SPIRIT Nr. 18 (Januar/Februar 2000)

Top-Stories

ICF Camps in Berlin und Wien - Training für Trainer

Deutschland und Österreich können sich glücklich schätzen gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends die ersten Länder zu sein, in denen die ICF (International Cheerleader Foundation) jeweils ein Camp für Trainer und Juroren durchführen wird. Das Camp wird unter anderem von drei Trainern geleitet, die direkt aus Japan eingeflogen werden, und wird sich sicherlich als Magnet für Trainer und Juroren im Cheerleading herausstellen. Da es leider nicht möglich war, die Camps noch in anderen Ländern durchzuführen, sind natürlich Teilnehmer aus anderen Ländern herzlich willkommen.

 

Petra Gronau, die »Grand Dame« des NRW-Cheerleadings

Sie ist so etwas wie die große (174 cm), alte (36 Jahre) Dame des Cheerleadings in Deutschland, und zwar weniger auf Grund ihres Alters, sondern vielmehr, weil sie wie kaum eine andere diesen Sport geprägt und weiter entwickelt hat. Die Rede ist von Petra Gronau. Seit 16 Jahren ist sie aktiv dabei. 1984 kam sie über Eishockey zum Cheerleading. »Eigentlich kam ich aus Langeweile dazu. Was macht ein Eishockeyfan außerhalb der Saison? Er geht zum Football, und dort habe ich bei den Panthern dann auch Cheerleader gesehen. Bei diesem Spiel kam ein Aufruf, dass die Pantherettes noch Verstärkung suchen, und da habe ich sofort angerufen.« So wurde Petra Mitglied des wohl ersten bekannten Cheerleader-Squads in Deutschland, das als Höhepunkt 1988 im Berliner Olympiastadion der erste Deutsche Cheerleader-Meister wurde. Noch während ihrer Zeit bei den Panthern wurde sie 1991 die erste Cheerleader-Beauftragte beim AFVD. Ein Zeichen dafür, dass man endlich auch bei den Funktionären die Sportart ernster nahm. Dass dadurch der Stein ins Rollen gekommen ist, da ist sich Petra sicher. 1992 hörte sie mit dem aktiven Sport auf. Beruf und das vernünftige Vertreten der Interessen der deutschen Cheerleader waren nicht mehr in Einklang zu bringen mit dem aktiven Sport eines Squads der ersten Liga. Die Düsseldorferin ist bei einem großen schwedischen Autokonzern als kaufmännische Angestellte beschäftigt, und auch wenn der Chef nicht all zu froh über ihr Engagement ist: »Er drückt oft beide Augen zu«. Ganz konnte sie aber nicht vom Cheerleading lassen. Petra Gronau wurde Trainerin der Dortmund Silverettes. 1993 kam dann noch der Vorsitz des nordrhein-westfälischen Landesverband dazu. 1995 gab sie das Amt der Beauftragten im AFVD ab. In den fünf Jahren hatte sie viel erreicht. Cheerleading wurde als Sportart immer anerkannter. Und dazu hat Petra Gronau viel beigetragen, auch wenn ihrer Meinung nach die Stellung des Cheerleadings in der deutschen Sportlandschaft von den Medien leider immer noch zu sehr als schmückendes Beiwerk dargestellt wird. »Jemand, der mal eine Meisterschaft gesehen hat, wird natürlich eines Besseren belehrt. Momentan habe ich auch etwas Angst davor, dass der Ruf, den wir uns mühsam im kleinen Kreis aufgebaut haben, wieder zurückgehen wird. Viel zu viele Cheerleader 'sprießen überall aus dem Boden' beziehungsweise nennen sich Cheerleader, die nicht immer eine gute Werbung für unseren Sport sind.« Cheerleader, die keine Cheerleader sind, das ärgert sie besonders. Cheerleading - dazu gehört Disziplin, sicheres Auftreten und vieles mehr. Einige Vereine sollten sich lieber erst genau informieren, bevor sie ein Team gründen. Zwar breitet sich Cheerleading immer mehr aus, so dass es »mittlerweile auch für jeden Fußball-,Handball-,Basketball- und Eishockey-Verein ein Muss ist, Cheerleader zu haben. Nur muss der Bundesausschuss aufpassen, dass wir daduch nicht wieder zum Hupfdohlen-Image zurück- kommen. Jeder von uns weiß - ein kurzer Rock und ein Paar Poms machen noch lang keinen Cheerleader aus. Aber wissen dies auch die Verantwortlichen aller Vereine?« Auch in der Anbindung zum AFVD sieht Petra Knackpunkte. Sicherlich war es die günstigste Form, über den Dachverband des Footballs im DSB vertreten zu sein. Auf lange Sicht sollte doch eine eigene Mitgliedschaft das Ziel sein. »Fakt ist, dass unser Sport und Football organisatorisch und statutentechnisch nichts miteinander zu tun haben. Man sollte vorsichtig die positven und negativen Seiten der Mitgliedschaft beim AFVD abwägen.« Auf die Frage, wer sie am Meisten beinflusst hat, sagt sie: »Niemand. Man orientiert sich an den besseren Squads, aber ich hatte immer schon meine eigenen Ideen und Vorstellungen, die ich versucht habe, durchzusetzen.« 1997 wechselte sie als Trainerin zu den Silver Shadows. Das Cheerleading-Team des DEL-Schlusslichts Revierlöwen Oberhausen war schon eine reizvolle Aufgabe. Auch wenn sie dadurch ihre Arbeit umstellen musste. »Man kann nun einmal auf dem Eis keine Pyramiden und Stunts machen, also musste der Dance-Charakter hervorgehoben werden.« Es dauerte nicht lange, und die jungen Damen aus Oberhausen waren in ganz NRW bekannt. Und wie gut sie von Petra Gronau trainiert werden, zeigt die gerade gewonnene NRW-Meisterschaft im Bereich Dance-Teams. Heute ist sie mit den Silver Shadows und dem Vorsitz im Landesverband genug eingespant, doch hat Petra genaue Vorstellungen, wie es weitergehen soll und was getan werden muss: »mehr Mitarbeit aller Bundesländer, unter Berücksichtigung aller Cheerleader« Auch auf die Frage nach ihren persönlichen Wünschen für die Zukunft hat sie - wie immer - schnell eine Antwort parat: »Ich würde gerne Cheerleading zu meinem Beruf machen, Cheerleader ausbilden, Cheerleader-Shows für Events anbieten, aber ich habe noch niemanden gefunden, der mir das bezahlt.«

 

Arizona Cardinals Cheerleader

Ihr NFL-Team spielt in dieser Region erst seit 1988 und war davor 28 Jahre in St. Louis beheimatet. Doch mit dem Umzug der Cardinals nach Phoenix (Arizona) kamen auch die Cardinals Cheerleader in den Wüstenstaat. Man spielt im Sun Devil Stadium, und die letzte Namensänderung von Phoenix Cardinals in Arizona Cardinals war für die Cheerleader ein noch größerer Ansporn. Doch es gibt vieles, was dieses relativ junge Team von den bekannten Größen der National Football League unterscheidet. Die Cardinals Cheerleader bestehen nur aus 22 jungen Frauen, die in zwei Squads jeweils elf Tänzerinnen unterteilt sind. Nur zur Erinnerung, dies sind gerade einmal 44 Prozent der Raiderettes aus Oakland. Aber auch sonst unterscheiden sie sich von den anderen Teams. Irgendwie sind sie unscheinbarer. Ein Grund dafür ist mit Sicherheit die unglaubliche Enge des Spielfeldes im Sun Devil Stadium. Der Bereich außerhalb des Gridiron ist gerade mal drei bis vier Meter tief. Und es sind ja nicht nur die Cheerleader, die hier Platz suchen. Fotografen, Kameramänner, NFL-Offizielle und diverse Security-Leute versuchen, so gut wie möglich, den engen Raum zu teilen, beziehungsweise zu beherrschen. Und in dieser Enge treten dann die Cheerleader-Squads auf - flankiert auf jeder Seite von einem strengen Ordner, der die jungen Damen vor unbeabsichtigten Rempeleien schützt. Auch ist ein Durchlaufen duch die Squads strengstens untersagt. Wer sich nicht daran hält, fliegt raus. Das Repertoire ist dementsprechend auch nicht so groß wie bei den anderen Teams. Bestimmte Tänze brauchen Platz, und den haben die Mädels der Arizona Cardinals Cheerleader nun einmal nicht. Doch auch die anderen Rahmenbedingungen sind recht außergewöhnlich. Er gibt zum Beispiel kein heißeres Stadion in der NFL, soll heißen, die Durchschnittstemperatur geht selbst im Okober selten unter 30 Grad Celsius. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich junge Frauen lieber bei einem kalifornischen Team bewerben als bei den Cardinals. Auch wenn die Tryouts nicht so überlaufen sind wie anderswo, zwischen ein- und zweihundert Kandidatinnen sind es dennoch jedes Jahr. Das 1999 Squad umfasst Frauen im Alter von 19 bis 26 Jahren, ob Studentin oder Mutter von zwei Kindern - alles ist dabei. Auch die Teilnahme an Promos ist selbstverständlich Bestandteil der Arizona Cardinals Cheerleader wie auch die Auftritte bei den üblichen amerikanischen Charities und Junior-Cheerleader-Camps. Doch ist das Auftreten bei weitem nicht so professionell, wie man es erwarten sollte. Bei den Aufnahmen zu diesem Bericht, wurden die Cheerleader während des Spiels Arizona gegen San Francisco fotografiert. Und im Gegensatz zu - leider muss man das schon wieder sagen - zu den anderen Teams, war hier wohl eher die Devise ausgegeben: »Hilfe, ein Fotgraf, was mache ich nun?«. Während sonst in so ziemlich jedem Stadion die Cheerleader in entsprechende Pose gehen, schauen die Cardinals Cheerleader erst einmal weg! Erst auf mehrfaches Anfragen schauen sie dann gnädigerweise in die Kamera. Und ein Lächeln ist meist zum Glück dann auch noch drin. Es mag vielleicht hart klingen, aber die Cardinals Cheerleader sind in der NFL vom Standard so weit entfernt wie die Berlin Thunder Cheerleader in der NFLE von den Rhein Fire Pyromaniacs. Sie sind zwar nettt anzuschauen, aber irgendwie gehen sie in de Enge und der Masse der Menschen an der Sideline im Sun Devil Stadium unter. Eigentlich schade, dass ihr Potenzial nicht voll genutzt wird.

 

Interview mit Blümchen

Nach ihrer Rückkehr aus den USA stand Blümchen dem SPIRIT für ein paar Momente zur Verfügung und wollte es nicht versäumen, ein paar ihrer Erinnerungen aus der Begegnung mit den Gold Rush Girls ihren Fans mitzuteilen. SPIRIT: Hallo Jasmin! Könntest Du uns bitte erzählen, wie Du es geschafft hast, in San Francisco zu cheeren? Jasmin: Das Magazin »Fit for Fun« war der eigentliche Initiator. Ich war ja auch mal Cheerleader, und es war schon immer ein Traum von mir, bei so etwas dabei zu sein. SPIRIT: Was unterscheidet denn Deiner Meinung nach die Golden Rush Girls von deut- schen Squads? Jasmin: Die Gold Rush sind professionelle Darsteller, wohingegen zum Beispiel die Grey Angels das Cheerleading des Sports und des Spasses wegen machen. SPIRIT: Konntest Du mit einigen Cheerleadern freundschaftliche Bande knüpfen? Jasmin: Leider haben wir uns nur oberflächlich kennen gelernt. Man tauscht zwar Telefonnummern aus, aber ob sich daraus Freundschaften entwickeln, zeigt sich erst später. SPIRIT: Welches waren Deine größten Erlebnisse in den Vereinigten Staaten? Jasmin: Die Fahrt nach San Francisco und die Begeisterung der Menschen im Stadion zu spüren, war schon fantastisch. Es war ein einmaliges Erlebnis, zehntausende von Menschen beim Profi-Football und Cheerleading zu erleben und ganz nah am Geschehen zu sein. SPIRIT: Kannst Du uns sagen, ob Auftritte der Gold Rush Girls in Deutschland geplant sind? Jasmin: Ich glaube schon, dass Auftritte geplant sind, nachdem die Golden Rushs ja immer mehr an Popularität bei uns gewinnen.

 

Inhalt

Meisterschaften

Von Problemen in Bawü bis Rekorden in NRW

 

Rundblick

Silver Jewels

Salty Duchess

Little Witches

Canes

Lucky Stars

Junior Twisters

 

Deutschland I

DM-Veranstalter stellt sich vor

 

Deutschland II

ICF-Camps in Berlin und Wien

 

Technik

Der Shoulderstand

 

Porträt

Petra Gronau

 

Aus aller Welt

Die Cheerleader der Arizona Cardinals

 

On Tour/Interview

Auf den Spuren von »Blümchen« in Amerika

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe