SPIRIT Nr. 14 (Mai/Juni 1999)

Top-Stories

Viel Glanz und etwas Schatten

Pünktlich um 15 Uhr ging es los, und es erwartete alle ein Feuerwerk an Tänzen, Pyramiden, Cheers, Chants und vor allem an »Spirit«. Doch trotz aller glanzvollen Darbietungen wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Die Halle war die gleiche wie im Vorjahr, der Veranstalter war derselbe, und doch war es diesmal anders. Schon bei der Präsentation der Cheerleader-Squads merkte man, daß nicht so viel Stimmung aufkommen wollte wie im letzen Jahr. Selbst der Moderator machte den Eindruck, als wenn er nicht den rechten Spaß an der Sache hatte. Es waren deutlich weniger Zuschauer gekommen als erwartet. Vielleicht sollten sich die Veranstalter der Hanseatischen Sportmarketing GmbH überlegen, wie man die gesamte Veranstaltung etwas besser bewerben könnte. Nur Plakate in Bremen und ein bißchen Werbung reichen halt nicht aus, um die Massen zu mobilisieren. Auch fehlte dem Drumherum irgendwie der »gewisse Pep«. So war zum Beispiel die Ausgestaltung der Halle nicht gerade eine Meisterleistung. Aber aus Fehlern kann man ja lernen. Honeybees verteidigen Titel souverän Die Honeybees aus Wolfsburg waren, wie schon im Vorjahr, das Favoritenteam und wurden ihrer Rolle vollauf gerecht. Die alten und neuen Deutschen Meister brachten wie gewohnt das zahlenmäßig größte Team auf die Matte. Ihr Programm war randvoll mit Tänzen, Pyramiden und Tumblings. Dachte man, eine Pyramide schon zu kennen, so war sie hier noch ein Stück höher und noch ein Stück schwieriger. Sehr angenehm war es, daß man aus den Fehlern des letzten Jahres gelernt hatte und sich für Cheer und Chant mehr Zeit gelassen hat. So war nach ihrer Darbietung wohl auch dem letzten klar, daß der Deutsche Meister 1999 nur Honeybees heißen konnte. Den Vizemeister-Titel konnten sich die Grey Angels aus Hamburg sichern. Mit einem insgesamt sehr runden Programm und schön anzuschauenden Tänzen überzeugten sie sowohl Publikum als auch die Jury. Sie gönnten sich wenig Pausen und doch wirkte ihre Darbietung nicht hektisch oder überladen. Eine große Überraschung brachte Berlin mit den Silver Streaks hervor. Zum ersten Mal bei der Deutschen Meisterschaft - und gleich landeten sie auf dem dritten Platz. Sicherlich ist dieses Phänomen auch dadurch zu erklären, daß das Squad aus vielen »alten Hasen« zusammensetzt. Dennoch ist ihre Leistung nicht zu schmälern. Sichere und schnelle Motions, gut umgesetzte Musik und Stunts, die kaum wackelten, waren für die Silver Streaks der Weg zum Erfolg. Auch hier lernte man aus Fehlern und nahm im Vergleich zur Landesmeisterschaft deutlich das Tempo aus dem Programm. Sehr schön war es, daß sie dem Publikum zeigten, daß man auf deutscher Ebene auch oben mitmischen kann, wenn man »nur« zehn Mädchen auf die Matte bringt. Es müssen also nicht immer die Massen wie in Wolfsburg sein. Auch die Canes Cheerleader sind weiter auf dem Weg nach vorn. Sie zeigten Stunts in hoher Schwierigkeit, konnten dieses Leistungsniveau jedoch leider nicht ganz halten. Dazu war man doch noch zu unsicher und ein Drop führte sicherlich dazu, daß man an die Silver Streaks nicht ganz herankam und sich mit dem vierten Platz begnügen mußte. Great Orange Fire, die Mädchen aus Stuttgart, knüpften an ihre Leistungen vom Vorjahr an. Sie zeigten ein sehr solides Programm, das sicher dargeboten wurde. Leider vermißte man den Kick, der das Ganze noch etwas interessanter gemacht hätte. Trozdem landeten sie verdient auf dem fünften Platz...

 

Uwe Talke, Generalsekretär ECA -
Wir müssen noch professioneller werden

Uwe Talke, 40 Jahre ,von Beruf Stellvertretender Leiter und Justiziar des Bürger- und Ordnungsamtes Neuss, ist so etwas wie die graue Eminenz im Hintergrund. Nachdem er von 1994 bis 1996 Präsident der Düsseldorf Panther war, ist er seit 1997 Vizepräsident beim American Football Verband Deutschland (AFVD) und seit diesem Jahr Mitglied des Board of Directors beim europäischen Football Verband EFAF und Generalsekretär des europäischen Cheerleaderverbandes ECA. Der »Richelieu« im europäischen American Sports stand dem SPIRIT Rede und Antwort. SPIRIT: Immer nur der zweite Mann, das sieht ganz nach Methode aus, nach welcher? Uwe Talke: An der zweiten Position kann man mehr bewegen als an Position eins. Das Präsidentenamt ist wesentlich politischer ausgerichtet und das wäre dann einfach zuviel. SPIRIT: Generalsekretär in ECA. Welche Aufgabe haben Sie? Uwe Talke: Den Bereich des europäischen Cheerleadings rechtlich und organisatorisch zu festigen. Vernünftige Statuten und Satzungen mit zu erstellen. Ich helfe dabei, die finanzielle Arbeitsfähigkeit des Verbandes sicherzustellen, zum Beispiel durch Ausrichtung europäischer Wettkämpfe, durch professionelle Vermarktung. Wir sind zur Zeit dabei, die Verträge für die Europameisterschaften 1999 und 2000 auszuarbeiten. Wir werden hier mit der HSM (Hanseatische Sportmarketing GmbH) auszuarbeiten. SPIRIT: Was können und wollen Sie bewegen? Uwe Talke: Ich will keine sportlichen Belange regeln. Da gibt es andere, die die entsprechende Fachkompetenz im deutschen und europäischen Cheerleading haben. Aber Organisation, Management, Marketing, Zusammenarbeit mit professionellen Organisationen wie HSM, das sind meine Gebiete. Wir müssen professionelle Arbeit abliefern, um weiter zu kommen. Diese sehr junge Sportart hat ebenso junge Repräsentanten. Wir etwas Ältere, ein gutes Beispiel ist Hans-Erwin Zink in Solingen, haben aber die entsprechenden Kontakte, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. SPIRIT: Und wiederum die Stellung des Cheerleadings in Deutschland? Uwe Talke: Für mich sind wir nach wie vor eine Randsportart, die sich in einer Boom-Phase befindet. Dies wird deutlich dadurch, daß immer mehr Non-Football-Sportarten auf Cheerleading zurückgreifen, insbesondere Fußball, immer noch Sportart Nr. 1 in Deutschland. Man schaue sich nur den 1. FC Köln, Fortuna Köln, MSV Duisburg, Schalke 04 oder den 1. FC Kaiserslautern an. Oder das zum Beispiel die Wolfsburg Honeybees bei allen Events von Ferrari dabei sind. Viel Menschen verbinden Cheerleading mit Tanz am Spielfeldrand, es ist jedoch viel mehr. Die Auftritte, insbesondere die Meisterschaftsteilnahmen und die TV-Präsenz, sprechen eine deutliche Sprache. Cheerleading ist ein Hochleistungssport. SPIRIT: Wie ist die Stellung des deutschen Cheerleading in Europa? Uwe Talke: Herausragend. Im Mixed, Dance und Jugendbereich haben wir die leistungsstärksten Teams. Und diese Stellung begründet dann auch, daß wir für Deutschland die Europameisterschaft für zwei Jahre nach Berlin holen konnten. Teams wie Wolfsburg, Oberelchingen (EM Champion im Mixed) und Blue Angels zählen nunmehr seit Jahren zu den europäischen Topteams. SPIRIT: Wie sieht es mit der Aufnahme in den DSB als eigenständige Sportart aus? Uwe Talke: Das Problem für eine eigenständige Sportart ist, daß man Mindestkriterien erfüllen muß, dazu gehört eine fünfstellige Mitgliederzahl in Deutschland, die haben wir noch nicht. Dagegen sind Verbandsstrukturen, Organisation und Satzungen im AFVD vorhanden. Die Sportart Cheerleading müßte dies alles noch aufbauen. Dazu sind erhebliche Geldmittel notwendig um eine Geschäftsstelle zu unterhalten. Dies zum Beispiel ist einer der Gründe, warum Mag. Dr. Karlheinz Demel den bereits vorgelegten Antrag auf Anerkennung in Österreich zurückgenommen hat. Zur Zeit ist es für die Cheerleader günstiger, in Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Football zu bleiben, weil die Mitgliederzahl der Cheerleader bei der Gesamtzahl im Verband einen erheblichen Prozentsatz erreicht hat. SPIRIT: Was halten Sie vom Profi-Cheerleading der NFL Europe? Uwe Talke: Die Pyromaniacs haben eine hervorragende tänzerische Darbietung gegeben. Mit einem College-Stil ala Wolfsburg, Hamburg oder Leverkusen kann man dies überhaupt nicht vergleichen SPIRIT: Abschlußfrage. Ihre Meinung zu den »erotischen Kalendern« der Cheerleader von Frankfurt Galaxy und Rhein Fire? Uwe Talke: Sehr hübsche Damen, guter Werbeeffekt, allerdings stellt sich die Frage, ob damit der Anerkennung von Cheerleading als Sport gedient ist. SPIRIT: Herr Talke, wir danken Ihnen für das Gespräch

 

Raiderettes - Cheerleader der Oakland Raiders

Einige NFL-Teams haben keine Cheerleader, andere sind ohne ihre Cheerleader undenkbar - Cowboys, 49ers und Raiders. Gerade bei den Oakland Raiders gehören die Raiderettes zum Team wie das Lederei zum Football. Der Zulauf zu den »Football's Fabulous Females«, wie sie von der Raiders-Organisation auch genannt werden, war gerade in Los Angeles fast schon spektakulär. Dort waren die Raiderettes die Konkurrenz zu den Rams Cheerleadern. Es war so etwas wie eine Ideolgie, zu welchen Team man gehen wollte, wenn auch die Raiderettes den größeren Zulauf hatten. Schon Mitte der 80er Jahre meldeten sich mehrere tausend Bewerberinnen zu den Tryouts. Und auch die Aktiven mußten hier durch. Aufgrund der hohen Bewerberinnenzahl dauerte es fast zwei Wochen, bis das endgültige Team endlich zusammengestellt war. Und selbst 1995, im ersten Jahr nach der Rückkehr nach Oakland, wurden die Cheerleader zu jedem Spiel eigens aus L.A. eingeflogen. Diesen Aufwand spart man sich seit 1996. Heute kann jeder zu einem Raiderettes-Tryout. Die Bewerberin geht einfach hin. Und auch die Aufnahmebedingungen sind anders als bei den übrigen Teams. Während dort Cheerleading und Tanzerfahrung erforderlich sind, ist das für eine Raiderette zwar von Vorteil, muß aber nicht sein. Der erste Teil des diesjährigen Tryouts fand im Ballroom des Oakland Airport Hilton statt. An diesem Tag wurde eigentlich nur die Auswahl der Frauen, die optisch gut ins Team passen würden, getroffen. Dies zeigt auch schon der Presseaufruf zum Tryout. »Tanz- und Cheerleading-Erfahrung sind nicht erforderlich, ein Expertenteam des Raiderettes-Staffs bringt ihnen beides bei. Tanzschuhe benötigt man nicht, da das Tanz-Tryout für die Finalistinnen später stattfindet. Die Kandidatinnen sollten etwas 'Kurzes' tragen, so wie Sundress, Mini-Skirt, Mini-Dress, Shorts etc.« Das soll aber nicht heißen, daß die Raiderettes kein tolles Tanzteam seien - ganz im Gegenteil. Irgendwie schafft die Choreografin und Trainerin Ramona Braganza es, jedes Jahr ein bewundernswertes Team hervorzuzaubern. 42 junge Damen (Stichtag: am 1.August 1999 muß man 18 Jahre alt sein) bewegen sich ziemlich gekonnt durch das Alameda County Coliseum. Kein NFL-Team leistet sich so viele Cheerleader. Auch dürfen die Raiderettes als einziges Team Schmuck tragen. Jedes Squad-Mitglied trägt einen silbernen, amulettartigen Anhänger mit dem Raiders-Symbol um den Hals. Sie sind auch die bekanntesten Werbeträger der Raiders. Ihre Kalender waren die ersten, die auch Swimsuit-Fotos enthielten. Mittlerweile machen das alle anderen Teams nach. Das Format ist mit fast DIN A 2 doppelt so groß wie das der Konkurrenz, und die Kalender gehen weg wie »warme Semmeln«. Auch gibt es Workout-Videos. Und es vergeht kaum ein Tag in der Bay Area, an dem man nicht irgendeinen Showauftritt unter Mitwirkung der Raiderettes sehen kann. Und nicht nur die Fans der Oakland Raiders stehen hinter ihren Cheerleadern. Auch Raiders-Eigner Al Davis ist ständig auf der Suche nach neuen Cheerleadern. Auf die Frage einer Jounalistin im NFL-Europe-Trainingscamp in Orlando beantwortete er diese und fügte sofort hinzu, daß die Fragestellerin sehr gut aussehe, und ob sie nicht bei dem Raiderettes-Tryout mitmachen möchte.

 

Inhalt

Meisterschaften I

Vorschau auf die NCA-Meisterschaften in Bottrop

 

Meisterschaften II

Rückblick auf die Deutschen Meisterschaften der Damen, im Mixed und den Jugend-Konkurrenzen

 

Interview

Uwe Talke, Generalsekretär ECA

 

Rundblick

Silver Streaks

Magic Diamonds

Goldflash

Tiger Cheerleader

Red Flames

Funky Mermaids

 

Porträt

Stefanie Buck - Aus dem Leben eines Blue Angels

 

Dies & Das

Wir basteln uns eine Flagge selbst

 

Aus aller Welt

Die Schönheiten der Raiderettes

 

Porträt II

Amber Wisneski - Coach der Thunder Cheerleader

 

Regelwerk

Teil 3

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten SPIRIT-Ausgabe