Jahresrückblick 2006

Favoriten vorn

Der haushohe Favorit hat endlich triumphiert, so könnte man das Jahr 2006 in der NFL überschreiben. Wäre da nicht das Auf und Ab im Laufe der Saison für die Indianapolis Colts gewesen: Nach neun Siegen in Folge diskutierten alle Footballfans nur noch darüber, ob den Colts die Perfect Season gelingen könnte oder nicht. Und viele Beobachter hielten es für durchaus realistisch, dass sie die Nachfolger der legendären Miami Dolphins von 1972 werden könnten und nach über 30 Jahren als zweites Team ungeschlagen die Spielzeit beenden würden. Der Traum platzte am 19. November 2006 mit einer 14:21-Niederlage bei den Dallas Cowboys. Noch kein Beinbruch, mochte man denken, als in der Woche darauf das Heimspiel gegen die Philadelphia Eagles gewohnt souverän mit 45:21 gewonnen wurde. Doch dann folgte eine 17:20-Schlappe in Tennessee. Schon waren die ersten Zweifler auf dem Plan. Das Passspiel unter QB Peyton Manning sei überragend, aber das Laufspiel mangelhaft, merkten die Pessimisten an. Auch die Verteidigung sei, vor allem gegen das Laufspiel, nicht konkurrenzfähig. Als dann noch zwei weitere Niederlagen hinzukamen, sah sich diese Fraktion bestätigt, und die Colts galten plötzlich in den Playoffs als Außenseiter. Doch plötzlich war die Defense da. Gegen die Kansas City Chiefs spielte diese groß auf und verhalf dem Team zu einem deutlichen 23:8-Sieg. Aber was war mit der Offense? QB Peyton Manning zeigte unerwartete Schwächen und leistete sich drei Interceptions, dafür funktionierte das Laufspiel über Rookie-RB Joseph Addai, der 122 Yards und einen Touchdown erlief, vorzüglich. Verkehrte Welt. Doch sollte das gegen die Baltimore Ravens reichen? Ja, dank K Adam Vinatieri. Nicht weniger als fünf Field Goals verwandelte der ehemalige Patriot und erzielte damit alle Punkte seines Teams beim 15:6-Sieg.

Und dann folgte das AFC-Championship-Game gegen die New England Patriots. Ein Spiel, das in die Football-Annalen eingehen sollte. Schon alleine die Tatsache, dass zwei Touchdowns durch Fumble-Recoverys in der Endzone von OG Logan Mankins (Patriots) und C Jeff Saturday (Colts) erzielt wurden, darf als bemerkenswert gelten. Wenn dann dazu die Patriots Mitte des zweiten Viertels bereits mit 18 Punkten führen (Zwischenstand: 21:3) und zum Schluss nach einem dramatischen Spiel mit 34:38 den Colts unterliegen, dann kann man durchaus von einem an Spannung kaum zu überbietenden Spiel sprechen. Zumal der siegbringende Score in der Schlussminute durch RB Joseph Addai die erstmalige Führung für das Team aus Indianapolis bedeutete. 80 Yards bei zwei Minuten und 17 Sekunden Restspielzeit hatten Peyton Manning und seine Mitspieler dabei zu überwinden. Und selbst danach schien noch eine erneute Wende möglich, aber CB Marlin Jackson fing wenige Sekunden vor Schluss einen Pass von Patriots-QB Tom Brady ab und besiegelte damit das Schicksal derselben.

Auf in den Super Bowl XLI war danach das Motto für die Colts. Der Gegner hieß dort Chicago Bears. Diese hatten dank ihrer starken Defense die NFC dominiert und die Saison mit 13 Siegen bei nur drei Niederlagen mit einem Erfolgserlebnis mehr als ihr Gegner abgeschlossen. Im Divisional-Playoff-Spiel gegen die Seattle Seahawks war man dann allerdings kurz vor dem Ausscheiden. Erst mit einem 49-Yard-Field-Goal in der Verlängerung konnte K Robbie Gould den 27:24-Sieg sichern, nachdem er zuvor in der regulären Spielzeit mit einem 41-Yard-Treffer überhaupt erst die Overtime ermöglicht hatte. Leichter ging den Bears das NFC Championship Game von der Hand. 18:14 führte man nach dem dritten Viertel und machte dann mit einem 21:0-Quarter den Sack zum 39:14 zu. Der Ausgang des Super Bowls XLI schien also durchaus offen. Die starke Colts-Offense um QB Peyton Manning gegen die überragende Bears-Verteidigung hieß das Duell auf der einen Seite. Andererseits führte der eher durchschnittliche Bears-QB Rex Grossman seine Truppen gegen eine in den Playoffs stärker werdende, aber insgesamt auch nur durchschnittliche Colts-Defense. Bei strömendem Regen in Miami war dann schon alleine die Eröffnungsszene das Eintrittsgeld wert. Devin Hester nahm den Kickoff auf und beendete seine „Tournee“ durch die Colts-Verteidigung erst 92-Yards später in deren Endzone. 7:0-Bears, bereits nach wenigen Sekunden eine, vor allem im mentalen Bereich eine Vorentscheidung? Nein, auch wenn die Bears nach dem Anschluss-Touchdown durch WR Reggie Wayne mit einem 4-Yard-Pass auf WR Muhsin Muhammad erneut scoren konnten und nach dem ersten Viertel mit 14:6 in Führung lagen. Schon zu diesem Zeitpunkt überwog das Gefühl, dass die Colts das Spiel immer besser in den Griff bekamen. Noch vor der Halbzeit konnten sie dann auch durch ein Field Goal von Adam Vinatieri und einen kurzen Lauf von RB Dominic Rhodes mit 16:14 in Führung gehen. In der zweiten Halbzeit wurde bei unterirdischen Bedingungen immer deutlicher, dass die Bears dem kontinuierlichen Spielaufbau der Colts nichts mehr entgegensetzen können. Mit 29:17 hieß schlussendlich der Champion Indianapolis Colts. Und auch QB Peyton Manning konnte sein Image, dass er ein überragender Spielmacher sei, aber die wichtigen Spiele nicht gewinnen könne, abschütteln. Mit 25 gültigen von 38 Passversuchen für 247 Yards und einem Touchdown-Pass bei nur einer Interception zeigte dieser unter Berücksichtigung der widrigen Verhältnisse eine überdurchschnittliche Leistung und wurde zum MVP im Super Bowl XLI gewählt.

Unter dem Motto Operation Titelverteidigung lief die Saison in der GFL für die Braunschweig Lions. Kein ganz einfaches Ziel, wenn man 25 Abgänge zu beklagen hat, aber durchaus erreichbar, wenn man die Schlüsselposition unverändert mit Spielern wie QB Adrian Rainbow, WR Kelvin Love oder K Steffen Dölger besetzen kann. Wenn dazu Spieler des Kalibers von WR Olaf Fischer, WR Jörg Heckenbach und RB Bruce Molock neu zur Mannschaft stoßen, kann eigentlich fast nichts schief gehen, zumal auch Head Coach Kent Anderson weiter das Zepter fest in der Hand behielt. Man erwies sich dann auch allen Teams der GFL Nord mehr oder weniger deutlich überlegen, musste aber im Juli das Interconference-Spiel gegen die Marburg Mercenaries im Georg-Gaßmann-Stadion mit 28:38 abgeben. Eben jene Mercenaries, die man im Oktober, dann allerdings im heimischen Stadion, im German Bowl XXVIII erneut wiedertreffen sollte. Diese hatten während der Saison zwar zwei Niederlagen zu verzeichnen gehabt, aber ansonsten die GFL Süd ebenso klar beherrscht wie ihr Kontrahent die Nord-Gruppe. Dazu kamen in den Playoffs ein 62:0 Kantersieg gegen die Cologne Falcons und ein knapperer Erfolg, der aber deutlicher war, als es das Ergebnis aussagt: 33:20 gegen die Hamburg Blue Devils. Nach 13 Jahren stand also wieder einmal ein Südteam im German Bowl und nicht als krasser Außenseiter, sondern durchaus mit legitimen Chancen auf den Triumph. 15.897 Zuschauer, zum größten Teil natürlich aus Braunschweig, mussten dann aber doch weniger als befürchtet um ihre Lieblinge bangen. 18:6 zur Halbzeit und 25:13 nach dem dritten Viertel waren die Durchgangsstationen zum letztlich souveränen 31:13 Sieg der Braunschweig Lions. Zum fünften Mal wanderte der German Bowl damit zu den Niedersachsen. Auch der MVP des Spiels kam aus der Löwenstadt, DE Robert Flickinger.

Auch wenn die Galaxy vor der Saison eher als Außenseiter gehandelt worden war, hielt in Frankfurt das Gesetz der Serie: Jeder Head Coach des Teams holte spätestens im dritten Jahr seiner Amtszeit die World-Bowl-Kugel. Auch Mike Jones sollte dieses Kunststück gelingen. Dabei hatte die Spielzeit 2006 mit einer 6:10-Niederlage beim Erzrivalen Rhein Fire nicht sehr verheißungsvoll begonnen. Dem Heimsieg gegen die Hamburg Sea Devils sollte dann am dritten Spieltag eine weitere Auswärtsniederlage gegen Amsterdam folgen. Mit einer Bilanz von 1-2 schien Tabellenführer Rhein Fire (3-0) zu diesem Zeitpunkt schon weit enteilt zu sein. Aber dann kam die Galaxy-Zeit. Fünf Siege in Folge katapultierten das Team auf Rang zwei der Tabelle hinter den Amsterdam Admirals. Aber gegen eben diese geriet am neunten Spieltag die mögliche World-Bowl-Teilnahme noch einmal in Gefahr. Trotz deutlicher Überlegenheit verlor man das Match mit 12:17. Nur dank der Niederlage von Rhein Fire in Hamburg konnte man die Finalchance wahren. Die Düsseldorfer besiegten sodann am letzten Spieltag die Cologne Centurions souverän mit 21:10, die Galaxy war in Zugzwang, nur ein Sieg gegen Thunder konnte helfen. Und die Frankfurter zeigten Nerven – mit mehr Glück als Können bezwang man Thunder mit 14:13. Sollte das der richtige Einstieg für einen Sieg im World Bowl sein? Ja, denn auch dort sollte der Galaxy schon im Vorfeld das Schicksal in die Hand spielen. Die Amsterdam Admirals mussten ausgerechnet im Endspiel auf ihren Stamm-Quarterback Gibran Hamdan verzichten. Ersatzmann Jared Allen schlug sich dann in der LTU arena zu Düsseldorf achtbar, konnte aber die entscheidenen Akzente nicht setzen. Diese setzte auf Frankfurter Seite hingegen der für den verletzten RB Roger Robinson eingewechselte RB Butchie Wallace. Mit 143 Yards aus 18 Läufen, darunter ein 4-Yard-Touchdown-Lauf, holte er sich zudem den Titel des MVP. Vor allem seine Leistung und eine verstärkte Umstellung auf das Laufspiel brachten nach einem 2:7 Rückstand zur Halbzeit die Wende und den 22:7-Triumph im World Bowl XIV. Frankfurt Galaxy erreichte damit den vierten Titelgewinn in der Teamgeschichte.

Peyton Manning
QB Indianapolis Colts

 

Joseph Addai
RB Indianapolis Colts

 

Tom Brady
QB NE Patriots

 

Reggie Wayne
WR Indianapolis Colts

 

Muhsin Muhammad
WR Indianapolis Colts

 

Dominic Rhodes
RB Indianapolis Colts

 

 

Kelvin Love
WR BS Lions

 

Robert Flickinger
DE BS Lions

 

 

Gibran Hamdan
QB Admirals

 

 

Mike Jones
HC Galaxy