SPIRIT Nr. 21 (Juli/August 2000)

Top-Stories

Wings of Fire holen Titel

Am 1. Juli 2000 fanden in der Hala Tivoli in Ljubljana (Slowenien) vor rund 700 Zuschauern die 6. Europäischen Cheerleadermeisterschaften statt. Um es vorwegzunehmen: Es war eine sehr gut organisierte Veranstaltung mit kleinen Schwächen. In acht verschiedenen Kategorien gingen 46 Mannschaften aus zehn Nationen mit rund 600 Teilnehmern an den Start. Großer Gewinner war Finnland, das insgesamt fünf der acht Goldmedaillen in Empfang nehmen konnte. Die restlichen drei teilten sich Gastgeber Slowenien (2) und Deutschland (1). Bereits am Freitagabend hatte das Programm der EM begonnen. Am Nachmittag fand das erste offizielle Training unter den Augen der Jury statt, um mögliche Fehler oder Disqualifikationsgründe noch rechtzeitig zu erkennen. Danach machten sich alle bereits anwesenden Squads auf den Weg zur Eröffungsfeier auf dem Marktplatz. Alle Teams wurden namentlich vorgestellt, und eine bekannte slowenische Popgruppe spielte zum Tanz auf. Am nächsten Morgen ging es mit dem offiziellen Training weiter und dem Passcheck. Alle Cheerleader, die den Passcheck hinter sich hatten, bekamen ein Band ums Handgelenk mit unterschiedlichen Farben für Aktive und Ersatz-Cheerleader. Dieses Band wurde durch die Kontrollfrau erst direkt vor dem Betreten der Matte entfernt. So wurde gewährleistet, dass nur kontrollierte Teilnehmer an der Meisterschaft teilnehmen konnten, keine Leute ausgewechselt wurden und Piercing, Schmuck und unerlaubte Kleidungsstücke auch wirklich abgelegt werden mussten. Eine Maßnahme, die auch in Deutschland Schule machen sollte. Auch sonst war die Organisation durch die Cheerleader und Pom Pon Association Zveza Slovenije nahezu perfekt. Sogar die Unterkünfte wurden für die Teams gebucht und Eintrittskarten reserviert und hinterlegt. Um 12 Uhr begann die Europameisterschaft mit dem Einlauf der Squads in die mit Luftballons geschmückten Halle. In der Kategorie Junior Cheer waren nur die Wings of Fire von den Bremen Firebirds in der Coed-Kategorie vertreten. Die Wings of Fire bewiesen, dass sie sich auch in einer Wettkampfsituation kaum aus der Ruhe bringen ließen, und gewannen für Deutschland den einzigen Europameistertitel. Alles andere als faire Verlierer waren die Zweitplatzierten Cence aus Slowenien. Aus Verärgerung über die vermeintliche Fehlentscheidung nahmen die Squad-Mitglieder ihre Silbermedaillen ab und verließen frühzeitig die Halle. Die heftige Reaktion der Slowenen war jedoch unberechtigt: Zwar hatten die Wings of Fire ihre Endpyramide gedropt, ihr Programm aber hatte einen höheren Schwierigkeitsgrad. Zudem nutzten die Deutschen - im Gegensatz zu den Slowenen - die Fläche ohne einen einzige Übertritt und dementsprechend ohne Punktabzug. Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten, folgten die Kategorien Individuals und Partner Stunts, wobei es letztere in Deutschland in diesem Jahr nur auf der Landesmeisterschaft des AFV Nord gab, demnächst aber deutschlandweit kaum noch wegzudenken sein werden. In der Kategorie Individuals traten drei Mädchen an und präsentierten sich mit Cheer, Chant, Jumps, Tumbling und Dance der Jury. Helena Service aus Finnland konnte ihre Gegnerinnen aus Österreich und England durch eine perfekte Darbietung hinter sich lassen. In der Kategorie Partner Stunts ging mit Oliver Gericke und Mariko Nakanishi nicht unbedingt das beste Paar für Deutschland an den Start. Aber aufgrund einiger organisatorischer Mängel im Vorfeld der EM musste schnell entschieden werden. Auch wenn es nicht die beste Entscheidung war, Oliver und Mariko gebührt Anerkennung, dass sie überhaupt starteten, denn zeitweilig wurde aufgrund einer Verletzung von Mariko sogar über einen Rückzug nachgedacht. Aber die beiden entschlossen sich dann doch anzutreten und belegten am Ende aufgrund zu vieler Drops und Unsicherheiten den vierten Platz. Der Titel ging an Simona Vrhovec und Klemen Novak vom Europameister White Dragons aus Slowenien. Sie zeigten eine Vielfalt von Aufbautechniken und alle schwierigen Stunts. Bewundernswert war der Toss to One Hand Liberty Stretch Twist Cradle, der sicher gebracht wurde und die kleinen Schwächen am Schluss kaschierte. Nach der Pause, in der eine heimische Folkloregruppe auftrat, gingen die Danceteams an den Start. Dabei wurden den Oberhausen Silver Shadows, die nur den neunten Platz belegten, zum Teil die Unterschiede in den jeweiligen Regelwerken zum Verhängnis. Anders als im deutschen Regelwerk waren Hilfsmittel wie Schilder und Flaggen hier nicht erlaubt. Ferner hatten die Silver Shadows Probleme bei der Ausführung der Doppeldrehung, die im deutschen Regelwerk nur einfach gefordert wird, und Platzprobleme bei der Ausführung des Spagats. Dennoch war nach Meinung der enttäuschten Trainerin Petra Gronau weniger die Leistung der Silver Shadows ausschlaggebend für die Platzierung, sondern vielmehr die Tatsache, dass sie ansonsten aufgrund der knappen Kleidung und ihrer Gestik disqualifiziert worden wären. Gestik und Kleidung gehören eigentlich zur Show und zum Thema des Tanzes, sind aber in Slowenien nicht so gern gesehen. Besser erging es in dieser Kategorie dem Dance Team der Hamburg Blue Devils, das sich bei seiner ersten Teilnahme auf europäischer Ebene gleich die Bronzemedaille sicherte und mit seiner Platzierung vollauf zufrieden war. In der Kategorie Senior Cheer kam es zu einer Überraschung, denn der Favorit, die Honeybees aus Wolfsburg, zeigte Nerven und patzte mehrfach. Ohne ihre Frontfrau Wiebke Siebels angetreten - sie wird Mutter und musste aus gesundheitlichen Gründen aus der Routine genommen werden -, zeigten die Honeybees zwar gewohnt viel Tumbling und Stunts, aber die Sicherheit fehlte, und so dropten einige Stunts. Überragend war die Leistung des Funky Teams aus Finnland. Trainiert von Paul Lehmann, Meistermacher der Wildcats aus Leverkusen, zeigten die Finnen ein Programm voller Schwierigkeiten und schnell und sicher gebauter Stunts wie zum Beispiel Toss Tuck into 3-2-1 Pyramide, Twistcradle, Liberty Scorpion und vielen schnellen Elementen. Bereits Stunden vor der eigentlichen Routine hatte Lehman seine Cheerleader das Programm immer wieder aufführen lassen. Mit seiner Begründung, nur so könne man Europameister werden, sollte er am Ende Recht behalten. Nach der Bekanntgabe der Platzierung wurde er auf Händen durch die Halle getragen. In der Kategorie Senior Cheer Mixed gab es ein Rennen um die Spitze zwischen Deutschland und Slowenien, beide Länder schickten zwei Teams ins Rennen, wobei der BFC Firestorm mit weniger Männern antrat als die Gegner. Borci aus Slowenien, der Vizemeister, dropte etwas zuviel und belegte am Ende nur Platz vier. Anders hingegen das zweite Team aus Slowenien, Zmaji. Ihr Programm war sehr anspruchsvoll, und so konnten die Slowenen am Ende kleine Unsicherheiten besser kompensieren als die anderen. Für den BFC Firestorm war der Gewinn der Bronzemedaille schon Erfüllung genug und das Trostpflaster für die Strapazen und die Verletzung eines Flyers während der Stellprobe. Programm und Motto mussten kurzerhand umgestellt werden. Die Wildcats der Bayer 04 Leverkusen Basketballer gingen ziemlich selbstbewusst in den Wettkampf und boten während der Warmups und Stellproben schon ein schwieriges Programm, welches die Anwesenden begeisterte. Leider gelang die Umsetzung im Wettkampf weniger gut, sodass sich die Leverkusener nach zahlreichen Drops schon nicht mehr in den Medaillenrängen wähnten. Doch die Jury war nicht ganz so kritisch und kürte die Wildcats zum Vizeeuropameister. Die Stimmung in der Halle war von Anfang an super, und die deutschen Teams unterstützten sich gegenseitig lautstark. Diese Solidarität wurde auch äußerlich in Form eines T-Shirts zur Schau getragen, das für alle deutschen Cheerleader angeschafft worden war. Positiv zu vermelden war in diesem Jahr auch der Einsatz und die Hilfe der ECA-Vertreter Ursula Fömmel und Jacqueline Mundele, die sich bemühten, die Fragen der Teams so schnell wie möglich zu beantworten. Als krönender Abschluss fand in der Pause vor der Pokalvergabe der Auftritt der japanischen Cheerleader statt, der von allen Anwesenden fasziniert verfolgt und mit lauter Anfeuerung bedacht wurde. Die Show der Japaner war einmalig: schnell, sicher und synchron. Höhepunkt der anschließenden Matten-Party war sicherlich der Tumbling Contest in der Mitte der Halle, wobei vom Rad bis zum Layout Full alles gezeigt wurde. Der Präsident der Slowenischen Cheerleader-Organisation beendete die Veranstaltung mit den Worten »We love you, come back soon«. Eine Wiedersehensparty wird es wohl erst auf der 1. Weltmeisterschaft 2001 in Wien geben, und die 7. Europameisterschaft wird im Jahr 2002 voraussichtlich entweder in Machester oder London stattfinden. Zum Schluss noch ein paar kritische Anmerkungen. Obwohl sich die Veranstalter alle erdenkliche Mühe gaben, lief nicht alles so rund. Im Hinblick auf zukünftige Europameisterschaften sollte die folgenden Mängel korrigiert werden: nur eine Toilette für alle Aktiven; für vier Teams nur eine Kabine, in die eigentlich nur ein Team passte; keine Duschmöglichkeiten in der Halle; keine ausreichende Verpflegung während des Wettkampfes. Es ist schwierig, eine solche Veranstaltung zu organisieren, und die Europameisterschaft steckt immer noch in den Kinderschuhen. Die ersten Schritte wurden getan, und mit jedem Mal wird es hoffentlich besser.

 

Freude, Enttäuschung, Jubel

Eigentlich waren wir noch nicht besonders aufgeregt, als wir Samstagmorgen ganz früh zu unserem ersten Turnier nach Bottrop aufbrachen. Immerhin hatten wir Wochen voller harter Arbeit und Vorbereitungen hinter uns: viel Training, Kostümproben, Pressepräsentation, die letzten Näharbeiten und Besorgungen und so weiter. Wissend, dass wir nach diesem Wochenende endlich mal wieder etwas anderes hören würden als immer die gleiche Musik - den Turniertanz mit dem Thema »Wild West« - freuten wir uns ganz besonders auf diesen Höhepunkt in unserer erst kurzen Teamgeschichte. Natürlich haben wir uns schon lange vorher Gedanken gemacht, wie es wohl alles so sein wird und was man von uns denkt, schließlich war es für alle von uns - sowohl Tänzerinnen wie auch Trainerinnen - das erste Mal. Hoffnungen auf eine Teilnahme an der Endrunde hatte sich keiner gemacht, einige hatten sogar für Sonntag schon was anderes vor; dabei sein ist halt (erst mal) alles. Als sich dann so langsam die »Umkleidekabine«, der Hollywood-Saal des Warner Bros. Movie Parks, füllte, war die Vorfreude auf das Turnier perfekt. Überall wuselten Cheerleader und Trainer umher, die Tänze und Pyramiden wurden nochmals geprobt, es wurde geschminkt und frisiert. So langsam kam auch das Kribbeln im Bauch über den bevorstehenden Auftritt. Gegen 16.00 Uhr war es dann soweit, wir sollten als Vorletzter in der Kategorie Youth Dance starten. Die Mädchen wurden hinter die Bühne geführt, eine Trainerin legte die Pompons auf der Bühne bereit, die andere legte unsere CD ein. Jetzt war die Spannung auf einmal unerträglich. Noch einmal unseren Teamspruch gerufen und rauf auf die Bühne. Die Trainerin noch kurz mit Blick auf die Mädchen zu einer Betreuerin der NCA: »Ich glaub', jetzt ist mir schlecht!« - und los ging die Musik. Nun sollte sich herausstellen, wie gut wir vorbereitet waren und wieviel diese ganzen zusätzlichen Trainingsstunden der letzten Wochen gebracht hatten. Nach zwei Minuten war alles vorbei. Die Musik war zu Ende, die Mädchen liefen jubelnd von der Bühne, die Trainerinnen entspannten sich ein wenig. Doch schnell machte sich Enttäuschung breit. Der Durchgang war bei weitem nicht so gut wie beim Training, es hatten sich Fehler eingeschlichen, die vorher noch nie aufgetreten waren. Das Team hielt jedoch so gut zusammen, dass keiner auch nur daran dachte, jemand anderem die Schuld zuzuschieben. Dennoch gingen wir mit gedrückter Stimmung zur Umkleide zurück, zogen die Kostüme aus und die Teamanzüge an und suchten Ablenkung im Park... Später versammelten wir uns wieder zur Siegerehrung an der Maverick-Bühne. Wir freuten uns über den Erfolg der anderen Gruppen und Individuals, dann kam Pat, der Moderator zu unserer Kategorie: »Als Fünfter in der Kategorie Youth Dance konnte sich das Team 'Assension Spirit Express' aus England für die morgige Endrunde qualifizieren...« O.K., das war's, die Endrunde war ja eh nicht unser Ziel, es hat halt nicht sollen sein. »...als Vierter konnte die Gruppe Cool Blue des Tanzcenters Two In One aus Haan das Finale erreichen.« Meint der uns? Ein Aufschrei oben rechts im Publikum, und dreizehn Mädchen inklusive Trainerinnen tanzten zwischen den Sitzreihen. Wir hatten die Endrunde erreicht! Wieder draußen wurden sofort die Handys ausgepackt, alle Freunde und Verwandten durchtelefoniert und mit der frohen Kunde »beglückt«, die Verabredungen für den folgenden Tag abgesagt und die Geschwister vertröstet, man könne die Konfirmation doch mal wann anders nachfeiern, das hier wär' schließlich viel wichtiger. So fuhren wir dann überglücklich nach Hause mit dem Wissen, morgen wieder so einen schönen Tag verleben zu können. So kam es dann auch: Die Nervosität war am Sonntag nicht mehr ganz so schlimm, der Tanz klappte gut und nebenbei gab's noch viel Spaß im Park, unter anderem mit dem Kamerateam der NCA. Dass wir trotz guter Leistung am Ende des Turniers doch »nur« den fünften Platz erreichten, störte uns dann eigentlich nicht mehr. Der Pokal, den wir bekommen haben, thront inzwischen ganz oben in der Vitrine des Tanzcenters neben den »kleinen Pokälchen«, die andere Gruppierungen des Tanzsportclubs gewonnen haben. Was aber noch viel besser ist als unser toller Erfolg bei unserem ersten Turnier: Durch diese zwei Tage des gemeinsamen Wechselbads der Gefühle, durch das gemeinsame Erleben von Freude, Enttäuschung, Jubel, Trost, Nervosität, Beistand, kurz gesagt Teamgeist ist Cool Blue als Einheit zusammengewachsen... und freut sich schon auf nächstes Jahr! An dieser Stelle möchten wir noch einmal der NCA für die hervorragende Organisation und Durchführung dieser riesigen Veranstaltung danken. Obwohl wir das erste Mal dabei waren, hatten wir zu keiner Zeit das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wie es weitergeht. Immer war ein Ansprechpartner für uns da. Tausend Dank! Cool Blue aus Haan

 

BFC Firestorm - Auf dem Weg nach oben

Gegründet wurde das Senior-Mixed-Squad der Bremen Firebirds erstmals 1997 unter dem Namen »In the Hell of Fire«, absolvierte aber nur Showauftritte und wurde dann erstmals wieder auf »Eis gelegt«. Als auf der Landesmeisterschaft 1998 feststand, dass die Jungs des Junior-Mixed-Teams Wings of Fire zu alt für diese Kategorie waren, entschlossen sich die Firegirls, eine Veränderung vorzunehmen, und verkündigten bereits vor Gewinn der Landesmeisterschaft 1998 ihre Teilnahme als Mixed-Team im nächsten Jahr. So wurden Mitte 1999 per e-mail Kontakte mit über 40 Colleges in den Staaten aufgenommen, die Kandidaten für den Trainerposten durch einen alten Freund der University of Ohio und ehemals Hamburg Blue Devils, Lars Dzikus, überprüft und eine Entscheidung getroffen. Am 1. Oktober landete Jeffrey Brian Martino von der University of Delaware in Bremen und übernahm den Head-Coach-Posten beim Firebirds Co-Ed-Squad. Mit dem Neubeginn wurde auch gleichzeitig ein neuer Name gesucht und ein Logo entwickelt. Vom Running Back der Firebirds, Heiko Woltmann, kam der Vorschlag und der Entwurf des BFC-Firestorm-Logos. Der BFC Firestorm war geboren, sollte in seinem ersten Jahr bereits durch Höhen und Tiefen gehen und am Ende doch belohnt werden. Alexander Kanzig, Vanessa und Nicole Balz standen Jeffrey weiterhin als Trainertrio zur Seite und entwickelten die erste Routine für eine Meisterschaft in nur kapp fünf Wochen. Die Erwartungen waren groß, der BFC Firestorm wollte sich als Landesmeister für die DM 2000 qualifizieren. Eineinhalb Wochen vor der Meisterschaft verletzte sich Heike beim Training, und es herrschte Weltuntergangsstimmung, ehe Frauke Böttcher, die Bundescheerleader-Beauftragte, den Stress auf sich nahm und als Ersatz einsprang. Dennoch erwies sich der selbstgemachte Druck als zu groß, und so misslangen einfache Stunts und zwei völlig neue Stunts, die sicher gestanden wurden, bekamen nicht die erwartete Beachtung; folglich wurde der Firestorm nur Zweiter im Nordverband, war nach Punkten das sechstbeste Team in Deutschland und durfte demnach nicht fahren. Was des einen Pech, ist des anderen Glück, und so ermöglichte der Rückzug des Berliner Teams X-treme die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Der Schwierigkeitsgrad der Stunts und des Tumbling wurde erhöht und Schwachstellen ausgemerzt. Völlig motiviert und als klarer Außenseiter ging der BFC Firestorm in das Rennen um den Titel und hatte ein klares Ziel: Allen zu zeigen, dass sie den Platz als Nachrücker verdient hatten. Bereits mit dem Opening war allen klar, die Devise des Feuersturms hieß »Angriff«. Nach dem gelungenen Auftakt mit einer Stuntfolge von Toss to Flat Back into Split over toss up into Swedish Falls und zwei Basket Toss Backtucks und nur einem Drop sollte der Nachrücker für die harte Arbeit und den Kampf belohnt werden. Die Freunde war bereits groß, als man den Landesmeister des AFV Nord hinter sich gelassen hatte, und kannte keine Grenzen mehr, als der zweite Platz verkündet wurde. Alle Aktiven wussten, sie hatten als Team gekämpft und mit ihrer ersten Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft einen Traum wahr werden lassen. Der BFC Firestorm wurde Deutscher Vizemeister und qualifizierte sich gleichzeitig für die Europameisterschaft in Slowenien. Das Programm wurde komplett verändert, da aufgrund der ECA-Regeln fünf Flyer zu jung für das Seniorteam waren und somit ein kleiner »Neubeginn« auf dem Plan stand. Dennoch ist der Firestorm genauso glücklich dabei zu sein wie auf der »DM«, und somit ist alles möglich. Für die Zunkuft steht beim »Feuersturm« die Verpflichtung eines neuen Trainers auf dem Programm, denn Jeffrey Martino geht zurück in die Staaten, um erneut als Teamcaptain für Delaware zu starten und an die Erfolge des Jahres 2000 anzuknüpfen.

 

Pyros in der Krise?

Wer kennt sie nicht, die Cheerleader des frischgebackenen World-Bowl-Champions Rhein Fire, die Pyromaniacs. Seit Beginn waren und sind sie das Aushängeschild des Clubs aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Der Bekanntheitsgrad wuchs in jedem Jahr, und die Hauptverantwortung hierfür lag in der Führung und Organisation der »Mutter« der Pyromaniacs, B.J. Valentine. Als B.J. sich nun letztes Jahr entschloss, das Zepter abzugeben, hatte sie auch eine Lösung parat. Yvi, Pyromaniac der ersten Stunde, und Silke, Tanzpädagogin und selbst drei Jahre aktiv, sollten die Nachfolge antreten. Doch das war der Geschäftsleitung nicht attraktiv genug, da man »eine Studentin nicht werbewirksam verkaufen könnte«. So begab sich B.J. auf die Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin. Über ihren Kontakt zu den Cheerleadern der San Francisco Forty Niners hatte sie nach kurzer Zeit drei Kandidatinnen: Gloria, Amy und Kathalene. Die erste Wahl Gloria war zu teuer, Amy stand nur für einen beschränkten Zeitraum zur Verfügung, und so einigte man sich mit der dritten Kandidatin: Kathalene Taylor. Sie hatte zwar noch nie als Cheerleader-Direktorin gearbeitet, aber umso erstaunlicher und beeindruckender war ihre Klientenliste für Choreografien. Kathalene und Fire wurden sich schnell handelseinig, und so kam die smarte Amerikanerin wenige Tage vor dem Tryout im September 1999 nach Düsseldorf. In ihrem ersten Interview gab sie Töne von sich, die den Eindruck erweckten, als sei sie noch härter als B.J.; Disziplin und tänzerisches Vermögen sollten an erster Stelle stehen, gefolgt von Ausstrahlung und Aussehen. B.J. hatte Kathalene auch erklärt, dass sie die fünf Jahre Aufbauarbeit zum besten professionellen Cheerleaderteam weiterführen sollte. Sie sollte in erster Linie nun an den Feinheiten und der Technik arbeiten und ihre Choreografien einbringen. Sie wusste auch, dass B.J. in einer Saison über 30 neue Tänze, über 40 Eightcounts sowie jedesmal eine neue Pregame-Show sowie ein ganzes 20- bis 25-minütiges Showprogramm entwickelt hatte. Doch selbst eingefleischten Pyromaniacs-Fans mussten zugeben, dass in der abgelaufenen Saison so einiges anders lief. Das Repertoire ist auf unter zehn Tänze und etwa ebenso viele Eightcounts gefallen. Das Pregame-Programm, das Herzstück eines jeden Spieltages, bestand bei jedem Spiel aus einer eigens dafür geschaffenen Show mit vielen neuen Einlagen. Fachkundige Besucher haben bestätigt, dass dieses Jahr die Pregame überwiegend aus sich wiederholenden Elementen bestand - und zwar aus dem Tryout-Tanz. Während die Pyromaniacs im den letzten Jahren die anderen NFLE-Teams bei weitem überflügelten, haben die anderen Teams dieses Jahr nicht nur aufgeholt. So musste der Besucher des letzten Heimspieles von Rhein Fire erleben, wie die Admirals Cheerleader den Pyromaniacs so einiges vormachten. So war der Tenor einiger Ehemaliger auf der Tribüne: »So leid es uns tut, die haben die Pyros regelrecht in Grund und Boden getanzt.« Es stellt sich die Frage, wie dieser Leistungsabfall zu erklären ist. Während B.J. ihre Trainingszeit mit einem fünfwöchigen Trainingscamp (will heißen, jeden Abend Training) begann und sich spätestens nach dieser Zeit die Spreu vom Weizen trennte, wurde bei den Millenniums-Pyros darauf verzichtet. Auch ist die Trainingsdisziplin nach Aussagen aktiver Pyromaniacs längst nicht mehr so stark. Hinzu kommt, dass klare Regeln von früher, anfangs auch von Kathalene aufgestellt, nicht eingehalten werden müssen - ob nun Piercing oder Schmuck, Nagellack oder Kontakte zu Spielern. So kam es nach drei Jahren wieder vor, dass ein Squad-Mitglied das Team verlassen musste. Ein Fernsehjounalisten-Team recherchierte erst im Frühjahr über die Einnahme von Schlankmachern, nachdem sich ein Mädchen mit einem Hilferuf an sie gewandt hatte. Und selbst die Fan-Zeitschrift »Sideline« bemängelte die Auftritte der neuen Pyromaniacs. Vielleicht liegt es aber auch an der Umstellung von einer Trainerin zur anderen. Kathalene, die B.J. in den ersten Monaten wöchentlich angerufen hatte, um sich über dies und das zu informieren, hat zumindestens eine Truppe zusammengestellt, die den meisten Fans Spaß macht. Und die letzten, denen ein Vorwurf zu machen ist, sind die Pyromaniacs selber. Sie reißen sich so manches Bein für den Klub aus und stehen fast ständig zur Verfügung. Dennoch: Die Verantwortlichen sollten sich ernsthaft überlegen, wie die Pyromaniacs wieder ihrem alten Ruf als Vorzeige-Squad der NFL Europe gerecht werden könnten. Vielleicht braucht Kathalene aber auch nur Zeit, um sich an die geänderten Bedingungen in Europa zu gewöhnen, oder sie erinnert sich an ihre Worte, die sie in den ersten Wochen ihres Aufenthaltes in Deutschlands gemacht hat. Ansonsten wird sich der Satz bewahrheiten, den B.J. noch letzte Woche sagte: »Everything was changed instead of making it better and more professional. The days of the Pyromaniacs I created are over.«

 

Inhalt

Meisterschaften I

Die besten Cheerleader Europas trafen sich in Ljubljana zum Wettstreit

 

Meisterschaften II

Weltoffene NCA-Meisterschaft im Warner Bros. Movie Park

 

Deutschland I

Erfolgreiche Jugendarbeit in Hamburg

 

Rundblick

Cheeky Welps

Blue Fire

Silver Ladys

Red Diamonds

Guardian Angels

Silver Shadows

 

Deutschland II

Cheerleading in Schleswig-Holstein

 

Technik

Basket to Elevator

 

Deutschland III

Ein Camp der anderen Art

 

Deutschland IV

Die Cheerleader des amtierenden World Bowl Champions

 

Dies & Das

Gefangen im World Wide Web

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe