HUDDLE Nr. 35 vom 02.09.1993

Spiel- und kampfstarke Schweden

Hamburgs Receiver-Schar im Kampf der Lüfte am Ende die Sieger

Bei milden Temperaturen und vor erneut über 7.000 Karneval feiernden Zuschauern verlängerten die Hamburger ihre Siegesserie gegen europäische Gegner und sind nunmehr seit zehn Spielen und knapp 12 Monaten ungeschlagen. Der Vizemeister aus Sverige erwies sich aber als gleichwertiger Gegner und wartete zudem mit einer Reihe von Überraschungen auf.

 

Toreschluß

Oilers-Eigentümer setzt Head Coach Jack Pardee unter Druck

Einer der am meisten beachteten personellen Wechsel fand in Houston statt. Die Entlassung von Defensive Coordinator Jim Eddy hätte aber wohl kaum solche Beachtung gefunden, wenn da nicht Buddy Ryan gewesen wäre. Der ehemalige Head Coach der Philadelphia Eagles kehrt nach zwei Jahren Abstinenz an die Seitenlinien der NFL zurück. Bud Adams, Eigentümer der Oilers, hatte von Pardee dessen Verpflichtung nach dem Playoff-Debakel gegen die Buffalo Bills gefordert.

 

Der nächste Schritt

Hohe Erwartungen der Fans

Eine kaum für möglich gehaltene Saison haben die Pittsburgh Steelers 1992 hinter sich gebracht. Der neue Head Coach Bill Cowher und seine Truppe führten ein durchschnittliches Team zum Divisionssieg, dem ersten seit 1984, und in die Playoffs, wo man allerdings sang- und klanglos unterging. Dennoch wurde Cow-her als Coach des Jahres ausgezeichnet. Doch jetzt muß er beweisen, daß dies nicht ein einmaliger »Ausrutscher« gewesen ist.

 

Keine Panik«

Head Coach wil sich beim Neuaufbau Zeit lassen

»Wir haben uns in den letzten zwei Jahren verbessert, weil unser Training und unsere Philosophie konstant geblieben ist«, gab Head Coach Bill Belichick zum besten. Er wollte damit der zunehmenden Kritik der Fans entgegentreten, denen der Neuaufbau der Browns natürlich viel zu langsam vorankommt. Er ist sich dabei der Unterstützung von Eigentümer Art Modell sicher, der die Folgen der Entlassung von Marty Schottenheimer noch nicht vergessen hat.

 

Die Überflieger?

David Shula setzt Playoffs als Ziel

»Alles andere als unsere Qualifikation für die Playoffs wäre eine Enttäuschung.« Kein geringerer als Bengals-Head Coach David Shula stellte diese Behauptung auf. Dann soll er sich schon einmal überlegen, wie er am Jahrensende 1993 mit der Enttäuschung fertig werden wird. Man mag Shula zugute halten, daß er dies eher als PR-Gag oder besondere Motivation für seine Mannschaft genutzt hat. Dieses Ziel ist 1993 wohl nicht erreichbar.

 

Florida State Seminoles:

Mein Volk ist zerstreut und verschwunden;
wenn ich rufe, höre ich meine Stimme in der Tiefe des Waldes,
aber keine Stimme antwortet mir - um mich herum herrscht Stille

Leicht fällt es nicht, sich diesem Thema zu nähern. Viele Klippen liegen vor einer klaren Aussage. Wie das College zu seinem Namen kam, ist eher einfach, schwieriger, den Namen zu erklären, noch schwieriger, emotional nicht auszubrechen. Denn hinter diesem Namen stehen Tragödien, Wanderungen, Deportation, gewaltsame Auflösung und Zerstörung - nicht nur fesche Kriegstänze, Patchwork-Baumwollröcke oder das Ballspiel der Seminolen. Und hinter dem Namen Seminoles stehen verschiedene Stämme der Creek, einer wiederum aus verschiedensten Stämmen um die Muskogee-Sprache gebildeten Konföderation, der beispielsweise die Hitchiti angehörten. Doch wollen wir uns zunächst mit dem College beschäftigen, das 1857 als reines Frauen-College gegründet wurde und diesen Status bis nahezu Mitte unseres Jahrhunderts beibehielt. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges setzten allerdings die Verhältnisse diesem Umstand ein Ende. Millionen von Kriegsveteranen kehrten in ihre Heimat zurück, das staatliche Ausbildungssystem wurde von einer Vielzahl von Bewerbungen für Plätze auf den Universitäten überschwemmt. Zuviel für die begrenzten Möglichkeiten, die sich beispielsweise in Florida boten. 1946 wurden 2.200 Bewerbungen mehr eingereicht, als Ausbildungsplätze zur Verfügung standen. In dieser Situation eines »Ausbildungsnotstandes« entschloß sich das College, sein Haus auch für die rückkehrenden Veteranen zu öffnen. Untergebracht wurden die neuen Studenten auf einer nun ausgedienten Air Force-Trainings-Base, die später bekannt wurde als Tallahassee-Filiale der University of Florida. Im Frühjahr 1947 wurden das College offiziell durch die Gesetzgeber zur Florida State University umbenannt und die »Coeducation« festgeschrieben. Gleich nach dieser Aktion begannen die Studenten, unterstützt von der umgebenden Gemeinde, ein Footballteam aufzubauen. Bereits im Jahr darauf begann für das Team der Spielbetrieb. Zwischen dem ersten und zweiten Spiel dieser ersten Saison wurde von der Studentenschaft zu einem »Namensgebungs-Wettbewerb« aufgerufen. Die vielen Vorschläge mündeten in sechs Namen mit Chancen auf den Gewinn: »Golden Falcons«, »Crackers«, »Senators«, »Statesmen«, »Indians« und »Seminoles«. Letztlich gewannen die »Seminoles« mit 110 Stimmen Vorsprung über die »Statesmen« in einer abschließenden Stichwahl. Die Florida State University war die erste im Land, die den Namen Seminoles wählte, und ausgewählt wurde der Name, wie es später hieß, um die Seminolen Floridas, ihre außergewöhnliche Tracht und ihre aufregenden Kriegstänze zu repräsentieren. Das ist die eine Seite. Die andere führt uns in die Geschichte der Indianer dieses Territoriums, die uns allerdings nicht vollständig überliefert ist, da auch durch die mündliche Weitergabe nur bestimmte Zeiten wiedergegeben werden. Zudem sind viele Erzählketten durch die vielen »Katastrophen« unterbrochen worden, und auch die Archäologen können nur begrenzte Aussagen geben. Es steht allerdings soweit fest, daß die ursprünglichen Bewohner Floridas nicht mehr in ihrer damaligen Lebensweise existent sind - auch nicht in »Überbleibseln«. Selbst die Seminolen, ein recht seltsames Produkt der geschichtlichen Begebenheiten, sind heute weitestgehend angepaßt. Doch, um dies vorab klarzustellen, die Diskussionen Washingtons über den Namen »Redskins«, der dort zu einigen Aufregungen geführt hat, wurden in Tallahassee nicht geführt. Der Name »Seminoles« steht hier für Ehrung, Anerkennung und gleichermaßen auch ständige Präsenz. Eigentlich auch recht gut nachzuvollziehen. Während Redskin mehr oder weniger lediglich von den »Weißen« als Schimpfwort benutzt wurde, zum Beispiel wie »Nur tote Rothäute sind gute Rothäute«, und keinen direkten Bezug zu einem Stamm oder Indianervolk hatte und hat, ist der Name »Seminoles« der Name eines Volkes. Im Südwesten der USA gab es vor Jahrhunderten Indianervölker, von denen nicht viel Informationen erhalten geblieben sind. Mit Kontakt zu den ersten »Eindringlingen« kam es zu radikalen und katastrophalen Umwälzungen. Schon in der Frühzeit des Kontaktes erlebten die Indianen eine drastische Bevölkerungsabnahme. Mitunter wurde über die Hälfte der Einwohner einer Gemeinschaft durch Krankheiten, wie Pocken beispielsweise, die die Europäer mitbrachten, innerhalb weniger Wochen hingerafft - mit seelischen und sozialen Auswirkungen, die sich sicherlich keiner so leicht vorstellen kann. Später, als eine gewisse »Immunisierung« vorhanden war, richteten die Folgen des europäisch

 

Terry Allen: In meiner Kindheit habe ich Football nicht besonders gemocht

Bekenntnisse eines der erfolgreichsten Running Backs
in der Geschichte der Minnesota Vikings

Einer der Leistungsträger der Vikings stand während der gesamten American Bowl-Woche in Berlin fast unbehelligt am Spielfeldrand, während seine Mitspieler tagtäglich auf dem Maifeld schwitzen mußten. Dabei verdient Vikings-RB Terry Allen, der wegen einer Knieverletzung in Berlin nicht zum Einsatz kam, die größte Beachtung. 1990 war er von den Vikings in der neunten Runde der Draft gewählt worden - zwei Jahre später konnte er sich bereits in den ewigen Bestenlisten der Vikings verewigen. Mit 1.201 erlaufenen Yards stellte er in der vergangenen Saison einen Rekord von Chuck Foreman ein, der 16 Jahre lang Bestand hatte. Allen ist erst der dritte Spieler in der Geschichte des Klubs gewesen, dem es gelang, die 1.000 Yard-Marke zu überschreiten. Außerdem avancierte er zusammen mit Vikings-RB Roger Craig in der vergangenen Saison mit mehr als 1.600 erlaufenen Yards zum erfolgreichsten Running Back-Gespann in der Vereinsgeschichte der Vikings. Nur eine Knieverletzung scheint Allen jetzt noch daran hindern zu können, die Vikings und sich ganz nach oben zu laufen. Auf seinen Wunsch hin kommt im folgenden Interview, das er mit dem HUDDLE geführt hat, keine Frage zur Schwere seiner Verletzung vor:

 

Cologne Crocodiles - Düsseldorf Panther

Vor dem Klassiker...

...luden die Cologne Crocodiles, zu einer Pressekonferenz am letzten Donnerstag ein. Coaches und Spieler sowohl der Crocodiles (Claus Brüggemann, Michael Quack, Michael Davis, Claus Biedermann) als auch Verantwortliche der Düsseldorf Panther (Christos Mantzaridis, Walter Rohlfing, Andreas Motzkus) gaben dabei Auskunft über die bevorstehende Halbfinal-Partie und über ihre Meinung zum Image des deutschen Footballs. Nachdem beide Seiten ziemliche Zurückhaltung gegenüber dem Semifinale geübt und sich gegenseitig in die Favoritenrolle gedrängt hatten, entstand eine lebhafte Diskussion über den Playoff-Modus sowie über die Ligareform. Claus Brüggemann (Head Cologne Crocodiles): »Traditionsgemäß stehen wieder die vier besten Mannschaften im Halbfinale, das sieht man an den Ergebnissen der Viertelfinalspiele. Es ist jetzt ziemlich ausgeglichen, und jeder kann jeden schlagen. München sehe ich knapp vor Berlin, aber ich werde den Fehler nicht machen, Düsseldorf zu unterschätzen«. Christos Mantzaridis (Head Coach Panther): »Die Crocodiles sind die Mannschaft der Stunde, und es wird für uns immer schwieriger als gegen die Adler. Es ist brutal, das dritte Mal während einer Saison gegeneinander zu spielen. Das System ist falsch, und im Grunde geht die Liga erst richtig mit den Playoffs los. Mir macht’s langsam keinen Spaß mehr, die vier Teams, die jetzt im Halbfinale stehen, waren auch schon im letzten Jahr die Halbfinalisten und werden es auch mit Sicherheit im nächsten Jahr sein«. Walter Rohlfing (Defensive Coordinator Panther): »Wir laufen momentan unserer Form hinterher, zudem plagt uns das Verrletzungspech bei den Linebackern. Zwischen Panthern und Crocodiles gibt es immer kampfbetonte Spiele, die 50 Prozent durch die Einstellung, den Spirit gewonnen werden. Michael Davis ist in der besten Form seines Lebens, und die Crocodiles gelten allgemein als der Meisterschaftsfavorit. Es ist allerdings ein Fehler im System, wenn wir jetzt wieder gegeneinander spielen, das sollte nicht vorkommen«.

 

Aufstiegsspiel zur Bundesliga Süd

Gamblers geschockt
In Erding regieren die bayerischen Bullen

Im ersten Aufstiegsspiel zur Bundesliga wurden die Frankfurt Gamblers in Erding äußerst kalt erwischt. Beim Meister der zweiten Liga Süd, den Erding Bulls, kassierten die Spieler vom Main eine nicht eingeplante Niederlage. 3:20 (3:8, 0:6, 0:0, 0:6) lautete nach Ende des Spiels das Ergebnis.

 

Regionalliga NRW

Favoritenschreck Cardinals

Mit einigen überraschenden Ergebnissen, die das Rennen um die Plätze eins und drei spannender denn je machen, endeten in der Regionalliga NRW die Spiele des vergangenen Wochenendes. In einer dramatischen Begegnung mit packendem Finale gelang es den Assindia Cardinals, dem Tabellenführer Recklinghausen Chargers mit 27:26 nicht nur die erste Saisonniederlage, sondern die erste Niederlage seit Mai 1992 beizubringen. Lediglich drei Spielzüge benötigten die Essener, um mit 7:0 in Führung zu gehen. Sie mußten dann aber miterleben, wie die Chargers mehr und mehr das Spiel bestimmten, es nach ihrem Safety zur 14:7-Führung aber verpaßten, sich entscheidend abzusetzen. Dies sollte sich rächen, denn kurz vor der Halbzeitpause kam der Tabellenvierte zum Ausgleich. In der zweiten Hälfte wogte das Geschehen hin und her. 36 Sekunden vor dem Ende hatte der Aufstiegsaspirant mit 26:20 die Nase vorn, ehe ein Paß von Ingo Burghard auf Michael Konze für den erneuten Gleichstand sorgte. Sascha Oedinger war es dann, der mit seinem PAT die Niederlage der Chargers besiegelte und sie auf den zweiten Tabellenplatz schoß. Den »Platz an der Sonne« belegen nun die Bielefeld Bulldogs, vor Wochen im eigenen Stadion selbst »Opfer« des Favoritenschrecks aus Essen. Aber auch der neue Tabellenführer tat sich in seinem Gastspiel bei den Solingen Steelers schwer. Zur Halbzeit lief man einem 8:15-Rückstand hinterher. Doch immer, wenn es darauf ankommt, kann man sich in Bielefeld auf Star-RB Wüst verlassen. Seinen kraftvollen Läufen hatten die Steelers in der zweiten Spielhälfte nichts entgegenzusetzen und unterlagen letztendlich mit 15:35. Ihren Aufwärtstrend nach verpatztem Saisonstart setzten die Münster Mammuts fort. Auf eigenem Platz gelang ihnen ein 16:14-Erfolg gegen die Mönchengladbach Mavericks, der allerdings durch einen eklatanten Coaching-Fehler der Gäste begünstigt wurde. Bei einer 14:13-Führung, einer Minute verbleibender Spielzeit und laufender Uhr bei eigenem Ballbesitz im vierten Versuch nahm man ein Timeout vor dem Punt. Den Mammuts blieb so ausreichend Zeit, sich in Field Goal-Distanz vorzuarbeiten und die entscheidenden Punkte zum 16:14-Sieg zu erzielen. Im Duell der Kellerkinder unterlagen die Hagen Oaks den Kleve Conquerors mit 26:28. Aufgrund des Abstiegs von Monheim und Dortmund in die zweite Bundesliga West ergibt sich die Situation, daß drei Vereine aus der Regionalliga NRW absteigen. Während die Conquerors durch ihren zweiten Sieg in Folge noch eine rein rechnerische Chance auf den Klassenerhalt haben, stehen mit Solingen und Hagen nun zwei Absteiger definitiv fest.

 

Neue Saison oder neue Liga?

Vor der 74. Saison verschieben sich die Kräfteverhältnisse

Am Sonntag startet die National Football League in ihre 74. Saison. Ein Jahr vor dem Jubiläum eines Dreivierteljahrhunderts NFL und ein Jahr nach dem 100jährigem Geburtstag des Profitums im Football, erwarten den Fan möglicherweise die Vorboten einer dramatischen Umwälzung. Grund: Die jahre- (ja fast jahrzehnte-)langen Streitigkeiten zwischen NFL-Eignern und der Spielergewerkschaft NFLPA mündeten in einer teilweisen Abschaffung des bisherigen starren Systems, unter denen Spielerwechsel in der NFL so reglementiert waren, daß Wechsel von Akteuren gegen den Willen der Clubeigner kaum möglich waren.

 

Perfekter Auftakt

ACC-Teams deklassieren ihre Konkurrenten

Mit zwei Spielen begann am letzten Wochenende die neue Saison im College Football. Dabei wurde der Top-Favorit auf den Gewinn der National Championship, Florida State, nicht ernsthaft gefordert. Im Kickoff Classic im Giants Stadium in East Rutherford (New Jersey) setzte sich der Top 25-Spitzenreiter gegen Kansas mit 42:0 mühelos durch. Mit einer Überraschung endete dann am Sonntag das Pigskin Classic in Anaheim (California), in dem North Carolina zu einem in dieser Höhe nicht zu erwartenden 31:9-Erfolg gegen USC kam.

 

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