen Personen. Doch Cheerleader-Direktorin Yvi Fernbacher sei Dank, bekam ich die Gelegenheit, eine halbe Stunde mit der Trainerin und dem Team zu sprechen, während diese sich auf ihren Auftritt vorbereiteten. Und da war sie, Carole A Wood, Chefin der Tampa Bay Buccaneers Cheerleader seit 1998. Sie selbst hat eine beachtliche Karriere hinter sich. Schon als Kind fing sie mit Ballett und Jazzdance an, weitere Tanzrichtungen folgten. Sie cheerte zwar in der High School, da aber ihr College kein Cheerleading-Programm hatte, bewarb sie sich als 18-Jährige einfach bei den Atlanta Falcons um einen Platz im Danceteam und wurde direkt im ersten Anlauf beim Tryout genommen. Das war ihr Einstieg in die NFL. Sie unterstützte nach einiger Zeit das Team mit einigen Gastchoreografien und blieb bis 1996 bei den Falcons. Ganz nebenbei machte sie auch noch ihren Abschluss in Kommunikationswissenschaften an der Uni. 1998 suchte das NFL Team aus Tampa Bay eine neue Choreografin. Carole bewarb sich und wurde wiederum prompt genommen. Heute ist sie auch noch die Direktorin des Squads, will heißen, sie ist für alles verantwortlich, was irgendwie mit den Tampa Bay Buccaneers Cheerleadern zu tun hat: Von Buchungen, Auftritten und gemeinnützigen Veranstaltungen, über Pregame- und Halftime-Shows bis hin zu Uniformen oder den Tryouts. Zum Einstand verlangte man nicht weniger von ihr, als das komplette Cheerleading-Programm der Buccaneers neu aufzubauen. Und das tat sie dann - mit Bravour. So zufrieden waren die Verantwortlichen mit ihr, dass sie ihr bescheinigten, in einem Jahr aus einem hässlichen Entlein einen wunderschönen Schwan gemacht zu haben, aus einem durchschnittlichen Squad eines der professionellsten der gesamten Liga. Was für andere zur Lebensaufgabe geworden wäre, schaffte Carole A Wood in nur einem Jahr. Hier liegt wohl auch ein wenig ihr Geheimnis. Als ich sie im Juni traf, war sie gerade 30 geworden und im fünften Monat schwanger. Nichtsdestotrotz nahm sie gerne die Einladung der Fire-Verantwortlichen an, für einige Tage in Europa zu verweilen. »Es passte super in unseren Terminkalender, es ist ein wenig hektisch, wir leiden auch ein bisschen unter dem Jetlag, aber es ist für die Mädchen und mich eine tolle Erfahrung.« Im zweiten Jahr unter ihrer Kontrolle wurde dann der Name geändert. Die Cheerleader der Bucs, die seit der Aufnahme des Profi Teams in die NFL 1976 dabei waren - wenn auch unter dem wenig werbeträchtigen Namen »SwashBucler« -, sollten einen neuen Namen bekommen. Sie waren erst zwölf Cheerleader. Später kamen Männer und eine Band hinzu. Aber man entschloss sich, dies zu ändern. Schließlich wurde alles in Tampa geändert. Erst ein neues, ultramodernes Stadion, dazu die neuen Teamfarben, später dann die Cheerleader. Um den Wiedererkennungswert wie auch die Zusammengehörigkeit von Footballteam und Cheerleader-Squad so groß wie möglich erscheinen zu lassen, wurde nun der neue Name eingeführt: schlicht und einfach Tampa Bay Buccaneers Cheerleader. So wusste jeder, wer oder was gemeint war. Dennoch arbeitet Carole jedes Jahr an der Weiterentwicklung des Teams. Um dieses Ziel auch zu erreichen, haben die Bucs Cheerleader ein etwas anderes Tryout, die so genannten »Auditions«. Jedes Jahr im März startet die Prozedur. Dieses Jahr gab es 360 Bewerberinnen. Um auch allen zu vermitteln, was es bedeutet, ein Profi-Cheerleader zu sein, werden freiwillige »pre-audition-classes« abgehalten, um Neulingen zu zeigen, worauf es ankommt. Dabei geht es nicht nur ums Tanzen, obwohl hier auch schon einige Tanzübungen enthalten sind. So hat Carole aber auch Gelegenheit, den Bewerberinnen zu erklären, mit wie viel Engagement und Zeitaufwand man rechnen muss, um zu bestehen. Fast alle Neulinge nehmen daran teil. Einige Tage später starten dann die »preliminary auditions«, sozusagen die erste Runde. Hier müssen alle Kandidatinnen ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen. Für das Semifinale bleiben 100 Frauen übrig. Von den 100 Semifinalisten erreichen 50 Bewerberinnen das Trainingscamp. Jede Finalistin führt ein etwa halbstündiges Interview mit Carole Wood, welches auch mitentscheidend für den späteren Ausgang ist. Dann wird das viertägige Trainingscamp abgehalten; nun erst steht das neue Squad. Dies ist zwar ein langer Weg, doch der Erfolg macht sich bezahlt. So hat Carole dieses Jahr 30 junge Frauen in ihrem Squad, darunter 18 Rookies, aber alle »hochtalentiert«, wie sie meint. Im April startet sie dann mit zwei Abenden Training die Woche, dienstags und donnerstags, von 17 bis 20 Uhr. Ab Juni kommen einige Stunden samstags hinzu. Und Anfang September der gesamte Samstag, da die Proben auf dem Feld für die Shows während der Spiele anstehen. Da es zusätzlich noch ein »talented troup« mit Mitgliedern des Squads gibt, die singen, musizieren oder anderes bei diversen Show vortragen können, wird für das Training dieser Damen der Mittwoch reserviert. Carole ist auch verantwortlich für die Uniform, in der das Squad seit 2000 auftritt. So gab es seit ihrer Übernahme immer ein paar Änderungen. Die meisten jedoch im Jahr 2000, als Strass-Steine überall auf der Uniform verteilt wurden, damit diese in der Sonne Floridas funkeln konnten. Dazu wurde noch das neue Buccaneers-Logo auf dem Rock platziert, und die sonst flachen Stiefel erhielten ein kleinen Absatz. Nun noch die 8-inch Pompons in rot, schwarz und silber - und fertig ist der Tampa Bay Buccaneers Cheerleader. Carole erklärt ihre Ideen einer Designerin, diese setzt sie um, und wenn die Owner ihr OK geben, wird's gemacht. Und als wenn das nicht genug wäre, ist Frau Wood auch noch für das Maskottchen der Buccaneers verantwortlich. Und selbstverständlich durfte es bei dem Ausflug nach Europa nicht fehlen. Letztes Jahr schrieb man den Job neu aus, und auf Grund der eingesandten Videos wurden acht Männer nach Tampa Bay eingeladen, um dann um den Job zu kämpfen. Der Sieger hat 17 Jahre Mascot-Erfahrung. Um für diesen Knochenjob gerüstet zu sein, muss man absolut durchtrainiert und athletisch sein, in Kombination mit Spontaneität und Kreativität. Dies konnte er später auf dem Feld des Rheinstadions unter Beweis stellen. Carole sagte noch zu, dass wir ein Squadfoto nach dem Bühnenauftritt machen dürften, aber wie so oft scherte sich das Wetter im Rheinland nicht um Terminabsprachen anderer Leute. Just eine Minute vor dem Termin begann es zu regnen, und wir mussten zurück in die Halle. Hier entstand das Squadfoto. Später zur Halbzeit bekamen die 50.000 Zuschauer dann eine schnelle und professionelle Show zu sehen - mit »kick lines«, die ihresgleichen suchten. Nach dem Spiel ging es dann direkt ins Hotel; das Squad verließ Deutschland schließlich schon im Morgengrauen - unter Ausschluss der schlafenden Öffentlichkeit...

 

Inhalt

Deutschland I

Großer Cheer-Auftritt bei der Eishockey-WM

 

Deutschland II

Cheer-Hochburg: Langenfeld

 

Team-Porträt

Blue Sapphires

 

 

Meisterschaften

BWO Teil A (2)

 

Kolumne

Ist Cheerleading wirklich ein (eigenständiger) Sport?

 

Rundblick

Chargerettes, Fireballs,

Silver Shadows, Snowcats

 

Interview

Peter Geyer, Cheerleaderbeauftragter in Schleswig-Holstein

 

Dies & Das

Gesunde Ernährung

 

Technik

Die Basics

 

Multimedia

www.feline-dancers.de

www.galaxy-cheerleaders.com

 

On Tour

Die Bucs Cheerleaders zu Besuch in Deutschland

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe