HUDDLE Nr. 06 vom 11.02.1993

Wenn »Under-Dogs« gewinnen

Sympathie für die »Loser«

Nicht nur im Football gibt es Teams, die ständig und immer Haue beziehen, auch in anderen Sportarten: die Loser, die Underdogs. Aber wenn sie mal nach etlichen Niederlagen gewinnen, bricht eine Freude aus, als ob sie Weltmeister geworden wären. Beim Football ist in diesem seltenen Fall die Stimmungslage der Spieler zwar genauso wie beispielsweise beim Hockey oder Volleyball, aber das Bild, das sich dem Zuschauer bietet, ist wohl einmalig: Eine halbe Hundertschaft Menschen springen herum, umarmen sich, überschütten den Trainer mit Wasser, kurzum, sie sind nicht mehr Herr ihrer Sinne. Die Freudentränen fließen. Wüßte man es nicht besser, könnte man meinen, die Super Bowl wäre gewonnen worden.

 

Mississippi State Bulldogs:

Eine Beerdigung an der 50-Yard-Line

Die Spuren dieser Bulldoggen führen zurück zu den Footballparaden in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts. Nach einem 11:0-Sieg beim Footballmatch gegen den Rivalen Mississippi sollen dem Vernehmen nach Studenten einen Bulldoggen-Welpen gefunden haben und ihn während der gesamten Sieges-parade durch Jackson mitgeschleppt haben. 21 Jahre nachdem erstmals ein Welpe an den MSU-Aktivitäten teilnahm, das war dann schon 1926, tauchte erneut eine Bulldogge auf. Diesmal bei einer Pregame-Veranstaltung, anläßlich der alljährlichen Auseinandersetzung mit Alabama. Neun Jahre später wollten die »Jungs« endlich »ihr« richtiges, lebendiges Maskottchen. Der damalige Football-Coach Major Ralph Sasse wurde beauftragt, nach Memphis zu fahren, um eine Bulldogge anzuschaffen. »Die Jungs haben mich nach Memphis geschickt, um eine Bulldogge zu besorgen, die sie als Maskottchen haben wollen. Sie haben auch gleich eine Warnung veröffentlicht, daß sie nicht am nächsten Sonntag gegen Alabamas Crimson Tide in Tuscaloosa antreten werden, wenn ich nicht mit einem Hund zurückkäme«, ließ Sasse sich vernehmen. Das Spiel fand statt - Sasse brachte ja auch »Ptolemy« mit, den er von Freunden geschenkt bekam. Sasses Team hielt seinen Teil des »Handels« mit seinem Coach ebenfalls ein. Mehr noch, es beendete eine 20 Jahre währende Niederlagenserie gegen Crimson Tide mit einem 20:7-Sieg. Das war im Oktober 1935. Zum Leidwesen aller verstarb »Ptolemy« noch im selben Jahr - wie in den Annalen zu lesen ist, offensichtlich an einer Vergiftung. »Diätfehler« oder die Einwirkung von »Fremdhand« - auch solch böse Vergehen von Konkurrenten soll es gegeben haben, übrigens ebenso wie »Entführungen« von Maskottchen - waren nicht zu ermitteln. In einem Brief an das »Alumnus«-Magazin der Uni schrieb kurz darauf ein »Ehemaliger« namens Joe Rice Dockery anläßlich des Spiels gegen die Army, daß er Coach Sasse versprechen würde, eine weitere Bulldogge zu stiften, um die bestehende »Vakanz« zu füllen, wenn das MSU-Team gegen die Knights triumphieren würde. Nichts leichter als das. Die United States Military Academy Black Knights, oder auch einfach »Army«, wurden hoch eingeschätzt und waren bis dato in der damaligen Saison ungeschlagen. Dennoch gelang es Mississippi State überraschenderweise, einen 13:7-Sieg zu verbuchen. Dockery reiste umgehend nach Memphis und konnte sogar einen Bruder von »Ptolemy« erwerben, einen Hund aus dem selben Wurf. Er übergab das Tier an Coach Sasse, die Studenten waren begeistert. Der Hund erhielt den Namen »Bully«, ein Name, der von dem Zeitpunkt an von Bulldogge zu Bulldogge, von Maskottchen zu Maskottchen, »weitervererbt« wurde. Den Bulldoggen der ersten Generationen wurde viel Freiraum gewährt, sie sind auf dem Campus umhergestrichen, von Klasse zu Klasse, von Wohnheim zu Wohnheim. Alle waren gut genährt, war doch einer der Lieblingsplätze der Doggen die Cafeteria, wo sie immer auf die Freigiebigkeit der Studenten bauen konnten. Nach dem tragischen Ende von »Ptolemy« ereignete sich noch einmal 1939 ein solches, als der seinerzeitige »Bully« von einem Schulbus überfahren wurde. Der gesamte Campus der Universität trauerte um sein geliebtes Maskottchen. »Bully» wurde in einem Sarg mit gläsernem Deckel aufgebahrt und so zur Beerdigung getragen. Der Trauerprozession folgten hunderte von Studenten inklusive der 86 Musiker starken »Maroon Band«. »Bully« fand seine letzte Ruhestätte unter der Spielerbank an der 50-Yard-Linie auf dem Scott Field, dem Heimstadion der Bulldogs. Dort wurde er beerdigt. Das Ereignis war so bewegend, daß selbst das »Life«-Magazin Reporter schickte, die diese Trauerfeierlichkeiten »covern« sollten.

 

Georgia Bulldogs:

Von der Ziege auf den Hund gekommen

Wie man von den »Oldtimern« gehört haben soll, ist der Spitzname »Bulldogs« aufgrund der engen Beziehung entstanden, die die University of Georgia mit Yale hatte. Und Yales Sportteams sind weit und breit als »Yale Bulldogs« bekannt. Georgias erster Präsident, Abraham Baldwin, besuchte die Yale University und ganz nebenbei bemerkt wurden die älteren Gebäude auf dem Campus der Uni von Georgia nach Blaupausen von Yalegebäuden errichtet. Georgias erstes Masskottchen war allerdings keine Bulldogge, sondern eine Ziege, die erstmals anläßlich des Spiels gegen Auburn (Sie wissen ja: »Ein Eagle den sie Tiger nannten«! - HUDDLE 2/93) im Jahr 1892 eingeführt wurde. Die Ziege trug einen schwarzen Umhang, auf dem an beiden Seiten die großen roten Buchstaben »U« und »G« angebracht waren und einen Hut mit Bändern, die über die Hörner herunterhingen. Die Autoren der Geschichtsbücher konnten es sich übrigens nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, daß während des gesamten Spieles die Auburn-Fans »Shoot the billy goat« riefen. Fast 30 Jahre später, am 3. November 1920, konnte man erstmals von den »Georgia Bulldogs« lesen. In einem Artikel über die Spitznamen von Universitäten schrieb ein Mr. Morgan Blake im Atlanta »Journal«: »Der Name ‘Georgia Bulldog’ klingt gut. Eine Bulldogge hat eine gewisse Würde, ebenso wie ‘ferocity’ (Wildheit/Grausamkeit)«. Drei Tage nachdem der Artikel von Blake veröffentlicht war, konnte man in der Atlanta »Constitution« im Bericht über das Spiel gegen Virginia erneut die Bezeichnung »Bulldogs« für die University of Georgia finden. Der Sportjournalist erwähnte in dem Bericht den Namen gleich fünfmal. Fortan »stand« der Begriff. Heute ist kaum ein College-Maskottchen in Nordamerika besser bekannt als die »Georgia-Bulldogge«, die nun seit Jahren respekteinflößend mit großer Würde Georgias Seitenlinie bewacht.

 

Spannung bis zum Schluß

Saisonfinale in Hawaii geht in die Verlängerung

Beim Pro Bowl, dem alljährlichen NFL-Saisonfinale zweier All Star-Teams aus NFC beziehungsweise AFC, stehen traditionell die Auszeichnung der beteiligten Akteure und ein bißchen Urlaubsstimmung im Vordergrund. Die trat aber in diesem Jahr etwas zurück, absolvierten die Stars der NFL bei ihrer Zugabe doch »Überstunden«. Erstmals ging ein Pro Bowl in die Verlängerung: Die American Football Conference siegte vor 50.007 Zuschauern durch ein 33-Yard-Field Goal von Nick Lowery (Kansas City) nach drei Minuten und 47 Sekunden Overtime mit 23:20.

 

Vergangenheit und Zukunft

Ein Blick auf die besten Spieler der Saison 1992 nach Jahrgängen

Im Zuge des Rückblicks auf die abgelaufene College-Saison soll heute, nachdem in der vorletzten Ausgabe die »HUDDLE-Mannschaft des Jahres 1992« vorgestellt worden war, ein Blick auf die besten Spieler der Saison 1992 gegliedert nach Jahrgängen geworfen werden. In den nebenstehenden Kästen finden sich die nach Auffassung des HUDDLE jeweils 48 besten Spieler der Saison 1992 in den vier College-Jahrgängen.

 

Arena Football kam, sah und siegte

Hallenspektakel in Frankfurt kommt an - Fortsetzung im September in München

Viel Licht und wenig Schatten bekamen die am Ende alles in allem zufriedenen 7.238 Zuschauer bei der Deutschlandpremiere von Arena Football in der Frankfurter Festhalle zu sehen. Es wurde das versprochene Spektakel - wenngleich von den in den USA bekannten Umschreibungen für die AFL, »Rock’n’ Roll Football« und »50 Yard Indoor War«, nur erstere die Frankfurter Veranstaltung treffend wiedergibt. Zu deutlich konnte man erkennen, daß sowohl Detroit Drive als amtierender Champion und der Meister von 1991, Tampa Bay Storm, mit angezogener Handbremse zugange waren. Dieses soll aber nicht bedeuten, daß die Zuschauer keinen ernsten Sport geboten bekamen, aber den ultimativen Einsatz mit den »bone-crushing« Tackles in und vor allen Dingen über die Bande suchte man leider vergebens.

 

Zu schön, um wahr zu sein

Impressionen rund um den Super Bowl

Für die meisten Kalifornier und die zugereisten Fans sowie Journalisten begann der Super Bowl-Sonntag äußerst schleppend, denn die Woche vor dem Spiel der Spiele fand wie gewöhnlich in Tausenden von kleinen und großen Super Bowl-Parties am Sonnabend ihr rauschendes Ende. Eine der größten ihrer Art fand in Santa Monica statt, und Raiders-RB Marcus Allen konnte im Fernsehen durch Liveschaltungen seine Kommentatorfähigkeiten unter Beweis stellen und gleichzeitig für die drei Tage dauernde Party die Werbetrommel rühren. Wer nicht gerade durch Mundpropaganda von einer Feier erfuhr oder sogar das Glück hatte, im eigenen Hotel feiern zu können, der mußte Taxi fahren. Das teure Vergnügen lohnte sich auf jeden Fall, da über den Taxifunk die neuesten Fetennews von Taxifahrer zu Taxifahrer übermittelt wurden und sich bei eventuellen Unsicherheiten über den genauen Ort der Party sofort die Zentrale einschaltete, die auch über die kleinste Feierlichkeit Bescheid zu wissen schien. So kam es, daß nach einer in jeder Beziehung feuchten Nacht am Sonntag über Los Angeles und Pasadena, wie schon vor Wochen angekündigt, die Sonne lachte, während sich strapazierte Augenlider zu Sehschlitzen verengten und Tabletten in Wassergläsern vor sich hinsprudelten.

 

Die ausführlichen Texte und viele Informationen mehr

finden Sie in der vorgestellten HUDDLE-Ausgabe