HUDDLE Nr. 42 vom 17.10.2002

Maßarbeit

Hamburg Blue Devils verteidigen die Meisterschaft durch ein 16:13 gegen die favorisierten Lions vor über 21.000 Fans in Braunschweig

Der alte Meister ist auch der neue: Die Hamburg Blue Devils holten am Samstag in Braunschweig ihre dritte Deutsche Meisterschaft nach 1996 und 2001 durch ein 16:13 über die Braunschweig Lions, die zuvor in den Punktspielen eine Perfect Season abgeliefert hatten, dabei unter anderem auch den Finalgegner zweimal bezwungen hatten und so vor dem Finale als klarer Favorit gegolten hatten. Doch an jenem kühlen Herbstabend waren im ausverkauften Braunschweiger Stadion die Hamburger cooler, souveräner, abgeklärter. Basierend auf einer erneut eindrucksvollen Vorstellung von Estrus Crayton, der sich in seinem achten German Bowl in Folge wirkungsvoller denn je zuvor entfalten konnte und als Most Valuable Player außerhalb jeder Diskussion stand, sowie einer vor allem an der Linie stahlharten Verteidigungsreihe bestimmten die Hamburger nahezu ohne Unterbrechung das Spiel und stürmten am Ende triumphierend vom Platz.

 

Stimmen zum German Bowl

Jan Seiff, Quarterback Blue Devils:

Die Braunschweiger waren ja klarer Favorit. Babak Movassaghi, der heute sein letztes Spiel gemacht hat, hat eine bewegende Rede vor seinem Abschiedsspiel in der Mannschaftskabine gehalten und an unseren Teamgeist appelliert. Wir sollen rausgehen und uns als Team verhalten und alles geben. So wünschte er sich sein letztes Spiel.

 

Ulf Behre, Wide Receiver Lions:

Wir haben die Chancen in der Hamburger Red Zone nicht genutzt und waren dort zu ineffizient.

 

Robert Huber, AFVD-Präsident:

21.000 Zuschauer sind ein großer Erfolg. Wer das Stadion kennt, weiß, dass es ausverkauft war und nicht mehr Zuschauer reinpassen. Es herrschte eine gute Atmosphäre. So ein spannendes Spiel wurde nicht erwartet. Der Verband ist sehr zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich der Pechbringer für die Braunschweig Lions bin. Beim Eurobowl-Finale war ich in ähnlicher Funktion hier, und auch dieses Finale wurde verloren.

 

Jens Wolter, Sprecher Feldschlösschen Brauerei:

Ich sehe das Finale mit einem lachenden und weinenden Auge. Als Ausrichter kann man nicht mehr erwarten. Hamburg hat verdient gewonnen. Als Hauptsponsor der Lions feiern wir nun die Vize-Meisterschaft. Kopf Hoch, Lions! Ich hoffe jedenfalls, dass Coach Tomlin den Braunschweigern erhalten bleibt.

 

Andreas Conrad, Service Team:

Die Hamburger hatten sich sicher extra gut auf die Lions eingestellt. Es war eine Riesen-Veranstaltung. Alle haben friedlich miteinander gefeiert. Natürlich ist es eine große Enttäuschung, wenn man die ganze Saison dominiert hat und dann den German Bowl verliert.

 

Troy Tomlin, Head Coach Lions:

Tolles Spiel der Devils. Unsere Defense war heute leider nicht so toll. Wir haben die Chancen in der Red Zone der Hamburger nicht genutzt.

 

John Rosenberg, Head Coach Blue Devils:

Die beiden Teams sind näher aneinander dran, als wir während der Saison dachten. Braunschweig hat heute total 251 Yards erspielt und Hamburg 253. Sie sind gleichwertig. Aber heute war unser Tag. In der ersten Hälfte war unsere Offense gut, in der zweiten Hälfte die Defense. Die Defense hat für uns letztendlich auch das Spiel gewonnen. Wir hatten nur zu viele Strafen. Unsere Spieler sind wirklich erwachsen geworden. Sie können sich inzwischen über ein ganzes Spiel auf ihre Aufgaben konzentrieren und hundertprozentige Leistungen in jedem Drive zu geben. Ein Garant des Sieges war unsere Disziplin, und wir haben nicht heißblütig agiert.

 

Estrus Crayton, Running Back Blue Devils und MVP:

Wir hatten eine schwierige Saison. Braunschweig hat ein gutes Team. Der HUDDLE hatte Braunschweig in seiner Computer-Prognose mit 15 Punkten Vorsprung gesehen im Endergebnis. Ein paar Punkte, okay., aber doch nicht 15. Da habe ich mich total drüber geärgert. Jeder Tag, an dem du gewinnst, ist schön. Keiner hat uns eine Chance gegeben. Ich gebe meinen MVP-Pokal weiter an meine O-Line. Diese Jungs sind klasse.

 

Elzie Anderson, Defensive Line Lions:

Letztes Jahr auf der Pressekonferenz beim German Bowl haben wir gesagt, wir sehen uns nächstes Jahr alle wieder. Wir hatten schon ein Finale dieses Jahr verloren beim Eurobowl. Hamburg kam völlig unbelastet nach Braunschweig. Sie haben eine One-Man-Offense und eine gute Defense. Ich ziehe meinen Hut vor John.

 

Tuli Manteialona, Linebacker Lions:

Wir haben während dieser Saison nur einmal verloren. Aber Hamburg war heute die beste Mannschaft und hat die beste Defense gehabt.

 

John van Look, Linebacker Blue Devils:

Bin glücklich. Wir waren das ganze Jahr nicht gut. Das Spiel war sehr eng. Am Ende konnte unsere Defense die Lions ausschalten. Wir konnten mit den Superstars mithalten.

 

Bastian Kypke, Defensive Back Lions

Man hat gemerkt, dass wir verklemmt und mit angezogener Handbremse gespielt haben. Wer sich in so einer klaren Favoritenstellung befindet, konnte sich nur selbst schlagen - und das haben wir heute hervorragend hinbekommen. Wir sehen uns selbstverständlich im nächsten Jahr wieder.

 

Fire zieht nach Schalke

Offizielle Bekanntgabe durch das Fire-Büro erfolgt

»Die Verträge sind gemacht«, lautete verheißungsvoll die Botschaft, die Rhein Fire am frühen Freitagabend verbreitete. »Und es wurde viel gelacht«, heißt die auf denselben Auftakt folgende Zeile in Marius Müller-Westernhagens »Freiheit«-Song. Doch das Lachen und der Jubel hielten sich im Rheinland in Grenzen. Da es seit dem World Bowl X in Düsseldorf geschlagene 16 Wochen gedauert hat, bis nun endlich offiziell feststeht, dass Rhein Fire in den beiden kommenden Jahren in der Arena »AufSchalke« spielen wird, sind die Football und speziell Fire-Fans inzwischen nur noch genervt.

 

Von wegen No Fun League

Punkteflut kennzeichnet die ersten Wochen dieser Saison

Es ist noch gar nicht so lange her, da mäkelten Kritiker, das Kürzel »NFL« stünde für »No Fun League«. Weil alles viel zu berechenbar sei, zu wenig Punkte fallen, mache die NFL keinen richtigen Spaß mehr, hieß es. In diesem Jahr kann man sich derlei Stichelein zumindest bis jetzt sparen. Es fallen mehr Punkte, und es gibt mehr knappe Spiele, und das hebt den Unterhaltungswert.

 

Sunday-Night-Thriller in Denver

Broncos besiegen sich selber

Schon vor der Partie zwischen den Denver Broncos und den Miami Dolphins war abzusehen, dass dies ein sehr knappes Spiel werden würde. Beide Teams hatten vor dem Spiel eine 4-1-Bilanz, zeichneten sich im bisherigen Saisonverlauf durch eine knallharte Laufverteidigung aus, und die Pass-Statistiken der beiden Stammspielmacher, Brian Griese und Jay Fiedler, waren nahezu identisch. Dass am Ende das an diesem Tage schwächere Team mit einem 24:22-Sieg nach Hause fahren durfte, hatten die Dolphins der mangelden Chancenauswertung auf Seiten der Broncos zu verdanken.

 

Es lebe Nummer drei!

Rams auf dem Weg zur Genesung

Die bisher einzige Perfect Season in der NFL, aufgestellt durch die Miami Dolphins im Jahre 1972, wird auch heuer nicht in Gefahr kommen. Als letztes ungeschlagenes Team mussten nun die Oakland Raiders dran glauben, und das ausgerechnet bei den bisher sieglosen St. Louis Rams, die nicht wiederzuerkennen waren und, wie später ihr verletzter Superstar QB Kurt Warner resümierte, »spielten, wie halt nur die Rams spielen können«.

 

»Cool Brees«

Chargers siegen in letzter Sekunde

Nach der 9:26-Niederlage gegen die Denver Broncos behauptete Head Coach Marty Schottenheimer, dass seine San Diego Chargers noch lernen müssten, wie man Spiele gewinnt. Damit spielte er wohl kaum auf die bisherige (durchaus erfreuliche) Siegausbeute der Chargers an, sondern auf die mangelnde Fähigkeit, Rückstande aufzuholen. Dass die Chargers dazu jedoch in der Lage sind, bewiesen sie eindrucksvoll bei ihrem 35:34-Sieg über die Kansas City Chiefs.

 

Favre gibt Lehrstunde

Packers im Stile eines Champions

Mit der dritten Niederlage in Folge sind die New England Patriots endgültig auf dem Boden der Tatsachen. Im heimischen Gillette-Stadion gab es für den amtierenden Champion eine 10:28-Packung gegen die Green Bay Packers, bei denen QB Brett Favre den 300. Touchdown-Pass seiner NFL-Karriere feierte.

 

Es ist wie verhext

Erfolgloser Field-Goal-Versuch rettet Miami gegen Florida State

Der »Overkill Saturday«, wie der letzte Spieltag wegen seiner Fülle an Top-Spielen von einem Journalisten genannt wurde, hatte es wie erwartet in sich: Er brachte packende Spiele, entlarvte einen Möchtegern-Titelanwärter und ordnete in einer der beiden stärksten Conferences die Kräfteverhältnisse neu. Das Highlight setzte dabei das Duell des amtierenden Champions Miami mit seinem Erzrivalen Florida State. In einem Spiel, das an Dramatik und Tragik alles bot, was man sich als Fan wünschen kann, behielt der Meister mit 28:27 knapp die Oberhand. Miamis Erfolg war einerseits schmeichelhaft bis glücklich, andererseits zeigte das Spiel auch, was die Mannschaft so stark macht: Wenn es in einigen Mannschaftsteilen mal nicht läuft, dann reicht das große Potenzial in den übrigen Bereichen aus, um das auszugleichen. Und Florida State verlor auch, weil dem Team im vierten Viertel mal wieder die Luft ausging.

 

Späte Touchdowns entscheiden Pannen-Festival

Oklahoma für Texas eine Nummer zu groß

Oklahoma nahm mit dem 35:24-Sieg gegen Texas die wahrscheinlich schwerste Hürde vor einem möglichen Auftritt im Big Twelve Championship Game. Ohne eine Vielzahl von Fehlern der Sooners wäre der Sieg vermutlich klarer ausgefallen. Der Spielverlauf in Dallas legt den Verdacht nahe, dass Texas mit der Rolle als Titelanwärter überschätzt wurde.

 

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