HUDDLE Nr. 33 vom 19.08.1993

Maryland Terrapins:

»Turtle-napping« in College Park

Eigentlich könnte man sie frei übersetzt auch als »Erdnadeln« bezeichnen, die »Terrapins«. Doch gemeint sind Schildkröten, allerdings nicht irgendwelche, sondern schon ganz bestimmte: sogenannte »Dosenschildkröten«. Nein, nein, nicht was sie denken. Obwohl der Name der Universität tatsächlich von den »fine dishes«, den wohlschmeckenden Gerichten, herrührt, die als Hauptbestandteile die beheimateten Schildkröten aufwiesen. Terrapins sind bestimmte nordamerikanische Schildkröten (Testudinata), die zu den Sumpf- und Süßwasserschildkröten (Emydidae) gezählt werden. Die Schmuck-Dosenschildkröte (Terrapene ornata), die die Mittelstaaten der USA von Indiana bis zu den Rocky Mountains bewohnt, und vor allem die Karolina-Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina), die in den Oststaaten der USA beheimatet ist, waren für die Namensgebung Paten. Der Name »Dosenschildkröte« hat nun wirklich nichts mit den »Schildkrötensuppen aus der Dose« zu tun, sondern mit dem Umstand, daß diese Tiere ihren aus zwei Teilen bestehenden beweglichen Bauchpanzer vorn wie hinten an den Rückenpanzer anlegen können, um damit alle verwundbaren Extremitäten ihres Körpers wie eine Dose einzuschließen. Innerhalb Marylands Grenzen war die »Terrapin Soup« jahrzehntelang der Renner und gehörte fest zur »Küche Marylands«, bis die Tiere allmählich immer seltener wurden. Die Nachfrage der Restaurantbesitzer war im 19. Jahrhundert einfach zu groß, so daß die Tiere von den Salz-Marschen und aus den Gewässern fast gänzlich verschwanden. 1933 hat der damalige Präsident H. C. »Curley« Byrd die »diamondback terrapin« als Schulmaskottchen adoptiert, weil, wie er meinte, sie die Kultur Marylands gut repräsentieren würde. Schon bald darauf prangte der Name »Terrapins« in den Schlagzeilen der Sportseiten - mitunter allerdings von den Zeitungsleuten Baltimores und Washingtons verkürzt auf »Terps«. Die Klasse von 1933 hatte denn auch gleich »Testudo« zur Hand, eine Bronzestatue des neuen Maskottchens. Aber wie es immer so ist, regelmäßig wurde »Testudo« vor großen Veranstaltungen von den gegnerischen Colleges »geklaut«, »turtle-napped« wie es so schon hieß. Dieses »Theater« lief bis ins Frühjahr 1949, bis Schuloffizielle endgültig die Nase voll hatten, ständig ihrer »turtle« hinterherzujagen. Sie ließen kurzerhand die Statue mit Zement füllen, um jeden weiteren Versuch, die Bronze zu stehlen, zu vereiteln. Erfolgreich, denn die »500 Pound« schwere Statue steht nun fast unverrückbar »stolz« hinter dem H. C. Byrd Stadium, das nach dem Mann benannt wurde, der die »Terrapins« erstmals nach Maryland »brachte«. Heute werden die »Terrapins« bei Veranstaltungen von einem Maryland-Studenten repräsentiert, der in einem Schildkrötenkostüm steckt, das 2.000 Dollar gekostet haben soll. Unsere hiesigen Vereine, die sich ein Maskottchen aus USA importiert haben, wissen um die Preise. Am Spielfeldrand zieht nun »Testudo« seine Show ab: Er tanzt, hüpft, springt und schlägt auch mal ein Rad. Bereits 17 Auftritte hatte Maryland in Bowlspielen. Sechs wurden gewonnen, neun verloren und zwei unentschieden gespielt. Besonders hoch konnte »Testudo« vor Freude springen, als 1953 Maryland mit einem 10-0-0-Rekord unter Coach Jim Tatum National Champion wurde. Doch die ganz »Perfect Season« ruinierte 1953 Oklahoma den Schildkröten. Die Sooners schlugen die Terrapins im Orange Bowl 7:0.

 

Meister im Energiespargang

Berlin Rebels können sich optisch gegen die Panther behaupten

Es ging um nichts mehr, letzten Sonntag in der Berliner Radrennbahn, als die Meister aus Düsseldorf zu ihrer Pflichtaufgabe beim Tabellenfünften antraten. Die Spieler der Rebels hatten sich augenscheinlich vorgenommen, für das eigene Prestige noch einen Farbtupfer in die diesjährige Bilanz zu schreiben. Ihr Gegner aus Düsseldorf dagegen begnügte sich mit körperlicher Präsenz, in Gedanken dürften die Panther-Akteure von vornherein schon bei der Heimfahrt gewesen sein oder bereits in Hanau. Unter solchen Voraussetzungen - Siegeswillen auf seiten der Berliner, Energiespar-Ambitionen bei den Panthern - deutet selbst ein Endergebnis von 24:13 für Düsseldorf noch einen Klassenunterschied an.

 

Big Ten Conference 1993

Optimismus im Mittelwesten
Neuzugang Penn State soll verblassten Glanz aufpolieren

»10 + 1 = Big Ten«, das soll die neue Zauberformel im Mittelwesten sein. Mit dem vor zwei Jahren formal beschlossenen und in diesem Jahr auch praktisch vollzogenen Beitritt von Penn State, einem der traditionsreichsten Teams im College Football, erhofft sich die in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geratene Big Ten neuen Schwung. Der Zeitpunkt kann kaum günstiger sein. 1992 nahmen nur noch drei Teams aus der Big Ten an Bowl-Spielen teil (schlechteste Ausbeute seit 12 Jahren), und diese drei waren auch die einzigen Conference-Mitglieder die eine positive Bilanz zustande brachten.

 

49ers - The Next Generation

Viermaliger Champion verändert sein Gesicht

Nun ist es doch passiert. QB-Legende Joe Montana hat das undenkbare wahr gemacht. Er verließ die Mannschaft, mit der er seine größte Erfolge feierte, und versetzte damit eine ganze Stadt in Panik. Beim ersten Training von Montanas neuen Club in Kansas City waren mehr Fernsehteams aus San Francisco als beim Training der 49ers. Kaum ein Schicksal eines einzelnen Menschen liegt so vielen Menschen am Herzen wie das von Montana. Und damit ist schließlich auch der letzte Spieler, der an allen vier Super Bowl-Erfolgen beteiligt war, nicht mehr an Bord.

 

Da waren es nur noch drei

Auch New Orleans Saints werden Opfer der neuen Spielerfreiheit

Das erfolgreichste LB-Quartett in der Geschichte der NFL existiert nicht mehr. In New Orleans geblieben sind Rickey Jackson, Sam Mills und Vaughan Johnson. Gegangen ist Pat Swilling, der dem Ruf des Geldes nach Detroit gefolgt ist. Seinen Platz soll Renaldo Turnbull übernehmen, den die Saints 1990 in der ersten Runde gedraftet hatten.

 

Der Umbau geht weiter

Über die Hälfte der Spieler neu im Rams-Kader

Die Saison 1993 war ein großer Erfolg für die L.A. Rams. Unter dem neuen und alten Head Coach Chuck Knox konnten sie die Anzahl ihrer Siege glatt verdoppeln. Allerdings ist eine Steigerung von drei Erfolgen auf sechs nun auch nicht gerade berauschend. Was aus der letzten Saison besonders herausragt, ist ein 27:23-Erfolg über den späteren Super Bowl-Champion Dallas Cowboys in dessen heimatlichen Stadion.

 

Das Jahr der Wahrheit

Falcons-Head Coach Jerry Glanville steht am Scheideweg

Die Fans von Head Coach Jerry Glanville in Atlanta werden merklich weniger. Dazu trug auch das erschreckende Spiel der Defense im letzten Jahr bei. Der letzte Platz in den Statistiken über zugelassenen Raumgewinn in Yards, zugelassene TDs und zugelassenen Raumgewinn durch Lauf spricht eine deutliche Sprache. Und in den anderen Kategorien waren die Falcons auch nicht viel besser.

 

Pacific Ten Conference 1993

Wer stoppt Washington?
Huskies können in diesem Jahr Pac Ten-Geschichte machen

Wenn alles so läuft wie erwartet, dann kann der amtierende Pac Ten-Champion Washington seiner erfolgreichen Geschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. Gelingt die Verteigung des Conference-Titels, dann wären die Huskies nach California (von 1920 bis 1923) und USC (von 1966 bis 1969) das dritte Team in der Geschichte der Pac Ten, das vier Conference-Titel in Folge gewinnen konnte.

 

Crocodiles machen es den Blue Devils nicht leicht

Vor ausverkauftem Haus liefern Köln und Hamburg sich ein munteres Gefecht

Mit Spannung war es erwartet worden: das erste Duell der Hamburg Blue Devils mit einem Team aus der Bundesliga. Am letzten Sonnabend nun war es soweit, die Cologne Crocodiles gastierten im Hamburger Volksparkstadion. Nur 10.200 Plätze stehen bei Heimspielen der Blue Devils auf der Haupttribüne zur Verfügung - und kurz vor dem Kickoff der Partie durften an den Kassenhäuschen die »Ausverkauft«-Schilder hochgezogen werden. Auf die Entscheidung über den sportlichen Ausgang des Abends mußte aber länger als bei den Blue Devils sonst der Fall gewartet werden. Erst in der zweiten Hälfte konnten die Hamburger das Zepter in die Hand nehmen und mit dem 31:21 ihren fünften Sieg in diesem Jahr sicherstellen.

 

Spartans entzaubert

Hochgehandelte Briten von den Cowboys bezwungen

Die Cowboys riefen zum 3. Münchner Football-Festival und trotz herrlichsten Wetters kamen mehr als 3.000 Zuschauer, die den Verzicht auf ein ausgiebiges Sonnenbad jedoch keine Sekunde bereuen mußten. Neben dem gewohnten, gut organisierten Spektakel im Umfeld wurde guter Sport geboten. Da die Cowboys während der regulären Saison von ihren Gegnern meist nicht sonderlich gefordert worden waren, hatte sich Head Coach Franz Bayer einen wirklich ernstzunehmenden Prüfstein für die Playoffs gewünscht und diesen mit den Manchester Spartans auch bekommen.

 

Noris Rams

Keine Illusionen...

...hegen die Noris Rams bezüglich ihres Viertelfinales in Köln. Vorgenommen haben sie sich indessen schon, nicht noch einmal so unterzugehen wie im letzten Jahr (0:51). Damals war die Mannschaft ohne ihren etatmäßigen Quarterback angereist, diesmal sind mit QB James Williams und Henry Spillers aber beide Top-Scorer mit an Bord, einige seit längerem verletzte Spieler werden ebenfalls wieder zum Kader gehören, so daß die Rams sich diesmal in einer Formation nahe der Stammbesetzung werden präsentieren können.

 

Munich Cowboys

Gut gerüstet für die Playoffs

Letzte Aufschlüsse über die tatsächliche Leistungsfähigkeit ihres Teams wollte sich die Münchner Trainingscrew am vergangenen Wochenende beim 36:28-Sieg gegen die Manchester Spartans verschaffen. Die Art und Weise, wie gegen die Spartans gespielt und letztendlich auch verdient gewonnen wurde, stimmte die Verantwortlichen auf seiten der Cowboys durchaus zuversichtlich für die anstehende harte Meisterschaftsrunde. Neben der ohnehin sehr guten Defense kommt nun auch gerade zur rechten Zeit der Angriff um Quarterback Phil Hickey wieder besser in die Gänge. Viel Sicherheit findet Hickey hinter seiner Line, die durch den erstmals im Viertelfinale spielberechtigten schwedischen Nationalspieler Lars Berggren verstärkt wurde. Das Ziel des letztjährigen Vizemeisters ist jedenfalls klar abgesteckt, der German Bowl soll in diesem Jahr in die bayerische Landeshauptstadt geholt werden. Daß dies sehr schwierig sein wird, dessen sind sich die Münchener aber durchaus bewußt.

 

Berlin Adler

Crocodiles-Spiel weggesteckt?

»Ein Mann, der 30 Touchdowns erzielt, das spricht ja wohl für sich selbst.« Adler-Coach Robert Griffin hat beim Viertelfinalgegner Rothenburg Knights natürlich zuallererst Respekt vor Reginald Williams. Den Fehler, die Knights mit ihrem wohl auffälligsten Spieler gleichzusetzen, will er jedoch nicht machen. »Auch der Rothenburger Quarterback ist ein guter Spieler,« ist Respekt nicht nur vor »Magic« Williams bei den Adlern gegeben.

 

Rothenburg Knights

Ohne Angst nach Berlin

Sie haben sich einiges vorgenommen, die Ritter aus Rothenburg, die aus der 2. Bundesliga direkt in die Playoffs marschierten. Allen voran ist Reginald Williams zu nennen, der nach ähnlichem Erfolg in der zweiten Liga auch in der ersten Saison im Oberhaus Touchdown um Touchdown erzielte. Als Opfer treten die Knights die Reise nach Berlin ganz gewiß nicht an, aus der Saisonvorbereitung, als sie die Berlin Rebels mit 42:7 überrannten, haben sie noch gute Erinnerungen an die Stadt. Die Adler sind zwar sicher eine andere Klasse als die Rebels, doch das Kunststück eines zahlenmäßig derart hohen Erfolges gelang den Adlern beispielsweise gegen die Rebels in beiden Saisonspielen nicht. Geheimnisumwittert geben die Knights sich vor dem Spiel - die Vergabe der Starter-Posten bleibt noch unklar.

 

Die Geschichte der Minnesota Vikings - Teil 3

Mittelmaß
Super Bowl in weiter Ferne für die Vikings der Neuzeit

Viermal im Super Bowl und viermal verloren - binnen acht Jahren standen die Minnesota Vikings so oft so dicht vor dem Gipfel, wie dies sonst nur den Dallas Cowboys und den Pittsburgh Steelers in dieser Häufigkeit und dieser Frequenz gelang. Den Ausblick vom Gipfel konnten sie jedoch nie genießen, der Triumph im »Spiel der Spiele« blieb aus. Gebrochen war das Team der Vikings nicht. Aber es folgte eine Phase, in der den Vikings nur schwerlich der Rückfall ins Mittelmaß abzusprechen war.

 

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