HUDDLE Nr. 31 vom 05.08.1993

Clemson Tigers:

Metamorphosen...

Es soll ja eine lange Anreise sein, »von egal wo auf der Welt«, aber nicht verzweifeln, das Footballstadion ist, wenn man einmal Clemson gefunden und betreten hat, ganz leicht zu finden. »Follow me!«, folgen sie einfach den orangenen Tigertatzen, die auf die Straße gemalt sind. Das ist dann ganz leicht! Und wenn man dann schon einmal bis zum Frank Howard Memorial Field vorgedrungen ist, nicht vergessen: berühren sie den »Lucky Rock«! Und noch eine beachtenswerte Besonderheit. Schauen sie zu beim »One hundred-strong Tiger team rush«, von der Umkleidekabine durch den Eingangsweg ins Stadion. Die beachtenswerte Besonderheit allerdings ist der Name, der »Nickname« dieses College-Teams. Nein, nein, hier will ihnen keiner »etwas erzählen«. Obwohl der Name »Tigers« der beliebteste überhaupt bei den höheren Bildungsanstalten und ihrer Teams ist, hat es mit Clemson schon seine besondere Bewandnis. Haben sie denn schon einmal davon gehört, daß eine Mannschaft ihren Namen bekommen hat wegen der langen Haare ihrer Spieler? Sehen sie, so ist das halt. Man denkt, daß es sich hier mal wieder um so eine langweilige Geschichte handelt, weil schon zehn andere Teams den Namen Tigers haben, und dann stößt man auf die eine oder andere Kuriosität. Wie auch immer, bei Clemson war das schon kurios. Schon früh in unserem Jahrhundert, wenige Jahre nach Gründung der Universität, wurde Clemson mit dem Namen »Tigers« verbunden. William J. Latimer, Student der »Klasse« von 1906, betrieb einige Nachforschungen zu diesem Thema und kam dann mit der Erklärung heraus. »Früher trugen die Spieler weder einen Helm noch eine sonstige Vorrichtung, um den Kopf zu schützen. Also ließen sie sich lange Haare wachsen, im Glauben, damit ihr Edelstes oder auch Zweitedelstes zu schützen. Ganz klar, daß bei der Vielzahl dieser Löwenmähnen der Name »Löwen« gefunden wurde. »Clemson Lions« hieß es dann. Doch irgendwie paßte zumindest dieser Name nicht so ganz ins Bild, denn die Footballer trugen orange-lila gestreifte Hemden und Stutzen. Also nannte man sie dann ganz in Anlehnung an die Optik, »Tigers«. Das hatte Bestand, bis in unsere heutige Zeit. Daß Tiger keine langen Haare haben, eher einen Kurzhaarschnitt, machte überhaupt nichts. Irgendwie blieb der Spruch erhalten, daß Clemsons Name wegen der langen Haare der Spieler gewählt wurde«. In den siebziger Jahren entschloß sich der Präsident der Schule R. C. Edwards das Image der Universität etwas »aufzupolieren«. Dazu gehörte auch, ein neues Logo, eine neue Insignie, der Tigers zu entwerfen. Edwards beauftragte dazu eine Werbeagentur, die zunächst einmal damit begann, alle Universitäten anzuschreiben, die sich ebenfalls »Tigers« nannten, um sie zu bitten, eine Kopie ihres Logos zu schicken. Nachdem die gesamten Tigerlogos der Universitäten der USA gesichtet wurden, kam man zu dem Schluß, daß ein Tiger ein Tiger sei und sich nichts Außergewöhnliches oder Besonderes an diesem Tier befand. Nachdem die Werbeleute wochenlang ihre Köpfe gegeneinanderknallten, ohne daß dabei Produktives herauskam, sie nur über Kopfschmerzen klagten, hatte ein Scharfsinniger dann endlich die zündende Idee, die Clemson letztlich das einzigartige Logo unter den Tiger-Unis in ganz Amerika bescherte und die Uni sogar berühmt machte. Dieser schlaue Mensch empfahl, eine Tigertatze als Logo zu präsentieren, und sandte eine Bitte an das Naturgeschichtliche Museum in Chicago, einen Gipsabdruck einer solchen Tigertatze zu fertigen und ihm zu schicken. So entstand das Logo der Clemson Tigers, ein Logo das als eines der bekanntesten Symbole der Nation gilt. Wahrlich, Präsident Edwards lag damals vollkommen richtig, diese Aktion zu starten.

 

Ein neuer Häuptling

Ritchie Petitbon wird Nachfolger von Joe Gibbs

Zwölf Jahre lenkte Head Coach Joe Gibbs die Geschicke der Redskins. Nach drei Super Bowl-Erfolgen bei vier Teilnahmen machte der 52jährige Schluß. Allerdings ließ er bei seiner Abschiedspressekonferenz die Frage offen, ob er sich eine Rückkehr in die NFL vorstellen könnte. Gibbs, als ein Mann bekannt, der nichts dem Zufall überläßt, hatte diesen Tag gut vorbereitet. Schon frühzeitig hatte er Petitbon zum Assistant Head Coach gemacht und konnte den Redskins nun einen nahtlosen Übergang bescheren. Petitbons Einstand begann indessen mit Paukenschlägen.

 

Vor dem Abstieg

Philadelphia Eagles auf dem Weg nach unten

Kaum ein anderes Team war in den letzten Wochen so oft in den Schlagzeilen der Presse wie die Philadelphia Eagles. Der Grund war immer derselbe. Wieder und wieder ließen die Eagles ihre besten Spieler davonziehen. Angefangen hatte es mit DE Reggie White, gefolgt von DT Mike Golic, DT Mike Pitts, CB Izel Jenkins, RB Keith Byars und etlichen anderen. QB Randall Cunningham ließ denn auch seinem Frust freien Lauf: »Jetzt (nach der neuen Free Agent-Regelung) wird sich zeigen, welche Teams daran interessiert sind zu gewinnen und welche nur Geld sparen wollen.«

 

Die Aufholjagd beginnt

N. Y. Giants wollen wieder an die Spitze

Die letzte Saison möchten die Fans der New York Giants ganz schnell vergessen. Man muß schon zehn Jahre zurückblicken, um eine ähnlich katastrophale Saison der Giants zu finden. Und so blieb General Manager George Young nichts anderes übrig, als Head Coach Ray Handley zu entlassen. Handleys offensichtliche Führungsschwäche hatte zum totalen Chaos und zum Zusammmenbruch der Mannschaft geführt, eine Entwicklung, die in der 0:19-Niederlage gegen die Phoenix Cardinals ihren Höhepunkt fand. Dennoch befand Young: »Dieses Team ist nicht schlecht. Wir haben ein gutes Grundgerüst.«

 

Die letzte Chance

Head Coach Joe Bugel steht vor dem Rausschmiß

Es gehört nicht viel dazu, den Cardinals den letzten Platz in der NFC East zu prophezeihen. Sie scheinen ihn geradezu gepachtet zu haben. Auch 1993 war da keine Ausnahme. Mit vier Siegen erreichten sie das gleiche Ergebnis wie 1991, obwohl die Mannschaft deutlich besser spielte als im Jahr zuvor. Dies drückte sich aber nicht im Punkteverhältnis aus, da die Cardinals fünf Spiele, in denen sie den Gegner am Rande einer Niederlage hatten, allesamt doch noch verloren.

 

Independents 1993

Die Stiefkinder
Die Independents sterben in der Division 1-A langsam aus

Was bis vor wenigen Jahren für eine Vielzahl von Colleges die fast ideale »Lebensform« war, droht so langsam von der Bildfläche zu verschwinden. Nachdem sich fünf weitere Teams anderen Conferences angeschlossen haben reduziert sich das Feld der Independents in der Division 1-A auf zehn, und eine weitere Reduzierung zeichnet sich bereits ab.

 

Greifs engagiert, Rams blamiert

Baden verabschiedet sich mit einem Sieg aus der ersten Liga

Mit einem 17:3-Sieg bei den Noris Rams verabschiedeten sich die Greifs aus der Bundesliga Süd und blamierten den Playoff-Teilnehmer aus der Noris. Vor 300 Zuschauern boten beide Mannschaften Sommer-Football, die Greifs jedoch mit dem höheren Engagement. Die Rams kassierten ihre fünfte Heimniederlage bei fünf Siegen auf des Gegners Platz. Auswärts treten sie nun auch im Viertelfinale an, entweder in Köln oder in Berlin.

 

Bayern-Derby ohne Überraschung

Kempten kann das »Wunder« nicht wiederholen

Das Wetter paßte, rund 1.000 Zuschauer waren im Münchener Dantestadion, eigentlich gute Voraussetzungen für einen schönen Football-Nachmittag, so hätte man meinen können. Da war aber der kleine Schönheitsfehler, daß es für beide Teams eigentlich um nichts mehr ging. Am Ende gab es einen deutlichen Erfolg des Tabellenführers aus München, der die Kempten Comets mit 27:10 in Schach halten konnte.

 

American Bowl 1993: Die Geschichte der Buffalo Bills - Teil 3

Ankunft der Retter im Doppelpack
Die Verpflichtung von QB Jim Kelly und Trainer Marv Levy
und drei Super Bowl-Auftritte in Folge

Nachdem die Buffalo Bills in der Zeit von 1970 bis 1980 nur zweimal die Play-offs erreicht haben, beginnt der Anfang der 80 Jahre für die Bills verheißungsvoll: ein Zwischenspurt von vier Siegen hintereinander nach einem eher mittelmäßigen Start in die 1981er Saison bringt ihnen einen AFC-Wild Card-Platz in den Playoffs ein. Sie schlagen die New York Jets im Shea Stadium knapp mit 31:27, obwohl sie im zweiten Viertel bereits mit 24:0 geführt haben. Für Buffalo ist dies der erste Playoff-Sieg seit dem Sieg über die San Diego Chargers im AFL Championship-Spiel 1965.

 

American Bowl 1993: Die Geschichte der Minnesota Vikings - Teil 1

Zarter Bartflaum
Die ersten Jahre der Wikinger: Lauffreudiger Fran Tarkenton,
gefürchtete »Purple People Eaters«

Eines haben die Minnesota Vikings den Buffalo Bills voraus, egal wie der American Bowl am 7. August in Berlin ausgehen wird: sie sind ungefähr zwei Monate älter - den Spielbetrieb nahmen sie jedoch ein Jahr später als Buffalo auf. Max Winter und Harry Wismer aus Minnesota gehörten zur illustren Runde schwerreicher Herren, die sich Mitte August 1959 auf Anregung von Lamar Hunt in Chicago trafen, um die American Football League als Konkurrenz zur National Football League ins Leben zu rufen. Doch Max Winter und Harry Wismer tragen Schuld daran, daß die Einigkeit der »Verschwörer« nur von kurzer Dauer war. Statt sich am Aufbau der AFL zu beteiligen, bereiteten Winter und Wismer dem von den Mannschaftseigentümern zum AFL-Commissioner gewählten Joe Foss, dem ehemaligen Gouverneur aus South Dakota, einiges Kopfzerbrechen. Der Commissioner der ungewollten kleinen Schwester AFL bekam die Macht ihrer großen Schwester NFL zu spüren, als die Eigentümer der Minnesota Vikings das verlockende Angebot annahmen, ab 1961 in der NFL mitzuspielen. Die AFL war damit mit keiner Mannschaft im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten vertreten, doch der taktische Schachzug der NFL, mit dem die Entwicklung der Konkurrenzliga im Keim erstickt werden sollte, zeigte nicht die erhoffte Wirkung - die AFL überlebte den Verlust der Wikinger aus Minnesota.

 

Gemeinsames Hörnerabstoßen

Wieder einmal beginnt in Berlin der Kampf ums Überleben

Mit den Minnesota Vikings und den Buffalo Bills treffen am 7. August im Berliner Olympiastadion zwei Mannschaften aufeinander, die jede für sich eine Zeitlang ihre jeweiligen Conferences in der National Football League dominiert haben und denen es trotzdem nicht vergönnt gewesen ist, einmal die begehrteste Trophäe im professionellen Football in den Händen zu halten. Die Vikings sorgten in den 70er Jahren in der NFC Central für Furore und brachten es auf vier Super Bowl-Teilnahmen. Die Bills hingegen scheinen seit 1988 den Sieg der AFC East abonniert zu haben und haben in den vergangenen drei Jahren dreimal hintereinander im Endspiel gestanden. Damit brauchen sie den Vergleich mit den letztjährigen American Bowl-Teilnehmern, den Miami Dolphins und den Denver Broncos, nicht zu scheuen, die es beide zusammen auf neun Super Bowl-Teilnahmen gebracht haben.

 

McDonald's Youth Challenge Bowl ’93 mehr als ein Vorspiel

Auf dem Maifeld wird ein ganzes Programm vorgestellt

Jugend Nord spielt gegen Jugend Süd. Wie wichtig dieses Jugendauswahlspiel, das am Samstag um 14 Uhr auf dem Maifeld am Berliner Olympiastadion im Rahmen des diesjährigen American Bowls angepfiffen wird, von der NFL genommen wird, beweist allein schon die Tatsache, daß extra für dieses Spiel zu einer eigenen Pressekonferenz geladen wurde. Das Spiel darf als Markstein des bereits durchgeführten NFL World Partnership-Ausbildungsprogramms gewertet werden, aber auch als Meilenstein. Richtungsweisend für den Aufbau einer deutschen Jugend-Nationalmannschaft und deren Teilnahme an einem europäischen Jugendmeisterschaftsturnier, das schon einmal in Frankreich durchgeführt wurde - allerdings noch ohne Deutschland.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe