Jahresrückblick 1920

Der Profi-Football organisiert sich

Die Geburtsstunde des professionellen Footballs in den USA geht zurück in das Jahr 1892, als Pudge Heffelfinger von einem Team in Pittsburgh als erster Spieler Geld bekam (500 Dollar). Knapp drei Jahrzehnte später war der Profi-Football noch immer eine völlig unorganisierte Angelegenheit. Die Teams operierten nicht nach einheitlichen Regeln, Spieler wechselten ständig zwischen den Teams hin und her und spielten zum Teil parallel im College und bei den Profis, die Gehälter für die Spieler stiegen immer weiter an. Die Schaffung einer Dach-Organisation war nötig. Am 20. August trafen sich in Canton (Ohio) Vertreter der vier in Ohio beheimateten Teams Akron Pros, Canton Bulldogs, Cleveland Indians und Dayton Triangles und gründeten die American Professional Football Conference (APFC). Einen Monat später, am 17. September, gab es ein zweites Treffen in Canton, an dem neben den vier erwähnten Teams noch die Hammond Pros und Muncie Flyers aus Indiana, die Rochester Jeffersons aus dem Bundesstaat New York sowie die Decatur Staleys, Racine Cardinals und Rock Island Independents aus Illinois teilnahmen. Auf diesem Treffen wurde die Liga in American Professional Football Association (APFA) umbenannt (zwei Jahre später benannte die sich dann in National Football League um). Im Verlauf des Jahres 1920 stießen noch vier weitere Teams hinzu: die Buffalo All-Americans aus dem Bundesstaat New York, die Chicago Tigers, die Columbus Panhandles aus Ohio und die Detroit Heralds aus Michigan. Zum ersten Präsidenten wurde Jim Thorpe gewählt. Es wurde auch ein Mitgliedsbeitrag für die Teams von 100 Dollar festgelegt, der aber mehr symbolischen Charakter hatte. Er wurde von den Teams nie gezahlt.

Der Verlauf der ersten Saison der APFA war noch nicht richtig organisiert. Einen einheitlichen Spielplan gab es nicht. Die Teams bestritten so viele Spiele, wie sie wollten und gegen wen sie wollten, auch gegen Teams, die nicht der APFA angehörten. Das erste Spiel eines APFA-Teams gab es am 26. September mit der Partie Rock Island Independents gegen St. Paul Ideals (48:0), das erste Spiel zweier APFA-Teams gegeneinander am 3. Oktober mit der Begegnung Dayton Triangles gegen Columbus Panhandles (14:0). Ein Champion wurde zunächst nicht gekürt. Erst bei einem Liga-Meeting am 30. April 1921 wurde den Akron Pros als einzigem ungeschlagenen Team der Saison 1920 (acht Siege, drei Unentschieden) der Titel zugesprochen. Zweiter wurden die Decatur Staleys, die zehnmal gewannen, einmal verloren (6:7 gegen die Chicago Cardinals) und zweimal 0:0 spielten (gegen Akron und Rock Island).

Das Top-Team im College Football war California. Die Golden Bears spazierten regelrecht durch die Regular Season (acht Siege, 382:14 Punkte) zur Championship in der Pacific Coast Conference. Anschließend machten sie im Rose Bowl auch mit dem Champion der Big Ten Conference, Ohio State (Regular-Season-Bilanz: 7-0), kurzen Prozess, obwohl der von den Experten favorisiert worden war. California legte eine 21:0-Halbzeit-Führung vor und gewann letztlich mit 28:0. Eine so genannte "Perfect Season" lieferte auch Notre Dame ab (Bilanz: 9-0). In Erinnerung blieb diese Saison aber vor allem, weil George Gipp, einer der besten Spieler in der Geschichte der Fighting Irish, beim 33:7 gegen Northwestern in der vorletzten Partie sein letztes Spiel bestritten hatte. Gipp starb knapp drei Wochen nach Ende der Saison im Alter von 25 Jahren in Folge einer Streptokocken-Infektion.

 

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