HUDDLE Nr. 27 vom 08.07.1993

Temple Owls:

Weisheit, Wissen und Kriegsführung

Wir sind einmal wieder in Pennsylvania. Allerdings nicht in der Mitte des Staates, auch nicht in der Hauptstadt Harrisburg. Diesmal halten wir uns in Philadelphia auf, mit 1.643 000 Einwohnern der größten Stadt des Bundesstaates und von 1781 bis 1800 Hauptstadt der USA. Erst fast 100 Jahre nach dem Unionsbeitritt Pennsylvanias 1787 wurde die Temple Universität inmitten der Stadt gegründet. Genau 1884, in dem Jahr, in dem beispielsweise in Deutschland die Unfall-Pflichtversicherung eingeführt, in den Alpen der zehn Kilometer lange Arlberg-Tunnel fertiggestellt wurde und in Berlin Robert Koch den Erreger der Cholera entdeckte. In diesem Jahr wurde übrigens auch der ehemalige deutsche Bundespräsident Theodor Heuß geboren. Drei Jahre nach ihrer Gründung legte sich die Temple Universität den Namen »Owls« zu. Der Name wurde gewählt in Anlehnung an den damaligen Status der Uni. In den ersten Jahren ihres Bestehens arbeitete die Uni als Abendlehranstalt, als »Night School«. Während bei uns des einen Eule des anderen Nachtigall ist, vergleichen anglo-amerikanisch geprägte Menschen »one man’s meat« mit »another man’s poison« und während man bei uns sprichwörtlich »Eulen nach Athen trägt«, schaffen andere »coals« nach Newcastle. Dennoch, auch in Amerika ist die Eule Symbol der Weisheit und des Wissens. Rein assoziativ betrachtet, kommt einem sofort das antike Griechenland in den Sinn und nicht die Tatsache, daß Eulen noch vor Jahren als Galgen-, Toten- oder Unglücksvögel betrachtet wurden und offensichtlich deshalb von Jägern, bevor sie unter Naturschutz gestellt wurden, gern »mal eben im Vorbeigehen« abgeschossen wurden - völlig unsinnig, denn Waldeulen vermögen es, im Jahr bis zu 1.000 Mäuse zu vertilgen, wobei nicht einberechnet ist, daß sie ihre Jungen fast ausschließlich mit Mäusen großziehen. Daß die Eule als Nachttier gilt, verdankt sie eben der Tatsache, daß sie zumeist nachts auf Jagd geht. Doch ähnlich wie Nachtfalter werden sie vom Licht angezogen und lieben es geradezu, was vielen unbekannt ist, am Tag ausgedehnte Sonnenbäder zu nehmen. Seit der Antike gilt die Eule aber auch als Symbol der Weisheit, des Wissens und der Kunst der Kriegsführung in enger Beziehung zur Göttin Athene, zu deren Symbol sie erkoren wurde. Pallas Athene, eine der »Hauptgöttinnen« der antiken Griechen pflanzte dort einen ersten Ölbaum, wo sich später die Stadt Athen gründete. Sie wurde deshalb auch zur Stadtgöttin Athens und gilt als Göttin der Künste, der Wissenschaft, der politischen Klugheit, der Kriegslist, des Handwerks, Schützerin des kämpfenden Helden und obendrein als olympische Göttin. Als Tochter des Zeus, die zudem als Minerva im antiken Rom »weiterlebte«, ist ihre »Ämterfülle« geradezu standesgemäß. So gesehen kann die Temple University geradezu stolz auf ihren »Nickname« sein. Attribute einer Universität sind nun einmal auch Weisheit, Klugheit und beispielsweise auch Künste. Für das Footballteam gedieh die Anspielung auf die Kunst der Kriegsführung zudem sehr naheliegend. Temple hat zwar in ihrer langen Geschichte schon über 360 Siege erzielt, kam aber seit 1936 erst einmal unter die 20 besten Teams der USA. Das war 1979, gar nicht so lange her. Temple wurde damals 17. im »Division I-A National Poll Ranking«. Für Temple ein großer Erfolg.

 

Badener Greifs - Kempten Comets

Vorentscheidung

Mit einem Sieg in Karlsruhe können die Kempten Comets sich an diesem Wochenende aller Abstiegssorgen entledigen. Dank des direkten Vergleichs käme ein Abgleiten hinter die Greifs dann nicht mehr in Frage, wegen der hohen Niederlagen der Greifs gegen beide Gegner in der Hinrunde selbst dann nicht mehr, wenn auch die Regensburg Royals eventuell am Ende noch mit 11:17 Punkten die Saison beschließen sollten. Während für Kempten ein Sieg zusätzlich durchaus noch einmal Playoff-Chancen eröffnen könnte, ist er für die Badener so unbedingt vonnöten, soll die Klasse gehalten werden. Selbst im Falle eines Sieges wären die Greifs dennoch mehr gefährdet als Kempten - es sei denn, es gelänge ihnen, die 8:34-Hinspielniederlage durch einen Sieg von mindestens 27 Punkten Differenz auszugleichen.

 

Meister pflichtgemäß

Erstes Viertel sorgt für klare Verhältnisse

Sommerfootball zum Abgewöhnen, das war drei Viertel lang alles, was der gastierende Meister und der gastgebende Aufsteiger den Zuschauern in Solingen boten. Lediglich im ersten Viertel konnten die Düsseldorf Panther imponieren, stellten sich gegen die in dieser Phase völlig überforderten Hurricanes in meisterlicher Verfassung vor. Doch nach der schnellen 22:0-Führung der Raubkatzen verflachte die Partie: Keine der Mannschaften bot in den drei restlichen Vierteln eine wirklich erstligareife Leistung.

 

Sicher und souverän

Adler gewinnen ohne viel Aufwand

Allen Beteiligten war offensichtlich schon vor dem Spiel klar, daß die Adler auch dieses Spiel gewinnen werden und daß daran auch die berühmte Maus keinen Faden abbeißen wird. Die Gäste aus dem Rheinland schienen jedenfalls nicht in den Verdacht geraten zu wollen, etwas an den Fakten zu ändern. Monheim spielte ohne William Verity. Sven Berghoff vertrat ihn auf der Quarterback-Position mit Eifer - der allerdings letztlich zu keinem zählbaren Punkterfolg führte.

 

»Homecoming-Fieber«

Dortmund Giants fügen sich in ihr Schicksal

Football in Köln hat viel zu bieten. Unter dem Motto »Homecoming Party im Juli« stellten die Verantwortlichen der Cologne Crocodiles eine Riesenveranstaltung auf die Beine, und es kamen 2.500 Zuschauer in die Kölner Ostkampfbahn, um den Spitzenreiter der Nordgruppe gegen den Tabellenletzten zu sehen. Ex-Crocodiles-Spieler und derzeitiger Hitparadenstürmer Nestor Haddaway sorgte mit seinem Hit »What is love« für eine gelungene Halbzeitshow. Der Kölner Sieg über die Dortmund Giants war vorprogrammiert, die Crocodiles gewannen haushoch mit 76:8.

 

Cowboys im Glück

Regensburg Royals vergeben Siegchance

Der Thron des weiterhin ungeschlagenen Vizemeisters Munich Cowboys hat bedenklich gewackelt, doch am Ende behielten die Münchener die Nerven und setzten sich mit 16:7 gegen die vor allem in der zweiten Halbzeit stark agierenden Regensburg Royals durch. Die Sensation wäre möglich gewesen, hätten sich die Regensburger nicht durch eigene Fehler um die Möglichkeit eines doppelten Punktgewinns gebracht. Zwei entscheidende Ballverluste und eine ausgelassene Chance besiegelten vor 1.600 Zuschauern die zweite Heimniederlage der Royals.

 

Tag der offenen Tür

Noris Rams nach Sieg gegen Rothenburg auf Playoff-Kurs

650 Zuschauer sahen beim »Tag der offenen Tür« in Nürnberg einen klaren 54:29-Sieg der heimischen Rams gegen den Tabellenzweiten Rothenburg Knights. Diese 83 Punkte sind die höchste erzielte Punktzahl in einem Spiel der Südliga seit Einführung der zweigeteilten Bundesliga im Jahre 1991. Reginald Williams von den Knights, Deutschlands Top-Scorer, machte wieder seine »obligatorischen« zwei TDs, doch wurde er von Rams-RB James Williams mit fünf TDs diesmal in den Schatten gestellt.

 

Die Hessen im »Doppelpack« abgefertigt

Nach Bad Homburg kommt auch Hanau in Kempten unter die Räder

Die beiden hessischen Wochenenden brachten den Kempten Comets zwei wichtige Siege im Kampf um den Klassenerhalt. Nach dem 55:6-Erfolg vergangene Woche gegen Bad Homburg bekamen auch die Hanau Hawks mit einer 8:34-Niederlage die Heimstärke der Allgäuer zu spüren.

 

2. Bundesliga Süd

Souveräner Tabellenführer
Titel dürfte den Bulls nicht mehr zu nehmen sein

Bei ihrem Gastspiel in Fürth ließen die Erding Bulls den Buffalos nicht den Hauch einer Chance und gewannen mit 30:0 (10:0, 6:0, 8:0, 6:0). Der Aufstiegs- und Titelaspirant aus Erding dominierte bei fast tropischen Temperaturen von Beginn an und war den Gastgebern sowohl spielerisch als auch körperlich überlegen.

 

Bronko McGugan zu den Rebels

Am Mittwoch vergangener Woche traf er in Berlin ein, der neue Rebels-Coach Bronko McGugan. Nach den ersten Eindrücken befragt, gerät McGugan ins Schwärmen. »Diese Bäume, diese Bäume...«. Die vielen großen Bäume, die Berlins Straßen säumen, haben es ihm angetan. »Nein, nein,« aus der Wüste käme er nicht, aber Berlin habe er sich nicht so grün vorgestellt. Die ersten Tage wurden damit verbracht, die Mannschaft und ihre Gegner, natürlich erst einmal per Video, kennenzulernen. Nach dem Training am letzten Freitag war er sehr zuversichtlich über die nächste Zukunft. »Samstag fahren wir nach Hamburg, um die Silver Eagles zu schlagen«. Die Philosophie McGugans wird deutlich, auch wenn die Realität in Hamburg für McGugan nach der 22:32-Niederlage offensichtlich wurde.

 

Schweden

Uppsala und Limhamn im Finale

Nach zwei dramatischen Halbfinalspielen stehen auch in Schweden die beiden Endspielteilnehmer fest. Im achten schwedischen Finale treffen am 11. Juli in Stockholm die Limhamn Griffins auf die Uppsala 86ers, die die beiden letzten Endspiele für sich entscheiden konnten, 1991 gegen Kristianstad 30:10, 1992 gegen Daderyd Mean Machine 22:12. Die Griffins standen dagegen 1990 im Endspiel gegen die Danderyd Mean Machine auf verlorenem Posten und verloren dies mit 21:28.

 

Österreich

Feldkirch Dinos Meister Coach Mendez MVP der Austrian Bowl IX:
45:10 gegen Salzburg Bulls

Mike Haney gestaltete das Finale der laufenden Meisterschaft auf dem Rasen, Hugh Mendez führte seine Mannen aus Vorarlberg von der Sideline hockend wie Lou Holtz von der «Notre Dame». Haney hat als Quarterback der Dinos und Special Teamer hohen Anteil am Erfolg. Schon im ersten Ballbesitz des Spiels zeigte Haney seine Klasse und erzielte als Punt Returner über 60 Meter den ersten Touchdown (Conversion Ekrem). Das vorwiegend Wiener Publikum - rund 1 000 Zuschauer - hatte nach den Halbfinalniederlagen von Vienna Vikings gegen die Salzburg Bulls und der Union Rangers gegen eben den neuen Meister, wenig zu feiern, die Fans aus Vorarlberg, busweise vom Arlberg angereist, machten nach diesem Auftakt genug Stimmung und dominierten die Haupttribüne in der Wiener Südstadt.

 

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