SPIRIT Nr. 27 (August/September 2001)

Top-Stories

Erläuterungen zur BWO 2001/2002 - Grundlegende Änderungen

Im März 2001 hat der AFVD die neue Bundeswettkampfordnung (BWO) 2001/2002 verabschiedet. Und waren es sonst meistens nur »Kleinigkeiten«, die sich im Regelwerk geändert haben, so treten mit der neuen Wettkampfordnung nun grundlegende Veränderungen in Kraft, die sich spürbar bemerkbar machen werden. Die wichtigste Änderung betrifft den Qualifikationsmodus für die zukünftigen Deutschen Meisterschaften. Bereits in der Vergangenheit war der Verband bestrebt, den Qualifikationsmodus zu ändern. Allerdings ist man hier den Weg der kleinen Schritte gegangen - der richtig große Umbruch fand nicht statt. Der alte Modus für die Qualifikation für eine DM war im Prinzip recht einfach: Der jeweilige Landesmeister in der Kategorie war automatisch qualifiziert, die restlichen Startplätze für die DM wurden nach diversen Kriterien vergeben. Bereits im letzten Jahr kam eine Regelung zur Geltung, die die erreichten Punktezahlen bei den jeweiligen Landesmeisterschaften berücksichtigte, wobei aber immer noch der Landesmeister automatisch qualifiziert war. All das ist jetzt Geschichte - mit der neuen Bundeswettkampfordnung wendet sich der Qualifikationsmodus von jeder automatischen Qualifikation ab. Ab jetzt ist nur noch die erreichte Punktzahl von den Landesmeis- terschaften ausschlaggebend, und somit sind nur noch die Teams qualifiziert, die mindes- tens 75 Prozent der Punktezahl erreicht haben, welches das bundesweit beste Team erreicht hat. Und das ist endlich eine Veränderung des Modus', die weitreichende Konsequenzen für die einzelnen Teams haben wird und auch von vielen in der Vergangenheit gefordert wurde. Der Sinn und Zweck dieser Änderung ist einfach und auch einleuchtend: Es zählt nur noch die sportliche Leistung, und es ist nicht mehr entscheidend, ob man in einer starken oder relativ schwachen Landesgruppe angetreten ist. In einem Landesverband mit einem relativ »schwachen« sportlichen Standard war es in der Vergangenheit einfach, sich für die Deutschen Meisterschaften (DM) zu qualifizieren. Hatte man hingegen das Pech, in einem Landesverband zu starten, der viele Teams mit hohem Niveau hat, dann war die Chance, jemals an einer teilzunehmen, gleich Null. Noch extremer war es, wenn man als einziges Team in einer Kategorie gestartet war. Bereits im Voraus war klar, dass man Landesmeister wird und somit die Fahrkarte zur DM in der Tasche hatte - unabhängig davon, ob man nun gute oder schlechte Leistungen bei der Landesmeisterschaft zeigen würde. Diese Sicherheit gibt's nun nicht mehr, und jedes Team, das zur Deutschen Meisterschaft fahren will, muss sich zwangsläufig auch bereits bei der Landesmeisterschaft ins Zeug legen, ansonsten riskiert man die DM-Teilnahme. Es bedeutet aber auch einen Kurswechsel in der Verbandspolitik. Schließlich war mit dem alten Modus sichergestellt, dass jeder Landesverband auf der Deutschen Meis- terschaft vertreten sein würde. Dieses hat man jetzt zu Guns- ten des sportlichen Niveaus aufgegeben, denn nach dem neuen Modus kann es (und wird es wahrscheinlich auch) passieren, dass nicht mehr alle Landesverbände vertreten sein werden, andere hingegen mit mehreren Teams vor Ort sein werden. So bitter das auch für einige Landesmeisterteams werden wird: Für den Sport an sich ist dieser Schritt längst überfällig gewesen. Auf einer Deutschen Meisterschaft sollen die besten Teams antreten dürfen - und zwar einzig und allein durch ihre sportlichen Vorleis-tungen qualifizierte! Somit wird auch die nächste DM für den Zuschauer interessanter werden, da ein hohes sportliches Niveau garantiert wird. Und das könnte auch Auswirkungen haben hinsichtlich einer kommerziellen Vermarktung und so weiter. Eine Ausnahmeregelung bezüglich der Qualifikation für die DM 2002 gibt es für die Teams, die am 18./19.11.2001 an der WM in Japan teilnehmen. Auf Grund der unterschiedlichen Regelwerke und der eng zusammenliegenden Termine sind diese Teams automatisch auch für die DM qualifiziert. Das betrifft die Honeybees (Cheer), Silver Shadows (Dance) und die Blue Angels (Mixed). Für die anstehende Deutsche Meisterschaft 2002 ist die maximale Squadzahl wie folgt festgelegt worden: 15 Teams im Senior-Cheer, jeweils zehn im Bereich Mixed und Dance. Für die Juniormeisterschaft gelten folgende Höchstgrenzen: PeeWee - zehn, Jugend - 15, Jugend-Mixed - fünf, Dance - zehn. Allerdings sind diese Zahlen noch mit Vorsicht zu genießen. Sie sind im Augenblick nur als Richtwerte anzusehen. Die endgültigen Squadzahlen werden vom Verband erst nach Ablauf der Landesmeisterschaften und nach Vergabe der Ausrichtung der DM 2002 bekannt gegeben. Eine weitere grundlegende Neuerung ist die Erweiterung der Meisterschaften um zwei neue Seniorkategorien: Partner- und Group Stunt. Bisher wurden diese beide Kategorien nur bei den »Offenen NCA-Meisterschaften« gezeigt. Jetzt halten sie auch Einzug bei den Deutschen Meisterschaften. Bei der DM sind jeweils maximal fünf Teams je Kategorie zugelassen. Durch das neue Regelwerk wird auch erstmalig die Teilnehmerzahl/Teamstärke festgelegt. Demnach setzt sich ein Squad in den Bereichen Cheer und Dance aus mindestens fünf, maximal aber 25 Cheerleadern zusammen (gilt für Senior und Jugend). Ein Group Stunt Squad muss aus fünf weiblichen Cheerleadern bestehen und ein Partner-Stunt-Team aus einem weiblichen und einem männlichen Cheerleader. Besondere Beachtung sollte auch die Altersbebrenzung im Jugendbereich nach unten finden (Cheer und Mixed). Die Bundeswettkampfordnung 2001/2002 kann beim jeweiligen Landesverband angefordert werden. Durch die Anmeldung zur Teilnahme an der Landesmeisterschaft muss jedes Team schriftlich erklären, dass das Regelwerk gelesen, verstanden und anerkannt wird. Und diese Punkte sollten von den Teams ernst genommen werden. Immerhin mussten bei den letzten Landesmeisterschaften diverse Teams disqualifiziert werden, weil sie gegen das Regelwerk verstoßen hatten, beziehungsweise sich nicht hundertprozentig regelgemäß verhalten hatten. Beispielsweise ist vorgeschrieben, dass zwei Wochen vor den Landesmeisterschaften das Team namentlich genannt werden muss. Wer diese Frist künftig nicht einhält, wird mit 150 DM zur Kasse gebeten! Und die ersten verbindlichen Termine für die Landesmeisterschaften können auch schon bekannt gegeben werden. So eröffnet der LV Bayern die diesjährigen Landesmeisterschaften am 24.11.2001 in Landsberg. Einen Tag später folgt Hamburg (Sporthalle Wandsbek). Eine Woche später, am 1.12.2001, finden die LM in NRW (Wilhelm-Dopatka-Halle, Leverkusen) und Niedersachsen statt. Für Niedersachsen konnte leider noch keine verbindliche Zusage über den Austragungsort gegeben werden. Der Termin ist allerdings endgültig. In Weinheim findet am 2.12.2001 die LM Baden-Württenberg statt. Am 8.12.2001 stehen Berlin (Sömmeringhalle) und Schleswig-Holstein (wahrscheinlich Lübeck) im Mittelpunkt und den vorläufigen Abschluss bildet der LV-Nord am 16.12.2001 (Uni-Halle/Bremen). Da jeder Verein pro gemeldetem Senior-Squad einen Juror, beziehungsweise eine Person nachweisen muss, welche an einer Jurorenausbildung teilgenommen hat, bietet der Verband auch weiterhin Jurorenausbildungen an. Die C-Schulungen organisieren seit diesem Jahr die Landesverbände selber. Die genauen Termine erhaltet Ihr bei Eurem zuständigen Landesverband. Die weiterführenden B-Lehrgänge finden nur auf Einladung am 11/12.08. in Hamburg und am 25/26.08. in Köln statt. Im Süden wird dieser Lehrgang am 8./9. 09. abgehalten. Leider steht der Veranstaltungsort noch nicht fest, aber es werden rechtzeitig schriftliche Einladungen mit den endgültigen Daten verschickt. Des Weiteren werden ab diesem Jahr Trainer-C-Lizenzlehrgänge eingeführt. Informationen dazu sind bei den einzelnen Landesverbänden abzufragen.

 

Hamburg Blue Angels - »Wir sind reifer geworden«

Die Blue Angels aus Hamburg haben sich in Wolfsburg eindrucksvoll zurückgemeldet und in diesem Jahr den Titel eines Deutschen Meisters im Mixed Wettbewerb vor Leverkusen zurückerobert. Jan Becker, ein langjähriger Cheerleader, der auch aktiv in Weinheim bei den Longhorns war, seit anderthalb Jahren zu den Angels gehört und zurzeit in Hamburg in der Sparte Physik promoviert, kennt viele Gründe, warum es den »Blues« gelang, in schwieriger Zeit das Comeback zu schaffen, und kann die Vorkommnisse im Jahr 2000 und die heutige glücklichere Situation miteinander vergleichen. »Zum einen hatten wir letztes Jahr im sportlichen Sinne einfach das Pech gepachtet. Die Platzwunde von Julian hatte uns sehr geschockt. Das Programm war sicherlich nicht schlecht einstudiert, aber zu viele Drops machten alle Hoffnungen auf eine bessere Platzierung unmöglich. Diese Umstände allein wären kein Beinbruch für ein Squad mit gesundem Umfeld gewesen, doch man darf nicht die Umstände vergessen, in denen sich die Hamburg Blue Devils 2000 als gesamter Verein befanden.« Bekanntlich entwickelte sich im Laufe der letzten Football-Saison eine bedrohliche finanzielle und sportliche Schieflage, die letztlich zum Rücktritt des Managements führte und ein Jahresdefizit im sechsstelligen Bereich hinterließ. Für Jan mag die vereinsinterne Unruhe des letzten Jahres auch ein Grund für das Scheitern gewesen sein, doch für ihn persönlich gaben ganz andere Gründe den Ausschlag: »Krisen kennt ein jedes Squad, welches in der Lage ist, sich über mehrere Jahre über Wasser zu halten. In Hamburg kam jedoch erschwerend dazu, dass jahrelang den Cheerleadern jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde. Sie verfügten über eine Topausstattung, es wurde ihnen der Nimbus der Einmaligkeit eingeredet, sie wurden hofiert und verfügten über US Coaches, kurz, sämtliche Sorgen wurden ihnen abgenommen. Damit fand auch eine gewisse Entmündigung statt. Lief etwas nicht richtig, bekam der US-Coach die Schuld, das eigene Unvermögen wurde selten hinterfragt, solange Erfolge erzielt werden konnten. Es wurde dabei oft vergessen, dass lange Zeit die Angels von der üblichen Cheerleading-Szene isoliert wurden beziehungsweise sich selbst isolierten und dass der Anspruch der Professionalität nicht immer der Realität entsprach. Ein Hauch von Arroganz umwehte den gesamten Verein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Phase der Sättigung und damit auch ein Stillstand eintrat. Irgendwann schlossen andere Städte mit ihren Squads auf und erzielten ähnliche oder vielleicht sogar bessere Leistungen.« Im letzten Jahr folgte dann das Erkennen der Krise. Die Jahre der Prosperität waren dahin, die Finanzkrise erforderte plötzlich eigenes Engagement, Improvisation war gefragt und nicht mehr Vergnügungssucht. Die Blue Angels und alle anderen Squads der Devils nahmen diese Herausforderung an. Neue Zeiten brachen an, die zwar nicht jedem gefielen (O-Ton: »Früher war vieles besser, früher waren wir besser«), doch es gab keine Alternative. »Im Übrigen waren wir früher gar nicht besser, sondern jede und jeder Aktive hat irgendwann nicht mehr realisiert, dass die Entwicklungsfortschritte immer marginaler wurden«, erklärt Jan. »Ich glaube auch, dass das Management ausgepowert war, dieses aber nicht rechtzeitig erkannte. Wer über acht Jahre lang erfolgreich agiert, muss irgendwann Verschleißerscheinungen zeigen. Das liebe Geld war ja eigentlich gar nicht das Hauptproblem.« In der Zeit der Turbulenzen gelang es nur einigen freiwilligen Helfern, sich auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Den Cheerleadern, die wohl mittlerweile zu einer der ältes-ten noch existierenden Gruppen gehören, kam zugute, dass sie insgesamt sehr routiniert agierten und bereits viele Erfahrungen vor einem großen Publikum sammeln konnten. Viele Aktive befanden sich bereits seit sehr langer Zeit im Geschäft und wussten instinktiv, was zu tun war. Die Blue Angels zum Beispiel organisierten sich neu und wählten ihre eigenen Vertreter und Organisatoren. Die Vermarktung übernahm die jüngst gegründete, vereinseigene GmbH der Blue Devils, mit Erik Herklotz an der Spitze. Die Zusammenarbeit mit der AB Glanz Agentur wurde reduziert. Ein neuer Stil hielt im Lager der Cheerleader Einzug: »Früher erstellten die US-Coaches in eigener Regie das Programm. Sie kannten die neuen Trends und lernten uns an. Heute haben wir uns genügend 'know how' angeeignet, können selbst den Nachwuchs anlernen, entwickeln neue Figuren in unseren eigenen Köpfen und verfügen über genügend Verbindungen zu 'alten' amerikanischen Coaches, die uns inspirieren und neue Trends mitteilen. Die Umsetzung erfolgt aber ausschließlich durch uns selbst.« Die Vorbereitungen für die DM 2001 gilt als typisches Beispiel der neuen Zeit. Der den Angels nahestehende Peter Aguire erarbeitete Vorschläge für eine Kür. An einem Wochenende wurden diese im Kreise der Cheerleader besprochen, ausprobiert und erste Stellproben durchgeführt. Von nun an galt es, auf eigene Faust weiterzumachen. Ein zweites Traingscamp folgte, das Programm wurde weiter perfektioniert. Peter fungierte als Berater und wichtige Säule, aber besaß nicht die Rechte und Pflichten eines Trainers. Es lag ganz alleine an den Angels, was sie aus den Vorschlägen fabrizierten. »Insgesamt gesehen, verfügen wir heute über ein neues Selbstbewusstsein, eine andere Einstellung zum Sport und zu uns. Wir fassen uns an die eigene Nase, wenn etwas schief geht und halten nicht andere verantwortlich. Es erscheint so, als wenn ein 18-Jähriger aus dem Elternhaus ausgezogen und unabhängiger geworden sei.« Jan glaubt auch, dass die Leis- tungsdichte zwischen Hamburg und Leverkusen in nächster Zukunft bestehen bleibt. »In Leverkusen hat eine gewisse Konzentration der Cheerleading-Kompetenzen der Region stattgefunden, sodass auch im nächsten Jahr mit den Basketballvertretern zu rechnen ist.« »Wir wollen auch zukünftig unsere Ziele selbst definieren und werden ein eigenes Meeting zwecks Ideenfindung und Ausarbeitung veranstalten. Dazu gehört es auch, ein Sponsorenkonzept auszuarbeiten, um zum Beispiel eine Teilnahme an der WM in Tokio finanziell abzusichern, und auch die Zusammenarbeit mit der Devils GmbH, das Internet in Sachen Eigenwerbung verstärkt zu nutzen.«

 

Und sie tanzen das ganze Jahr!

Es wird beziehungsweise wurde hart gearbeitet, erst vor und dann noch härter während der elfwöchigen NFL-Europe-League-Saison. Und der Lohn für die Arbeit konnte am letzten Juniwochenende beim World Bowl IX in Amsterdam bestaunt werden. Die Rede ist von den Cheerleadern der sechs NFLE-Teams. Zum ersten Male hat die Liga die Mühen der jungen Damen aus vier Ländern gewürdigt und alle sechs Squads zum Endspiel um die Kristallkugel eingeladen. Nicht als Gast, sondern also Hauptbestandteil der Sideline- und Pregame- Show während der »Battle of Europe«. Die deutschen Teams waren die Teilnahme ja schon fast gewohnt, da das Finale um die Trophäe des NFL-Ablegers in den letzten drei Jahren in Deutschland stattfand. Hier wurden dann die Cheerleader in die Kostüme aller Squads gesteckt, sodass der Eindruck entstand, alle wären anwesend. Doch nichts geht über das Original. Schon einige Tage vorher trafen die Mädchen aus den verschiedenen Städten ein und wurden im Nordseebad Zandvoort untergebracht. Doch von Urlaub keine Spur. Diverse Proben standen auf dem Programm, um die gelungenste Pregame-Show der letzten Jahre auf die Beine zu stellen. Selbstredend wurden diese Proben mit den anderen Teilnehmern der Pregame-Show in der Amsterdam ArenA abgehalten. Organisiert wurde alles von Ashley Ormond, der Direktorin für Cheerleading und Entertainment der Admirals. Sie hatte alle Teams unter einen Hut zu bringen. Und dies war gar nicht so einfach mit weit über 120 Cheerleadern und weiteren 100 Teilnehmern, unzähligen Radfahrern und einer Rad fahrenden Marchingband. Besonders für eine Truppe war die Teilnahme eine Premiere. Die Cheerleader der Barcelona Dragons traten zum ersten Male außerhalb von Spanien auf. Unter Leitung ihr Choreografin Eva Martinez machte es den 13 jungen, gutaussehenden und bezaubernden Spanierinnen sichtlich Spaß, vor einer so großen und begeisterten Zuschauerzahl aufzutreten. Die Schottinnen waren zum zweiten Male dabei, aber mit 16 Cheerleadern mit wesentlich mehr Frauen als letztes Jahr in Frankfurt. Die größte Truppe am Rande stellte Amsterdam mit 28 Cheerleadern, gefolgt von Thunder mit 24. Bei Rhein Fire waren insgesamt 45 in Amsterdam (auch viele Junior Pyromaniacs wurden eingespannt), an der Sideline waren es dann 15. Galaxy hatte 14 Mädels aus Frankfurt kommen lassen. Es bleibt zu hoffen, dass dies auch in Zukunft bei den Word Bowls beibehalten wird, denn es ist nicht nur eine Augenweide für die Zuschauer, sondern auch interessant zu sehen, wie die einzelnen Teams die Fans unterhalten. Die Football-Cracks sind nun zu Hause, der World Bowl ist nach Berlin gegangen und die Mitarbeiter der Front Offices gehen in den wohlvedienten Urlaub. Es ist, als halte die NFL Europe Sommerschlaf. Doch mitnichten, schließlich gibt es eine Abteilung bei allen Teams, die das ganze Jahr im Namen des Teams auftritt und für die Teams Werbung macht - die eigentlichen Werbeträger der NFL Europe, ihre Cheerleader. Die drei deutschen Teams haben früh und rechtzeitig erkannt, dass junge hübsche Damen in ihren ansprechenden Kostümen und den Pompons mehr als nur schönes Beiwerk zum Spiel sind. Während die Saison nur knapp drei Monate dauert, sind die Cheerleader von Berlin Thunder, Frankfurt Galaxy und Rhein Fire aus Düsseldorf das ganze Jahr auf Achse und promoten, was das Zeug hält. Neben dem drei bis viermaligen Training pro Woche kommt man mit den Promos auf eine Frequenz, die einem normalen Job nahe kommt. 20 Tage ist wohl jede Cheerleaderin im Einsatz. In der Saison fast täglich. Und das für Spaß an der Freud. Eine goldene Nase verdient sich keine. Frankfurt Galaxy hat mit Anja Kuch die dienstälteste Cheerleader- Direktorin (wie der Titel auch verdientermaßen für alle heißt). Sie war aktiv seit der ersten Saison der Galaxy und übernahm dann mit Wiederkehr der Liga die Leitung der Galaxy-Truppe. Berlin Thunder hat mit Amber Wisneski die Erfahrenste aller Chefinnen, hat sie doch Jahre in der Staaten gecheert. Und Rhein Fire hat mit Yvonne Fernbacher zwar die Jüngste an Jahren, und sie ist erst seit Dezember für die Pyromaniacs verantwortlich, dafür hat sie aber die meiste tänzerische NFL- Europe-Cheerleadererfahrung. Sie war von 1995 - 2000 aktiv, hat unter B.J.Valentine gelernt und sich schnell als Führungskraft etabliert. Zusammen bilden die drei Damen den Dreh- und Angelpunkt ihrer jeweiligen Truppe. Sie sind für die Promos ebenso mitverantwortlich wie für die Choreographie der Show. Ob Pregame oder Halftime-Show, jeden Spieltag muss was Neues her. Und während alle nun im Urlaub sind, planen sie schon für die im September und Oktober stattfindenden Tryouts und die anschließenden Trainingcamps. Während Thunder und Galaxy sich dieses Jahr noch routinierter und professioneller darstellten, war bei Fire der Trainerwechsel im letzten Dezember bemerkbar. Deren Trainerin Kathleen Taylor hatte im Dezember das Team verlassen, und General Manager Alex Leibkind erinnerte sich an den Vorschlag von B.J. Valentine, wie schon das Jahr davor Yvi, wie Yvonne Fernbacher genannt wird, zu engagieren. Erst meldete die Pressestelle, dies sei nur übergangsweise, aber schnell von Yvis Können überzeugt, behielt man sie ganz. Und wer die diesjährigen Shows sehen konnte, wusste sofort, sie hatten gut daran getan.

 

Die unglaublichen Abenteuer Manuelas, Cheergirl des Jahres 2000

Eigentlich hat es recht lustig angefangen. Manuela, 26 Jahre aus Meerbusch bei Düsseldorf, seit vier Jahren bei den Pyromaniacs, frönte ihrer Lieblingsbeschäftigung »Zapping«, als sie im November 2000 beim DSF den Aufruf zur »Wahl des Cheergirl 2000« sah. Eine Gruppe von Sponsoren, unter anderem DSF, Gatorade, Kinowelt, Berlin Thunder und andere lobten als ersten Preis ein einwöchiges Trainingscamp bei den Miami Dolphins Cheerleadern aus. Dies reizte Ela, wie so von Freunden genannt wird, so sehr, dass sie sich bewarb. Ihre Begründung war einfach: »Ich hab dreimal das Tryout gewonnen und weiß immer noch nicht was Motion ist, also will ich es mal in Miami versuchen rauszufinden.« Mitte November erfuhr sie, dass sie unter die 15 letzten Finalis- tinnen gekommen war. Nun wurde per Internet abgestimmt. Anfang Dezember kam die vorsichtige Anfrage, ob sie denn am 9. Dezember Zeit hätte, da sie mittlerweile fünf Mal so viel Stimmen wie die Zweitplatzierte auf sich versammeln konnte. Am 2. Dezember wurde das Ergebnis veröffentlicht. Manuel war das Cheergirl des Jahres. Und eine Woche später sollte das Chaos beginnen. Die Agentur Eckmann und Friends aus München war für die Reiseplanung zuständig, und es sollte von Düsseldorf via Paris mit Air France nach Miami gehen. Das aber schon der Flug nach Frankreich eine zweistündige Verspätung haben sollte, wurde kurzfristig auf Lufthansa umgebucht, um den Anschlussflug zu bekommen. Aber dies bedeutete am Flughafen Charles de Gaulle einen Terminalwechsel. Und bei der Größe dieses Airports auch einen großen Zeitaufwand. Sie ereichte in letzter Minute den Flug nach Miami, hatte aber auch schon ein ungutes Gefühl wegen ihres Gepäcks. Zur gleichen Zeit startete in München ein Filmcrew des DSF, die eine Reportage über die Dolphins Cheerleader machen sollte, und so wollte diese sich Manuelas annehmen und sie vom Flughafen abholen. Nach langem Warten an der Immigration erreichte Ela das Gepäckband und - nichts war da. Dieses Schicksal teilte sie mit mindestens 20 weiteren Gästen. Nach zwei Stunden war sie am Lost-Luggage-Schalter fertig, kam in die Ankunftshalle und - niemand. Sie entschloss sich, ins Hotel nach Miami Bach zu fahren. Die erste einer ganzen Reihe von Taxifahrten. Hier angekommen, bestätigte das Personal ihre Reservierung, aber nicht die Bezahlung des Zimmers - will heißen, Ela sollte doch bitte mittels Kreditkarte bezahlen. Erstens hatte Ela keine, und zweitens sah sie auch nicht ein, für eine gewonnene Reise zu zahlen. Sie versuchte nunmehr, irgendjemanden in Europa zu erreichen (um 2 Uhr morgens) - Bruder, Freund, Agentur, DSF und so weiter. Als sich etwas später ihr Freund Markus meldete, versuchte dieser, mittels eigener Kreditkarte alles zu klären. Doch darauf ließ sich das Hotelpersonal nicht ein. Da saß sie nun, allein in einer fremden Welt ohne Unterstützung, wobei Ela Wert darauf legt, zu betonen, dass das Hotelpersonal supernett war. In der Zwischenzeit hatte in Europa ihr Bruder den DSF-Redakteur auf seinem Handy erreicht. Auch sie hatten Verspätung gehabt. Ihnen wurde mitgeteilt, wo Ela zu finden sei. Manuela war eigentlich schon so weit gewesen, den Rückflug anzutreten, aber als das DSF Team sie einsammelte und mit ihr erstmal zum nun mitternächtlichen Abendessen an den Oceandrive fuhr, war die Welt wieder in Ordnung. Das Team, bestehend aus Redakteur, zwei Kameraleuten plus Assistentin, regelte auch die Modalitäten mit dem Hotel, und Ela hatte ihr Zimmer. Sonntag fuhr man nun planmäßig zum Spiel der Miami Dolphins gegen die Tampa Bay Buccaneers. Die Akkreditierungen für das DSF waren da, ja , die für DSF. Nur für Ela war nichts vorhanden. So, wie sich später herausstellte, wusste Dorie Brada Grogan, die Cheerleader-Direktorin der Dolphins zwar, dass »irgendwas« aus Deutschland käme - das war aber auch schon alles. So war es mal wieder den Jungs vom DSF zu verdanken, dass Ela wenigstens Zugang zum Aufenthaltsraum der Junior-Dolphins bekam, hier nahm sich dann die Trainerin der Junioren ihrer an und zeigte ihr alles. Ein Treffen mit den Cheerleadern fand nicht statt, eine Halbzeit- oder Pregame-Show gab es auf Grund monsunartiger Regenfälle nicht. Ganz nebenbei bemerkt, ihr Gepäck war immer noch nicht aufgetaucht. Montag - vier Uhr früh schellte das Telefon, ihre Koffer waren da. Sie war sichtlich begeistert, vom Nachtportier um diese Zeit aus dem Bett geholt worden zu sein. Mit dem DSF hatte man vereinbart, nunmehr auch eine Story über Ela in Amerika zu machen. Das Warten auf einen Anruf, es war abermals vergeblich. Also ging's später einfach zu einer Autogrammstunde der Cheerleader ins Clevelander, abermals wurde Ela auf Dienstag vertröstet. Dienstag kam nun die angestrebte Audienz bei den Dolphins. Ela bekam einen Cheerleader zur Seite gestellt, die ihr die gesamte Anlage zeigte. Schnell stellte sie fest, dass die Regeln die gleichen waren, die sie schon von den Jahren unter B.J. Valentine her kannte. Es zahlt sich eben aus, unter einem NFL-Profi-Cheerleader zu lernen. Einen Unterschied gab es aber doch, der montägliche Gang zur Waage - für alle. Und alle fürchteten sich davor. Aber auch hier war nichts für den Gast geplant, und so vertröstete Fräulein Grogan sie auf Mittwoch, ihr Assistent würde sie dann Mittwoch zum Training abholen. Gesagt - und nicht getan. Wieder wurde Ela im Regen stehen gelassen. Das DSF Team war abgereist, und Ela sah am Donnerstag nun endlich mal was von Miami. Dies war »superschön, und ich habe viele tolle Leute kennen gelernt«. Als sie am Abend für den Flug nach Paris einchecken wollte, ging das Chaos weiter: sechs Stunden Verspätung - Abflug 5 Uhr morgens. Schnell sollten die Reisenden in Hotels gebracht werden, doch das Computersystem war abgestürzt. Als sie ihr neues Hotel ereichte, war die Küche fünf Minuten vorher geschlossen worden. Kurz vor Paris teilte sie dem Personal mit, dass sie nur 40 Minuten Übergang haben würde, und so war sie die Erste, die die Maschine vorlassen durfte. Sie hetzte sich ab, kam sechs Minuten vor Abflugzeit am Lufthansa Check-in an und...viele Flüge waren verspätet, ihrer nach Düsseldorf wegen Maschinenschadens gestrichen. Man bot ihr ein Hotel an, doch Ela lehnte ab: »Ich wollte einfach nur noch nach Hause.« Schließlich ging eine Stunde später ein Flug nach Köln, und als sie um 22 Uhr in Köln landete, schlenderte sie zum Gepäckband ... Was nun folgte, war ihr bekannt. Nachdem sie abermals in der Lost- Luggage-Abteilung gewesen war, wurde sie von ihrer Familie in die Arme genommen, die sich sehr große Sorgen gemacht hatte. »Es war der geilste Trip meines Lebens, ich habe so viel durchstehen müssen, mich kann nun nichts mehr schocken. Man stelle sich vor, einer 17/18-Jährigen aus einem kleinen Dorf wäre dies passiert, nicht auszudenken. Diese Reise war nicht nur schlecht, sondern gar nicht organisiert.« Erstaunlich auch, dass nun ein Sponsor sich später meldete. Michael Lang, General Manager vom World-Bowl-Champion Berlin Thunder, schrieb einen sehr netten Brief. Und die »konnten doch gar nichts dafür!« Ein anderer Sponsor reagierte ganz anders. Kinowelt, die das Mietauto stellen sollten, haben Ela, nachdem sie mangels nicht gebuchten Mietwagens ihre Taxiquittungen eingereicht hatte, lapidar geschrieben, dass sie das üblicherweise niemals machen. Wer will da noch gewählt werden?

 

Inhalt

Meisterschaften

WM-Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Erläuterungen zur BWO

Bundeswettkampfordnung Teil A

 

Team-Porträt

Blue Angels aus Hamburg

 

Rundblick

Camp in Pirna

Langenfelder Umbenennung

GoldFlashs are back

Neusser Hexen-Tanz

 

Aus aller Welt

Die Cheerleader der NFL Europe

 

Technik

Liberty-Stag

 

Multimedia

www.cheersquads.de

www.fc-cheerleader.de

Hinter den Websites-Kulissen

 

On Tour

Eine »unvergessliche« Tour nach Amerika

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe